Nicht verstanden. Ach was haben wir nicht alles allein seit dem Wahlsonntag vor einer Woche zu hören bekommen. Rechtfertigungen, Selbstbejubelungen, manch Unfug. Vor der Wahl hörten wir von den Kandidaten, wenn sie zu möglichen Koalitionen befragt wurden, zunächst sei der „Souverän“, also der Wähler am Wort. Und was passiert, wenn der Wähler seine Stimme abgegeben hat? Dann interpretiert jede Partei das Votum allein zu ihren Gunsten. Als hätten vergangenen Sonntag alle dazugewonnen. Dabei haben da einzig die Freiheitlichen (gewaltig) und die Neos (ein bisschen) ihren Stimmanteil vergrößern können. Haben nun, nachdem der Souverän entschieden hat, die mehr oder weniger Gewählten verstanden, was die Wähler wollten? Die freiheitlichen Sieger leiten von ihrem Ergebnis ab, dass die Österreicher Herbert Kickl als Kanzler wollen. Dafür hätte er aber nicht 28, sondern 50 Prozent gewinnen müssen. Die Noch-Kanzlerpartei ÖVP meint, weil sie ein besseres Ergebnis erzielte als vor ein paar Monaten prognostiziert, sei sie auch ein Gewinner. Die Babler-SPÖ: ohnehin ein Sonderfall. Haben die Politiker die Stimme Österreichs gehört? Man muss auch eine Woche nach der Wahl befürchten: Sie haben es noch immer nicht verstanden.
Unter Kuratel. Ja, was bei der Babler-SPÖ „gewinnend“ war, das bleibt noch schleierhafter als vieles andere, das wir in den vergangenen Tagen seit der Wahl gehört haben. Vielen Beobachtern bleibt auch schleierhaft, wie ein Parteichef, der mit seiner SPÖ bei vermeintlich günstigen Voraussetzungen das historisch schlechteste Ergebnis erzielt und mit seiner Partei erstmals auf Platz 3 zurückfällt, im Amt bleiben kann. Tatsächlich erscheint das einigermaßen irritierend. Doch während Andreas Babler selbst nach einem verheerenden Wahlkampf mit den falschen Themen erwartungsfroh in die Zukunft zu blicken vorgibt, gelten seine Tage dennoch als gezählt. Zunächst schickt man ihn die die Koalitionsverhandlungen – allerdings „eingehegt“ wie es schon mehrfach formuliert wurde. Oder wie ich schon vor Tagen anmerkte, „unter Kuratel“ – per Definition also unter genauer Beobachtung und Führung. Ob er aus dieser Sachwalterschaft je entlassen wird? Nicht einmal dann, wenn die Regierungsverhandlungen für die SPÖ einigermaßen glimpflich verlaufen. Denn die von Babler unbedingt eingeforderten Vermögens- und Erbschaftssteuern, die wird er nicht bekommen. Doch Babler wird wissen, dass seine Tage noch schneller gezählt sind, wenn er sich jetzt nicht der Wiener SPÖ und der Gewerkschaft ausliefert.
Kommen Sie gut durch den Sonntag!
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