Ach, übrigens...

Don’t Cry for Me Argentina

(Bild: AP)

„Krone Vorarlberg“-Autor Harald Petermichl hat sich für die neueste Ausgabe seiner Kolumne „Ach, übrigens...“ auf die Suche nach Mausoleen gemacht. Während er in der Steiermark sehr schnell fündig wurde, tat er sich im Westen schwer. Fast so schwer in Argentinien. Doch dort wird nun Abhilfe geschaffen – bleibt nur zu hoffen, Andrew Lloyd Webber kommt nicht auf blöde Ideen.

Für jemanden, der in der Steiermark lebt, ist die Sache recht einfach. Sollte nämlich der Drang, unbedingt ein Mausoleum besichtigen zu wollen, gar nicht zu bändigen sein, gibt es mit dem Mausoleum Kaiser Ferdinands II. in der Landeshauptstadt, dem Mausoleum Ehrenhausen und dem Habsburger Mausoleum in der Marktgemeinde Seckau gleich drei Alternativen, zwischen denen man an einem verregneten Wochenende wählen kann. Lediglich Niederösterreich kann mit ebenfalls drei Angeboten noch einigermaßen mithalten, Richtung Westen wird es aber ganz finster und es gilt – Österreich ist bekanntlich breit – wohl oder übel, weite Reisen auf sich zu nehmen, um lange verstorbenen Prominenten in ihren posthumen Eigenheimen die Ehre zu erweisen.

Argentinisches Brachland
Auf dem amerikanischen Kontinent stellt sich das noch schwieriger dar, denn es gibt zwar beispielsweise das Bob-Marley-Mausoleum in Nine Miles, das Che-Guevara-Mausoleum im kubanischen Santa Clara und sonst noch eine Handvoll dieser Prachtbauten, aber Argentinien etwa kann seinen fast 50 Millionen Einwohner:innen diesbezüglich bisher gar nichts bieten. Das wird sich jetzt rasch ändern, denn ein Gericht in San Isidro hat vor ein paar Tagen entschieden, dass die sterblichen Überreste von Diego Armando Maradona Franco zum Monatsende vom Privatfriedhof Jardin Bella Vista in das eigens errichtete Mausoleum „Memorial del Diez“ (Gedenkstätte der Nummer 10) auf der Explanada del Bajo, einem breiten Grünstreifen neben einer Schnellstraße gleich beim Präsidentenpalast (dort war 2020 schon Maradonas Leichnam aufgebahrt) überführt werden.

Droht nun ein Musical?
Gut, wenn es den Töchtern Dalma und Gianinna gleichermaßen wichtig ist wie Maradonas ehemaliger Lebensgefährtin Veronica Ojeda, die zu diesem Behufe das Gericht angerufen hatten, soll das so sein, denn schließlich gibt es im fußballverrückten und zur Kickerverehrung neigenden Südamerika mit dem Pelé-Mausoleum im brasilianischen Santos bereits etwas Ähnliches, auch wenn sich dieses in einem vierzehnstöckigen Hochhaus-Friedhof namens „Memorial Necropole Ecumenica“ befindet und keinen eigens errichteten Prachtbau darstellt. Allerdings lässt einen die tief sitzende Sorge nicht los, dass der unvermeidliche Andrew Lloyd Webber, der aus allem, was nicht bei Drei auf dem Baum ist, ein Musical macht und der mit „Evita“ schon mal einen argentinischen Stoff verwurstet hat, auf dumme Gedanken kommt. Denn ein dreistündiges Musical mit dem Titel „Hand of God“ wäre tatsächlich nicht das, worauf die Musikwelt bisher vergeblich gewartet hat.