Der Haslauer-Pakt brachte 2023 die Blauen in Regierung. Heute hat die FPÖ die Schwarzen mit kaum noch vier Prozent Rückstand in Reichweite. Dennoch spricht Landeshauptmann Wilfried Haslauer von einem „ordentlichen Ergebnis“. David Egger (SPÖ) blickt indes zornig Richtung. Bundeshauptstadt
Die ÖVP darf sich im Bundesland Salzburg weiterhin auf den größten Wählerzuspruch stützen. Mit 31,7 Prozent bleibt man die Nummer eins. Selbst durch die schwarze Politbrille geblickt, bleibt diese Tatsache nach der gestrigen Nationalratswahl aber die einzige positive Nachricht. Gegenüber den historischen 46,4 Prozent 2019 mussten die Konservativen in der Salzburger Wählergunst ein Minus von 14,6 Prozent hinnehmen.
Der Lungau etwa ist erstmals in der Geschichte blau gefärbt. Den kalten Atem der Herbert-Kickl-Partei, die österreichweit an die Spitze gehüpft ist, spürt man unweigerlich im Nacken. Und das nur ein Jahr nachdem Wilfried Haslauer nach anfänglich entschiedener Ablehnung den Blauen gegenüber ebenjene zum Juniorpartner in der Landesregierung gemacht hat.
„Es ist ein ordentliches Ergebnis für uns und dank der hohen Wahlbeteiligung ein guter Tag für die Demokratie“, umschiffte Haslauer eine negative Bewertung. Der Landeshauptmann verwies zudem darauf, dass man im Vergleich mit den traditionellen ÖVP-Hochburgen Tirol, Vorarlberg, Niederösterreich sowie Oberösterreich als stärkstes ÖVP-Bundesland hervorging. Die Wahlbeteiligung war mit 76 Prozent passabel.
„Keiner will eine Koalition der Gescheiterten“
Gelassen und gleichzeitig hoch erfreut zeigte sich der große Wahlsieger: „Die Leute wollen Veränderung und einen Volkskanzler Kickl“, stellte im Sternbräu mit Volker Reifenberger Salzburgs FPÖ-Spitzenkandidat fest. Das Plus gegenüber 2019 von 14,3 freute auch Marlene Svazek. Die Landespartei-Chefin sprach von einem historischen Ergebnis und will ihre Partei auch auf Bundesebene in Regierungsverantwortung sehen: „Eine Koalition der Gescheiterten wollen die Österreicher sicher nicht mehr.“
Einen dicken Dämpfer gab es auch die SPÖ. Landespartei-Chef David Egger und Kollegen verbuchen zwar Minigewinne. 16,7 Prozent bedeuten für die Sozialdemokraten dennoch das historisch zweitschlechteste Resultat: „Wir haben einen ernst zu nehmenden Denkzettel erhalten“, analysierte Egger und blickte grantig Richtung Wien und SPÖ-Chef Babler. Und bestätigte erneut, dass Salzburgs Rote nicht zu den größten Babler-Freunden zählen.
Während sich die Neos zumindest über ein kleines Plus und im Bund wie im Land über Rang vier freuten, mussten die Grünen ein Drittel ihrer Stimmen abgeben, Rang fünf hinnehmen.
Die KPÖ fuhr zwar mit etwas mehr als drei Prozent das beste Bundesland-Resultat ein, konnte an die starke Gemeinderatswahl aber nicht anschließen.
Ein blauer Stich ins schwarze Herz, Kolumne von Philipp Grill
Die Nationalratswahl 2019: Sebastian Kurz ist am Höhepunkt seiner Polit-Karriere angekommen. Mit ihm war die Volkspartei österreichweit im Höhenflug. Im Lungau und im Pinzgau wählten damals mehr als 50 (!) Prozent türkis. Fünf Jahre später sieht die politische Landkarte ganz anders aus. Die ÖVP ist der Wahlverlierer, die FPÖ der große Triumphator. Jene, die den Schwarzen den Rücken kehrten, wählten jetzt die Freiheitlichen. Der Lungau ist das beste Beispiel: ÖVP minus 17,2 und Platz eins verloren, FPÖ plus 17,8 und somit stärkste Kraft. Ein blauer Lungau ist ein tiefer Stich ins schwarze Herz.
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