Soll der Vorstoß Rudolf Fußis, die SPÖ-Führung übernehmen zu wollen, eigentlich einem anderen Kandidaten den Weg ebnen? Ex-Kanzler Christian Kern dementiert einen solchen Plan lautstark, er habe damit nichts zu tun – und will selbst definitiv nicht Nachfolger von Parteichef Andreas Babler werden.
Christian Kern gibt sich gerne gelassen und cool – zuletzt in der ORF-Sendung „Im Zentrum“ mit Claudia Reiterer, als es um die neue mögliche Regierung ging. Oder beim Parteitag der burgenländischen SPÖ als einziger Gast(redner).
Kern will nicht die „Gouvernante“ sein
Im Gespräch mit der „Krone“ ist Kern nicht mehr entspannt, sondern klingt leicht genervt. Nein, der jüngste innenpolitische „Unsinn“ (Kern) stimme sicher nicht. Damit meint er das jüngste Gerücht, der Ex-Kanzler könnte hinter dem selbsternannten SPÖ-Parteichef-Kandidaten Rudi Fußi stehen, der mittels Unterschriftensammlung gegen Andreas Babler eine Stichwahl erzwingen will. „Das ist nur die Show Rudi Fußis“, so Kern wörtlich.
Und: Er sei schließlich nicht „die Gouvernante“ seines einstigen PR-Beraters. „In Wien reden einige mehr als sie wissen“, sagt Kern über die Journalisten und deren mögliche Quellen in der SPÖ. Er bestreitet auch, persönlich Ambitionen auf den Job des Parteichefs zu haben: „Ich habe definitiv nicht die geringste Veranlassung, der Nachfolger von Andreas Babler werden zu wollen.“
Kern verschwindet aber nicht aus der Politik
Politisch betätigt er sich aber weiter für die SPÖ, am Freitag war der Stargast und Redner beim Parteitag der burgenländischen SPÖ, er werkt(e) als Berater von Hans-Peter Doskozil. Dass seine Partei auf Platz drei in der Wählergunst gefallen ist, schmerzt Kern naturgemäß. „Wir werden nicht umhinkommen, uns bei zwei zentralen Themen neu zu positionieren: in der Migrationsfrage und beim Thema Wirtschaftspolitik.“
Es gelte aber auch, die Partei strukturell neu aufzustellen und am flachen Land wiederzubeleben: „In Oberösterreich, Niederösterreich und der Steiermark müssen wir wieder Aufbauarbeit leisten, inhaltlich wie organisatorisch, wir müssen wieder mehr Relevanz bekommen.“
Alleine die Städte sind für SPÖ zu wenig
Soll heißen: Sich nur auf gut ausgebildete Städter zu konzentrieren sei zu wenig, das wisse er aus eigener Erfahrung, meint Kern. In Eisenstadt formulierte es so: Sich auf Pensionisten und die Yoga-Lehrerin aus Wien Neubau zu fokussieren, sei zu wenig. Kern hatte im siebten Bezirk gelebt.
Burgenland und Wien als Vorbilder
Und: Der burgenländische wirtschaftspolitische Weg sei ein erfolgreiches Modell. Nirgendwo sonst seien die durchschnittlichen Einkommen in den vergangenen Jahren so gestiegen, meint Kern. Auch dank Mindestlohn. Dass die mit den burgenländischen Genossen verfeindete Wiener SPÖ ebenfalls vieles richtig mache, Wien daher die lebenswerteste Stadt der Welt sei, wäre keinesfalls ein Widerspruch.
Es gelte, beide Modelle zu einem großen zusammenzuschließen. Vielleicht wird Christian Kern nicht SPÖ-Chef, sondern SPÖ-Mediator. Wäre aktuell vielleicht notwendiger.
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