Landesfeiertag

LH Kaiser: „Freiheit muss verteidigt werden“

Kärnten
10.10.2024 11:12

Der 10. Oktober markiert jenen Tag, an dem die deutsch- und slowenischsprachigen Bewohnerinnen und Bewohner der südkärntner Gebiete im Jahr 1920 über die Staatszugehörigkeit abstimmten. Auch 104 Jahre später wird dem vereinten Kärnten gedacht.

Die Monarchie bricht nach dem Ersten Weltkrieg zusammen, der neue SHS-Staat stellt Gebietsansprüche in Kärnten, es gibt ungeklärte Grenzfragen – sie führen ab November 1918 zu blutigen Kämpfen. Aus damaliger Sicht historisch kommt es zu einer demokratischen Volksabstimmung – am 10. Oktober 1920 entscheidet sich die Mehrheit der Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Gebiete für Österreich. Das wird am 10. Oktober in Kärnten jedes Jahr gefeiert.

„Am 10. Oktober erinnern wir uns nicht nur an einen historischen Tag, sondern auch daran, dass Menschen aus tiefster Überzeugung für die Gemeinschaft und die Zukunft Kärntens eingestanden sind“, sagt Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) in seiner ersten Wortmeldung am Zentralfriedhof im Klagenfurter Stadtteil Annabichl.

Die offizielle Landesfeier im Landhaushof wird, wie seit Jahren üblich, in beiden Landessprachen abgehalten. Auch in die Gebärdensprache wird die Feier übersetzt. Ein Jugendchor bestehend aus Sängern des BRG Viktring, der Musikschule Seeboden und der HLW St. Peter im Rosental eröffnet die Feierlichkeiten mit einem Lied.

Zitat Icon

Freiheit ist nie und niemals selbstverständlich, Freiheit muss täglich verteidigt werden – immer und überall.

(Bild: Uta Rojsek-Wiedergut)

Landeshauptmann Peter Kaiser

Kaiser lobt den „Einsatz für Identität, Freiheit und Selbstbestimmung“ der früheren Generationen. Zum Abwehrkampf sagt er: „Es war eine blutige Auseinandersetzung, aber sie kämpften weiter im Glauben an Freiheit.“

„Der Kampf war hart, der Kampf war erbittert, aber er war nicht umsonst – am Ende stand eine Entscheidung, die aus damaliger Sicht historisch war: die Durchführung einer Volksabstimmung. Trotz Verlusten im Abwehrkampf entschied sich die Mehrheit für den Verbleib bei Österreich – eine Entscheidung für ein Leben in Freiheit und einen demokratischen Staat.“

Die Feier im Landhaushof wird zweisprachig abgehalten. (Bild: Evelyn Hronek)
Die Feier im Landhaushof wird zweisprachig abgehalten.
Das Bundesheer und die Militärmusik sind ebenfalls anwesend. (Bild: Evelyn Hronek)
Das Bundesheer und die Militärmusik sind ebenfalls anwesend.
Blumenkränze in Gedenken an die Volksabstimmung (Bild: Evelyn Hronek)
Blumenkränze in Gedenken an die Volksabstimmung
Das Landhaus ist mit den Flaggen Kärntens und Österreichs geschmückt. (Bild: Evelyn Hronek)
Das Landhaus ist mit den Flaggen Kärntens und Österreichs geschmückt.
Die Militärmusik begleitet die Feier. (Bild: Steiner Clara Milena)
Die Militärmusik begleitet die Feier.

„Kärnten als Fackel der Freiheit“
Heute stehe Kärnten als „Symbol des Widerstandes, als Fackel der Freiheit“, so Kaiser, der betont: „Es lebe die Demokratie, es lebe Kärnten, es lebe unser Heimatland Österreich, in einem hoffentlich bald wieder vereint friedlichen Europa!“

„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart beurteilen“, wird die österreichische Journalistenlegende Hugo Portisch zitiert. Landtagspräsident Reinhart Rohr: „Erst die Volksabstimmung hat Klarheit gebracht, dass Kärnten frei und ungeteilt bleibt – das feiern wir heute. Wir sollten auch jenen dankbar sein, die begonnen haben, Brücken zu bauen.“

Es gelte, nicht nur die Asche zu bewahren, zitiert Bürgermeister Christian Scheider in seiner Wortmeldung Heimatdienst-Obmann Andreas Mölzer: „Wir wollen den Herausforderungen der Zukunft begegnen.“

Die Kärntner Slowenin Regina Tolmaier, die als Kleinkind ausgesiedelt wurde und drei Jahre in einem Konzentrationslager ausharren musste, erinnert sich mit gemischten Gefühlen an die vergangenen 10.-Oktober-Feiern: „Ich werde es nie vergessen: Kein Psychologe könnte uns so führen, wie unsere Eltern. Als ich in die Schule gegangen bin, war der 10. Oktober für mich ein schmerzhafter Tag – behaftet mit Schuldgefühlen und der Frage, warum sind wir anders als die anderen?“

Zeitzeugin: „Wir wissen, was Heimweh ist“
„Mein Vater hat gesagt: Wir wissen, was Heimweh ist“, erzählt Tolmaier: „Er hat gesagt: Wir waren drei Jahre im Lager und sind in ein verlassenes Haus gekommen. Die Erde ist unsere Heimat. To je naša domovina, to je naš dom (dt.: Das ist unsere Heimat, das ist unser Zuhause). Egal wie wir sprechen, egal wer wir sind – wir sind hier zu Hause.“

Den Weg des Hasses dürfe man nicht weitergehen, betont Tolmaier: „Wir müssen es schätzen, dass es uns nun besser geht. Wir dürfen nicht verlernen, bei unseren Wurzeln zu bleiben und uns trotzdem für andere zu freuen.“

„Verzeihen ja, aber nie vergessen“
Dass so eine schreckliche Zeit wie die des Zweiten Weltkrieges nie wieder komme, fordert auch Zeitzeugin und Kärntner Slowenin Rosina Wernig: „Ich wünsche mir, dass wir aufeinander zugehen und einander mehr Toleranz entgegenbringen. Verzeihen ja, aber nie vergessen.“ Wernigs Vater war im KZ Dachau interniert: „Wir waren froh, als wir wieder alle zu Hause waren. Aber es war sehr, sehr schwer, wieder anzufangen – denn wir waren immer noch nicht willkommen in unserer Heimat.“

S„Das Zusammenleben, die Normalität mehrerer Sprachen“, das lasse Kaiser optimistisch in die Zukunft blicken: „Friede ist das, was wir gemeinsam anstreben. Wir sind aber auch Realisten und können die Zeichen der Zeit deuten. Seien wir gemeinsam, seien wir stark.“

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