„Angsbarometer“

Was die Bevölkerung von Wiens Politik einfordert

Wien
30.09.2024 14:15

Österreich hat ein neues Parlament gewählt, und knapp ein Jahr später steht in Wien die Landtagswahl an. Was beschäftigt die Bevölkerung? Welche Probleme müssen gelöst werden? Die „Krone“ hat sich aktuell umgehört.  

Ein Fünftel der zur Nationalratswahl zugelassenen Wähler wohnt in Wien. Im Rathaus wird man daher einen genauen Blick auf die Ergebnisse werfen. Denn in gut zwölf Monaten schreiten die Wiener erneut zur Urne. Einige Bezirke könnte man als „Battleground States“ bezeichnen. Zum einen, weil sie aufgrund der Einwohnerzahl die Machtverhältnisse deutlich beeinflussen können, zum anderen, weil manche Bezirksvorsteher alles andere als sicher im Sessel sitzen.

Worüber machen sich die Wiener Sorgen?
Doch welche Beweggründe haben die Hauptstädter, um zur Wahl zu gehen? Welche Themen beschäftigen die Menschen? Wir haben uns die Tage vor der Nationalratswahl auf der Straße umgehört. Zudem erlaubt der jüngste Integrationsbarometer des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) einen spannenden Blick durch das Schlüsselloch der Österreicher.

Darüber machen sich die Österreicher Sorgen (Bild: Krone KREATIV/Stock Adobe)
Darüber machen sich die Österreicher Sorgen

Teuerungen, Bildung und Zuwanderung als Themen
Das drängendste Sorgenthema für die Menschen ist nach wie vor die Inflation – das zeigt auch eine Straßenumfrage der „Krone“. Wiener Reinhard L.: „Mein Hauptwahlgrund ist Unzufriedenheit, vor allem mit der Teuerung.“ Niklas Langer: „Auch leistbares Wohnen, gerade für uns junge Menschen, ist mir sehr wichtig.“ 72 Prozent der Befragten machen sich sehr oft oder oft Sorgen über Preise für Strom, Heizen und Lebensmittel. Hier kann die Stadt als größter Vermieter und Eigentümer von Österreichs größtem Energieunternehmen vermutlich punkten. Doch wird das reichen? Christine Sch.: „Soziale Kompetenz zählt für mich, dazu leistbares Wohnen und die Teuerung. Wer das aus meiner Sicht am besten umsetzt, den wähle ich.“

(Bild: Krone KREATIV/Stock Adobe)

Zusammenleben stark belastet
Das Thema Migration bleibt ein Dauerbrenner. Stichwort: Familiennachzug, Sprachförderung und die Mindestsicherung sind die Baustellen. Österreich kann den Zuzug von Flüchtlingen und Asylsuchenden derzeit aus Sicht einer Mehrheit von 65 Prozent sehr oder eher schlecht bewältigen. Die jüngsten Gewaltexzesse unter Clans werden die Bewertung des Zusammenlebens mit Flüchtlingen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zum Besseren beeinflussen.

Wien fällt bei Bildung zurück
Zuwanderung ist untrennbar mit dem Thema Bildung verbunden. Die macht zwar laut „Angstbarometer“ den Menschen weniger Sorgen, sie beschäftigt aber unsere Leser. Dajana F.: „Ich habe zwei Kinder, und die Situation in den Kindergärten ist dramatisch. Es gibt zu wenig Personal, hier muss die Regierung eine Lösung finden.“ Brigitte Kammerer bringt es auf den Punkt: „Die Schulen in Wien und die Zuwanderung sind katastrophal. Ich befürchte, dass meine Enkelkinder eine andere Welt vorfinden als ich damals.“

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Die Bildung braucht einen ganz anderen Stellenwert, als sie jetzt hat. Das ist schließlich unsere Zukunft. Wir brauchen dafür mehr Budget und endlich auch mehr Ressourcen. Noch immer fließt zu viel in die Verwaltung.

(Bild: Jöchl Martin)

Birgit Goschler, Schuldirektorin

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Ich bin in Finnland geboren, für mich sind europäische Themen wichtig – damit Österreich nicht den Anschluss verliert. In Wien ist mir Bildung ein Anliegen. Wie viel die Eltern verdienen, darf das nicht beeinflussen.

(Bild: Antal Imre/Imre Antal)

Regina l., (58), Angestellte

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Ausländerpolitik interessiert mich nicht, es gibt überall solche und solche, und Umweltschutz? In der Ukraine wird geschossen! Mein Hauptwahlgrund ist Unzufriedenheit, vor allem mit der Teuerung.

(Bild: Antal Imre/Imre Antal)

Reinhard L., (62), Pensionist

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Soziale Kompetenz zählt für mich, dazu leistbares Wohnen und Kampf gegen die Teuerung. Egal, ob Nationalratswahl oder Wien-Wahl. Wer das aus meiner Sicht am besten umsetzt, den wähle ich. 

(Bild: Antal Imre/Imre Antal)

Christine Sch., Pensionistin

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Durch meine Situation sind mir Rechte von Behinderten sehr wichtig, aber auch die Asylpolitik, leistbares Wohnen und die Wirtschaft. Das sind meine Themen, egal, ob in der Bundes- oder Landespolitik.

(Bild: Antal Imre/Imre Antal)

Markus S., (46), berufsunfähig durch Behinderung

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Ich habe zwei Kinder, und die Situation in den Kindergärten ist dramatisch. Es gibt zu wenig Personal, hier muss die Regierung eine Lösung finden. Auch das Wohnen in Wien ist zu teuer. Als Familie kann man sich das kaum leisten.

(Bild: Jöchl Martin)

Dajana F., Angestellte

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Ich lebe gerne in Wien, aber natürlich gibt es in der Stadt und landesweit einige Baustellen. Was ich mir von der neu gewählten Regierung erwarte, ist, dass sie die Mittelschicht wieder stärken. Nur so kann es bergauf gehen.

(Bild: Jöchl Martin)

Maresi N., Angestellte

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Ich wünsche mir, dass in der Regierung weniger gestritten und mehr zugehört wird. Die Schulen in Wien und die Zuwanderung sind katastrophal. Ich befürchte, dass meine Enkelkinder eine andere Welt vorfinden als ich damals.

(Bild: Jöchl Martin)

Brigitte Kammerer, Pensionistin

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Wien soll weiterhin lebenswerteste Stadt der Welt bleiben. Von der Politik erwarte ich mir, dass die guten Öffis weiter ausgebaut werden. Auch leistbares Wohnen, gerade für uns junge Menschen, ist mir sehr wichtig.

(Bild: privat)

Niklas Langer, Angestellter

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Als gebürtige Ukrainerin macht mir der Krieg in meinem Heimatland große Sorgen. Österreich sollte seine Neutralität nutzen und könnte als Vermittler auftreten. Vielleicht mit Friedensgesprächen in Wien.

(Bild: privat)

Olena Turchynska, Angestellte

Politik sollte genau hinschauen
Es zeigt sich, viele Themen aus dem Nationalratswahlkampf werden uns auch bei der Wahl in Wien begleiten. Es wird sich zeigen, wie die Parteien die kommenden Monate nutzen. Für manche könnte das aktuelle Ergebnis ein Weckruf gewesen sein. 

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