„Krone“-Wahlreportage

Kopf-an-Kopf-Rennen hielt Niederösterreich in Atem

Niederösterreich
29.09.2024 21:40

Die ÖVP lief erstmals Gefahr, das schwarze Kernland an die FPÖ zu verlieren. Die Trendwende stellte sich erst am späten Sonntagabend ein. Gewendet hat sich das politische Blatt auch bei den Kleinparteien: Denn die Neos positionierten sich vor den Grünen.

Gestern um 17 Uhr standen die Zeichen noch auf politischem Wandel in NÖ. 413 Gemeinden waren beim offiziellen Wahlschluss bereits ausgezählt. Die ÖVP hatte in diesen 34 Prozent erreicht, die FPÖ 31, die SPÖ nur noch 17,5. Die Hochrechnung wies zu diesem Zeitpunkt aber auch im größten Bundesland die FPÖ schon auf Platz 1 aus.

Mikl-Leitner sagte knappes Ergebnis voraus
Am Morgen hatte ÖVP-Landesparteiobfrau Johanna Mikl-Leitner noch optimistisch gen Himmel geblickt: „Ein ideales Wetter zum Wählengehen, nicht zu heiß und nicht zu kalt.“ Die Landeshauptfrau spazierte noch vor dem Frühstück mit ihrem Mann Andreas Mikl und Hund „Milou“ in Klosterneuburg zum Wahllokal – und wusste schon: „Es wird sicher knapp. Aber ich denke, dass die Volkspartei am Ende vorne sein wird.“

Vor dem Wahllokal gab es noch Gespräche mit Bürgern – Hochwasser, Wiederaufbau, Arbeitsplätze und „Leistung muss sich lohnen“ sind die vorrangigen Themen. Nach der Abgabe der Stimmen ging es wieder nachhause, wo mit den beiden Töchtern ausgiebig gefrühstückt wurde. Davor kaufte die Landeshauptfrau noch eine „Krone“. Danach fuhr Mikl-Leitner zuerst nach St. Pölten und dann nach Wien.

Noch gut gelaunt: Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) mit Mann Andreas am Weg zum Wahllokal. (Bild: Antal Imre/Imre Antal)
Noch gut gelaunt: Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) mit Mann Andreas am Weg zum Wahllokal.

Landbauer hatte gute Laune den ganzen Tag
Gutgelaunt und pünktlich um 10 Uhr erschien Niederösterreichs FPÖ-Chef Udo Landbauer – diesmal alleine – im Wahllokal in Wiener Neustadt. Nach dem gemeinsamen Mittagessen bleibt noch Zeit mit der Familie: „Dann geht es für mich ins Büro, wo ich mit meinem Team die ersten Hochrechnungen verfolge“, schildert Landbauer. Im Gegensatz zum Endergebnis ist eines schon am Vormittag gewiss: „Später geht’s dann zur FPÖ-Wahlfeier nach Wien.“

Vorfreude aufs Feiern am Abend: FPÖ-Chef Udo Landbauer. (Bild: Seebacher Doris/Doris_SEEBACHER)
Vorfreude aufs Feiern am Abend: FPÖ-Chef Udo Landbauer.

Verkühlter Hergovich mied Parteizentralen
Eine Stunde nach Wahlschluss sind 58 Prozent der Stimmen in NÖ ausgezählt. Die ÖVP liegt noch immer knapp vor der FPÖ. Die Hochrechnung prognostiziert aber noch immer einen Führungswechsel.

Acht Stunden zuvor wollte SPÖ-Landesparteivorsitzender Sven Hergovich zwar keine Prognosen, aber seine Stimme in der St. Pöltner Krankenpflegeschule abgeben. Nur soviel verriet er: „Ich gehe von einem guten Ergebnis für Andreas Babler aus.“ Aus NÖ werde dazu ein „wichtiger Beitrag kommen“. Überzeugen wollte sich Hergovich davon – für einen Parteichef ungewöhnlich – von zu Hause aus. Denn wegen einer Verkühlung kam er am Wahlabend weder in die St. Pöltner noch die Wiener Parteizentrale.

Am Vormittag konnte Sven Hergovich (SPÖ) noch lächeln. (Bild: Molnar Attila/Attila Molnar)
Am Vormittag konnte Sven Hergovich (SPÖ) noch lächeln.

Collini freute sich über pinkes Plus
„Wir sind bis zuletzt gelaufen“, sagte eine gut gelaunte Indra Collini am Sonntag vor ihrem Wahllokal in Brunn am Gebirge im Bezirk Mödling. Die positive Stimmung der Neos-Chefin lag vermutlich auch an ihrer Begleitung – denn erstmals konnten auch ihre Kinder Emma (18) und Kilian (19) eine Stimme bei der Nationalratswahl abgeben. Collini: „Niemand will, dass die nächste Bundesregierung weiterwurschtelt wie bisher. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass es heute ein gutes Ergebnis für uns wird.“

Indra Collini mit Tochter Emma (18) und Sohn Kilian (19) (Bild: Neos)
Indra Collini mit Tochter Emma (18) und Sohn Kilian (19)

Es sollte jedenfalls ein stabiles bleiben: Das leichte Plus – und Platz 4 – für die Pinken will man bei den Gemeinderatswahlen im Jänner zum Trend machen.

Grünen-Chefin Krismer wollte nicht baden gehen
„Heute wählt Österreich. Wichtig!“, trieb die Grüne Landessprecherin Helga Krismer am Sonntag ihre Follower im Internet zur Wahlurne. Nicht ohne im selben Atemzug zu betonen, dass im Strandbad ihres Heimatortes Baden an diesem Tag auch Badeschluss war. Dort ließ sich die Vizebürgermeisterin ihr Frühstück schmecken, zog aber keine Bahnen mehr im herbstlich viel zu kühlen Nass.

Grüne Spitze: Krismer und Götze (Bild: Molnar Attila/Attila Molnar)
Grüne Spitze: Krismer und Götze

Baden gegangen ist indes die Bundespartei nach fünf Jahren in der Regierung. Zwar bewegte sich das Minus in Niederösterreich bei Redaktionsschluss im Bundesschnitt, aber auch zwischen Enns und Leitha fielen die Grünen hinter die Neos zurück auf den fünften Platz. In Mandaten ausgedrückt: Die Grünen schicken nur mehr zwei, statt wie bisher vier Nationalräte nach Wien.

Bis zum Schluss ging es ganz eng her
Um 19.40 Uhr gab es auch in der Hochrechnung die Wende. Erstmals an diesem Abend schob sich da die ÖVP mit 29,9% vor die FPÖ (29,3%). Die Sozialdemokraten hatten sich zu diesem Zeitpunkt auf 20,1 Prozent gesteigert, die Neos auch in Niederösterreich die Grünen mittlerweile klar überholt. Bier-Partei und Kommunisten spielten in NÖ bei der gestrigen Wahl keine Rolle, die Kleinstparteien – Liste Petrovic, GAZA, MFG, Keine – kamen bis Redaktionsschluss nicht über ein Prozent.

Porträt von Niederösterreich-Krone
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