Ortschefin klagt:

„Es hält sich fast niemand mehr an Tempolimits“

Steiermark
10.10.2024 17:00

Zwei Kinder kamen heuer in der Steiermark bei Verkehrsunfällen bereits ums Leben, mehr als 300 wurden verletzt. Viele Gemeinden drängen auf stärkere Sicherheitsmaßnahmen – vor allem wegen der immer größer werdenden Ignoranz der Autofahrer, so die subjektive Wahrnehmung vieler.

Offene Kommunikation und Meinungsvielfalt sind Doris Dirnberger wichtig. In ihren Sprechstunden gibt es seit geraumer Zeit aber fast nur noch ein Thema: „Es kommen auffallend viele Bewohner, die von der zunehmenden Zahl an Schnellfahrern und den damit verbundenen Sorgen berichten“, sagt die Bürgermeisterin von Gratwein-Straßengel.

In der flächenmäßig recht großen Gemeinde nördlich von Graz mit ihren knapp 13.000 Einwohnern gibt es gleich mehrere Gefahrenstellen im Straßenverkehr, berichtet Dirnberger. Die Bahnhofstraße wäre dabei das größte Sorgenkind, weil viele Kinder die Strecke frequentieren: „Aktuell ist dort eine 50er-Beschränkung. Nur: Es hält sich kaum jemand mehr daran. Da sich hier eine Gemeinde- mit einer Landesstraße kreuzt, haben wir als Kommune bezüglich Maßnahmen wenig Spielraum“, berichtet die Ortschefin.

Den Schulweg für Kinder so sicher wie möglich zu gestalten, ist zentrales Anliegen vieler Bürgermeister. (Bild: ©Stephan_Doleschal)
Den Schulweg für Kinder so sicher wie möglich zu gestalten, ist zentrales Anliegen vieler Bürgermeister.

Großteil der Unfälle im Ortsgebiet
362 Kinder wurden in der Steiermark im Straßenverkehr im Vorjahr verletzt, eines von ihnen tödlich. Heuer kamen bereits zwei Kinder in unserem Bundesland ums Leben. „Zwei Drittel dieser Unfälle ereignen sich im Ortsgebiet“, berichtet Katharina Jaschinsky vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Am häufigsten verunglücken Kinder als Pkw-Insassen, am zweitgefährlichsten leben die Kleinen laut Statistik, wenn sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, an dritter Stelle liegt der Scooter, gefolgt vom Tretroller/Laufrad.

Experten drängen aus gegebenem Anlass auf ein ganzes Bündel an Maßnahmen: „Ausreichend breite Gehwege und Radwege, übersichtliche Straßenübergänge und mehr Verkehrsberuhigung wären wichtig“, sagt Jaschinsky.

Schülerlotsen und Warnschilder
Der Einsatz von Schülerlotsen an den besonders kritischen Stellen soll in der Gemeinde Gratwein-Straßengel Schlimmeres verhindern. Erst kürzlich kamen vor Schulbeginn „Brems-dich-ein“-Steher am Straßenrand hinzu – viel mehr kann die Kommune nicht unternehmen: „Diese reflektieren bei Dämmerung und in der Dunkelheit – das ist immerhin schon etwas“, sagt die Bürgermeisterin.

Ihr größter Wunsch: eine eigene Fußgängerampel. „Dazu gab es auch schon Gespräche mit dem Land und anderen Verantwortlichen.“ Die Umsetzung gestaltet sich jedoch zeitintensiv, da Begehungen oder etwa Verkehrszählungen für eine solche Maßnahme notwendig sind. „Am besten wäre, die Autofahrer würden sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten. Ich verstehe ein solches Verhalten nicht – es geht um die Sicherheit unserer Kinder, das ist ein ganz wichtiges Thema, da muss ja jeder Verständnis dafür haben.“

Gefahrenstellen melden
Der VCÖ möchte übrigens gemeinsam mit der Bevölkerung Gefahrenstellen am Schulweg aufzeigen. In einer Online-Karte können noch bis 31. Oktober Problemstellen eingetragen werden. Mehr als 260 solcher Punkte in insgesamt 55 steirischen Gemeinden wurden bislang registriert, der VCÖ leitet im Anschluss alle Einträge an die zuständigen Gemeinden weiter.

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