Der oberösterreichische Schauspieler Thiemo Strutzenberger war bisher in Deutschland und in der Schweiz engagiert. Nun gehört er zum Ensemble des Burgtheaters. Vor seinem Wien-Debüt mischt er noch bei der Kulturhauptstadt mit, bei einem Theaterpojekt mit Christoph Schlingensiefs Operndorf in Burkina Faso.
„Kreative Begegnungen statt Kolonialismus“ ist das Motto des Kulturhauptstadt-Projekts „Deconfining Arts/Kunst-Entschärfung“, im Kern ein Theaterfestival in Bad Ischl (9. bis 13. 10.), das Nationen und Kontinente verbindet.
Thiemo Strutzenberger (42), der aus Kirchdorf/Krems stammt, wurde mit Sidiki Yougbaré, einem Theatermacher aus Christoph Schlingensiefs Operndorf in Burkina Faso, Afrika, zusammengespannt. Ihre Begegnung haben beide in Texte gegossen. Diese kommen am Mittwoch, 9. Oktober, als Stück „Inbox/Salz & Säulen“ im Lehár-Theater zur Uraufführung. Strutzenberger steht zwar nicht auf der Bühne, wird aber im Publikum sitzen, wie er im „Krone“-Talk berichtet.
„Krone“: Sie haben mit Sidiki Yougbaré zusammengearbeitet. Wie sind Sie vorgegangen und was hat Sie besonders interessiert?
Thiemo Strutzenberger: Wie wir die Zusammenarbeit gestalten wollten, war völlig uns überlassen. Wir haben uns darüber gefreut, aber auch besprochen, wie wir das ohne Übersetzer eigentlich anstellen sollen. Gleichzeitig wurde es dann wirklich eine schöne Möglichkeit, etwas zu entwickeln. Wir haben uns in Bad Ischl getroffen, um einander kennenzulernen und uns zu verständigen. Unsere Texte haben nun das Potenzial von Begegnungen.
Hat sich auch eine Freundschaft entwickelt?
Die Sprachbarriere und die Distanz lassen uns das eher nicht wirklich leben. Obwohl wir uns sicher als Freunde sehen. Wir hätten das vertiefen können, wenn wir – wie es eine erste Idee gewesen ist – die Texte gemeinsam inszeniert hätten. Aber die Proben am Burgtheater haben nun schon begonnen und darum war mir das leider nicht möglich. Die Regisseurin Polina Solotowizki erarbeitet es mit Sidiki Yougbaré sicher auf eine tolle Art und Weise.
Was erwartet das Publikum am 9. Oktober im Lehár-Theater in Bad Ischl?
Also „Inbox“ ist der Titel von Sidikis Text, „Salz & Säulen“ heißt hingegen meiner. Der Titel „Inbox/Salz & Säulen“ ergibt sich aus der Kombination von beidem. Aber was wird zu sehen sein? Ich habe offen gestanden keine Ahnung. Ich weiß, dass die Texte verbunden werden, ineinander geschachtelt, dass es wohl ein auch aufwendiger Prozess ist und mit unterschiedlichen Vorstellungen gearbeitet wird. Es ist sicher ein Experiment. Ich lasse mich selbst überraschen.
Sie sind ja aus Kirchdorf, waren lange in Deutschland und der Schweiz. Sie spielen und schreiben Dramatik, gehören nun zum Ensemble des Wiener Burgtheaters. Sind Sie mehr Autor oder mehr Schauspieler? Wie sehen Sie sich künstlerisch?
Ich bin definitiv mehr Schauspieler geworden, denke ich. Durch die Aufgaben, die immer größer und aufwendiger geworden sind, ist mein Bedürfnis, mich noch unbedingt anderweitig auszudrücken, vielleicht etwas geringer geworden. Mein Autoren-Ich hab ich also etwas auf die Wartebank platziert, bis es wieder Zeit hat und die Notwendigkeit spürt, etwas anderes zu entwickeln.
Worauf freuen Sie sich gerade besonders?
Darauf meine neuen Kolleginnen und Kollegen an der Burg kennenzulernen, und mit ihnen neue Seiten des Berufs zu erforschen. Diese Spielgemeinsamkeit zu erleben – das kann ja etwas sehr Besonderes sein. Und: Ich freue mich auch darauf, wieder in Wien anzukommen.