Guten Morgen

Zerreißprobe | Wegweisung

Zerreißprobe. Wer mit wem? Das fragt sich gerade ganz Österreich – samt Bundespräsident. Der weiß auch noch nicht, wohin das Nationalrats-Wahlergebnis vom 29. September das Land führt, weshalb er bekanntlich den Ball an Herbert Kickl, Karl Nehammer und Andreas Babler zurückgespielt hat. In der Erwartung, dass sich zwei von ihnen so weit zusammenraufen, dass sie den Dritten (an wen er da wohl denken mag?)  wie bei ene-mene-muh aus dem Spiel drängen. Das könnte fürs Erste gelingen. Betonung auf: fürs Erste. Denn dass der „mittige“ Nehammer, der gerade erst seine Ablehnung des rechten Wahlsiegers bekräftigt hat, mit dem linken Babler eine haltbare Koalition basteln kann, das bezweifeln Türkis/Schwarze genauso wie viele Rote. Was also tun? Die Politik blickt heute gespannt ins Ländle. Wie nahe kommt dort bei den Landtagswahlen die FPÖ der dauerregierenden ÖVP? Wie weit sackt die dort immer schon bedeutungslose SPÖ ab? Aber vor allem: Geht auch im Ländle, wie schon in Ober- und Niederösterreich und Salzburg die ÖVP mit der FPÖ einen Pakt ein? So wie es die SPÖ zu zerreißen droht (Absturz auf Platz 3, schwerst angeschlagener Parteichef, Fußi-Kandidatur – siehe Bischofberger-Interview heute in der „Krone“), werden die nächsten Wochen samt Steiermark-Wahl wohl auch eine Zerreißprobe für die ÖVP. Und Herbert Kickl kann sich zurücklehnen.

 Wegweisung. Was Herbert Kickl jetzt auch beobachten kann: Was rundherum an Ideen sprießt. Andreas Mölzer, lange Zeit Vordenker der Blauen, hat bekanntlich via „Krone“ eine Konzentrationsregierung aller Parteien unter Kickl-Führung angeregt. Das Echo darauf fällt – wen wundert´s – gelinde gesagt zurückhaltend aus. Und man richtet quer durch die Parteien aus: Wer jahrelang alle anderen beschimpft und nur verbrannte Erde hinterlässt dürfe sich nicht wundern, wenn er keinen Partner findet. Während Polit-Professor Peter Filzmaier erinnert: „Wenn sich schon zwei oder drei Parteien schwertun, Gemeinsamkeiten zu finden, würde eine Fünfer-Koalition nur den kleinsten gemeinsamen Nenner schaffen. Da kann man gleich eine Beamtenregierung machen.“ Konzentrationsregierung, Beamtenregierung oder doch Zuckerl-Koalition, Blau-Türkis oder Neuwahlen? In den kommenden Wochen werden viele Varianten diskutiert werden. Schauen wir einmal, ob heute die Wähler im Ländle wenigstens eine kleine Wegweisung liefern.

Kommen Sie gut durch den Sonntag! 

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