Greißler-Sterben

Jede fünfte Gemeinde hat keinen Nahversorger

Wirtschaft
10.10.2024 13:42

Über Jahre nahm die Zahl der Greißler ab, die von großen Supermärkten verdrängt wurden. Mittlerweile hat fast jede fünfte Gemeinde keinen Nahversorger mehr. Doch 2022 nahm die Zahl sogar leicht zu, zeigte eine Studie. Eine Trendwende ist das aber nicht. Derzeit sind die kleinen Händler stark unter Druck. „Das Greißler-Sterben ist leider nicht vorbei.“

Vor allem in sehr ländlichen und dünn besiedelten Gegenden fehlt es an Nahversorgern, die Einwohner in kleinen Gemeinden mit einem kurzen Weg erreichen können. Am stärksten drückt der Schuh im Burgenland. In 30 Prozent der Gemeinden gibt es keinen Greißler, das betrifft 14 Prozent der Einwohner. Etwas besser versorgt sind hingegen Vorarlberg, Salzburg und die Steiermark (siehe Grafik).

382 Gemeinden haben kein Lebensmittelgeschäft
Christian Prauchner, Obmann des Bundesgremiums Lebensmittelhandel, betont: „In städtischen Gegenden bleibt die Nahversorgung stabil, doch in ländlichen Regionen sehen wir einen klaren Rückgang.“ Das betrifft vor allem Gemeinden mit weniger als 1000 Einwohnern. 382 Kommunen haben österreichweit keinen Nahversorger, das sind 18 Prozent.

„Das Greißler-Sterben ist leider nicht vorbei“
2022 gab es sogar einen Anstieg, unterm Strich kamen österreichweit 23 Händler hinzu. Zu heuer und 2023 liegen noch keine genauen Zahlen vor, der Anstieg vor zwei Jahren dürfte auf einen Einmaleffekt – Stichwort Corona – zurückzuführen sein. Derzeit laufen zudem viele Fördermaßnahmen aus und die Inflation wirkt sich nun unmittelbar auf die Selbstständigen aus.

„Das Greißler-Sterben ist leider nicht vorbei“, so der Branchenvertreter. Das zeigt ein Blick auf den längerfristigen Trend. Von 2011 bis 2001 nahmen Lebensmitteleinzelhändler im peripheren Raum um 20 Prozent ab, während in zentraleren Räumen der Rückgang langsamer vorangeht (minus acht Prozent).

Immer wieder schließen kleine Lebensmittelhändler, weil kein Nachfolger gefunden wird. „Die Erträge sind nicht besonders hoch. Viele junge Menschen tun sich das nicht mehr an“, bedauert Prauchner. Ein durchschnittlicher Greißler macht im Jahr eine Million Euro Umsatz, bei einer Gewinnspanne von einem Prozent. „Da bleibt nicht viel übrig.“

Nahversorger wollen auch Tabakprodukte anbieten
Damit sich ein Laden für die Kaufleute wieder lohnt, sind bessere Rahmenbedingungen nötig. Prauchner spricht sich für einen Bürokratieabbau, steuerliche Erleichterungen von Überstunden und attraktivere Rahmenbedingungen für Pensionisten, die länger arbeiten wollen, aus.

Außerdem fordert er, dass Nahversorger leichter Tabakwaren verkaufen können. Derzeit sei das aufgrund der Vorschriften der Monopolverwaltung sehr schwierig, eine Konzession zu bekommen. „Wir brauchen möglichst viele Sortimente, um gut wirtschaften zu können“, so der Branchenvertreter.

Selbstversorgungs-Boxen und Containershops sind laut Prauchner kein Ersatz für einen Nahversorger. Denn hier fehlt die soziale Komponente: „Am Land treffen sich die Menschen beim Einkaufen, der Mensch ist nicht komplett ersetzbar“, ist der Lebensmittelhändler überzeugt.

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