Auf den Spuren des Malers Paul Gauguin, der Ende des 19. Jahrhunderts an das europäische „Ende der Welt“ zog – und dort mit neuen Impulsen die Kunstwelt revolutionierte!
Es ist im wahrsten Sinn des Wortes ein malerisches Fleckchen Erde, in das der am 7. Juni 1848 in Paris geborene Paul Gauguin auszog, um sein einträgliches Leben als Börsenmakler samt Frau und Kinder hinter sich zu lassen, um hier sein künstlerisches Glück zu suchen. In jenem westlichsten kontinentalen Département Frankreichs, dem sogenannten „Finistère“ (Finis terrae, Ende der Welt) in der Region Bretagne, wo viele Maler Ende des 19. Jahrhunderts auf ihrer rastlosen Suche nach neuen, exotischen Motiven fündig wurden.
Doch waren es nicht nur das besondere Licht und die un-verbaute industrielose Landschaft rund um das Städtchen Pont-Aven, einst 14 Bahn-Reisestunden von der pulsierenden Hauptstadt Paris entfernt, was Gauguin, Émile Bernard oder Paul Sérusier anzog: „Es war hier auch viel günstiger zu leben und zu arbeiten“, erklärt Evelyn Benesch vom Kunstforum Wien, die die neue Ausstellung „Gauguin – Unexpected“ (ab 3. Oktober), kuratiert. Die erste große Retrospektive in Österreich seit 1960, die Gauguin von seinen Anfängen als Postimpressionist bis hin zu seiner Vorreiterrolle als einer der Väter der Moderne begleitet.
In Pont-Aven setzte Paul Gauguin neue und vor allem radikale Maßstäbe, erklärt Benesch. Er experimentierte mit knalligen, plakativen Farben und steckte auch seine Kollegen mit jenem bahnbrechenden Stil an, der später als „Schule von Pont-Aven“ in die Kunstgeschichtsbücher eingehen und den Symbolismus einläuten sollte.
Auf die Spuren von Paul Gauguin begibt man sich am besten von Brest aus nach Pont-Aven in die „Stadt der Maler“
Tipps: Hotel La Pension du Moulin, Restaurant Rosmadec le Moulin, Doëlan – Le Poldou: Gauguin-Museum „Maison Marie Henry“, ein großes Museum wird im Juni 2025 eröffnet
ALLE INFOS ZU DEN DESTINATIONEN
Ausstellung: „Gauguin – Unexpected“ ab 3. Oktober – Info: www.kunstforumwien.at
Die malerisch an dem Flüsschen Aven gelegene 2800-Seelen-Gemeinde schlachtet diesen Umstand an jeder Ecke aus, die pittoresken Gässchen rund um die Pension Gloanec, die den Malern als Herberge und kreativer Sammelplatz diente, sind gesäumt von Galerien, die von der Kleckserei bis zur feinen Radierung nahezu alles feilbieten. Geschmacklich nicht immer am Punkt – ganz im Gegensatz zum Michelinstern-prämierten Restaurant Rosmadec le Moulin, wo Chefkoch Sébastien Martinez mit einem wunderschönen in Buttermilch badenden grünpfeffrigen Muschelgericht eine geschmacksexplosive Hommage an Gauguins berühmte Südsee-Bilder auf die Teller malt.
Beim anschließenden Verdauungsspaziergang flaniert man dann am Fluss entlang durch das „Liebeswäldchen“, den „Bois d’Amour“, wo Gauguin seinem Malerfreund Sérusier eine wegweisende Malstunde erteilte, aus der dann dessen Gemälde „Der Talisman“ hervorging – hinauf zur Kapelle von Trémalo, deren Kruzifix Gauguin zu seinem berühmten gelben Christus inspirierte, der sich auf mehreren seiner Gemälde wiederfindet.
An der von schroffen Felsen und leuchtend weißen Sandstränden gesäumten Küste rund um den malerisch gelegenen Ort Doëlan mit seinem von gestreiften Leuchttürmen bewachten Bilderbuchhafen, bunten Fischerbooten und den weiß gekalkten typischen bretonischen Steinhäusern fand Gauguin, der später in der Südsee ein vermeintliches „exotisches Paradies“ suchte, weitere Orte, die er auf die Leinwand bannte.
Und jede Menge kulinarische Leckerbissen, vorzugsweise in Form frischer Austern, wie man sie auch im Familienbetrieb Huitres Morvan in Merrien findet. „Nein“, lacht Juniorchef Damien Struillou, „ob und wie viele Austern Gauguin gegessen habe“, wisse er nicht, während er uns seine für die Region typischen Belon-Austern zur Verkostung aufknackt. Aber dass Gauguin Kulturinteressierte aus aller Welt in die Bretagne lockt, die sich auf den „Chemin des Peintres“, den Weg der Maler, begeben, um jene unvergleichliche Atmosphäre am Ende der Welt zu inhalieren.
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