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Kritik an „Gagenkaisern“ bei Gesundheitsagentur

Niederösterreich
14.10.2024 11:15

Mit seinen Aussagen zum hausgemachten Ärztemangel in Niederösterreich handelte sich SPÖ-Chef Sven Hergovich bereits eine Klage der Landesgesundheitsagentur ein. Nun feilt der selbst ernannte Kontrolllandesrat offenbar an der nächsten. Es geht ums liebe Geld.

Ungewöhnlich für Sven Hergovich begann der niederösterreichische SPÖ-Chef seine jüngsten Ausführungen über die „Missstände im Gesundheitssystem“ mit einem herzlichen Dankeschön ans Management der Landesgesundheitsagentur (LGA). Diese hatte ihn wegen seiner öffentlichen Kritik geklagt – seither wüssten die unzufriedenen Mitarbeiter, an wen sie sich mit ihren Anliegen wenden können, so Hergovich.

Seither steht die SPÖ in Kontakt mit mehreren Whistleblowern, die der Partei interne Informationen zustecken. Erste vertrauliche Inhalte machte Hergovich am Montag nun öffentlich. Und er packt die Verantwortlichen der LGA dort, wo es wehtut: nämlich beim Gehalt. „Rund 200 Verwaltungsmitarbeiter in der St. Pöltner Zentrale verdienen so viel oder sogar mehr als ein Assistenzarzt“, stellt Hergovich eine Frage, die auch dem medizinischen Personal im Land unter den Nägeln brennt: „Wofür eigentlich?“ Denn die Spitäler würden sich eigentlich weitgehend autonom verwalten.

„Mehr Häuptlinge als Indianer“
Schon 2021 habe der Rechnungshof massive Mängel beim effizienten Einsatz von Steuergeld festgestellt. 1,4 Prozent des Budgets seien damals in der Verwaltung hängen geblieben – ein Wert, der sich laut dem SPÖ-Boss mittlerweile aus 2,1 Prozent erhöht haben soll. Mehr noch: 78 Bedienstete hätte laut der internen Quelle eine Führungsfunktion. Bei rund 380 Mitarbeitern gesamt. Hergovich fasst das launisch zusammen: „Wir haben bald mehr Häuptlinge als Indianer!“

Lange Wartezeiten auf OP-Termine
Das will die „Rothaut“ Hergovich natürlich ändern: Mit einer Zerschlagung der LGA und einer Rückkehr zum alten Verwaltungssystem. Zwar sei schon die Klinikenholding nicht gerade für eine schlanke Verwaltung bekannt gewesen, doch: „Das neue System kostet uns mindestens 30 Millionen Euro im Jahr mehr!“ Geld, das man lieber in die Behandlungen vor Ort stecken sollte. Denn seitdem die LGA die Agenden führt, sei es keineswegs besser geworden. Hergovich: „Die Wartezeiten auf Operationen oder MRT-Termine werden immer länger, der Personalmangel bei Ärzten und Pflegern immer akuter.“

Einen Wert, an dem der SPÖ-Chef die prekäre Lage fest macht, ist der sogenannte Selbstversorgungswert. Wie auch immer man diesen definieren mag, Niederösterreich liegt hier auf dem vorletzten Platz – doch das „Schlusslicht“ Burgenland baut gerade zwei neue Spitäler, während Niederösterreich nach und nach Stationen schließt.

Luxus-Gagen für die Verwaltung
Doch zurück zum lieben Geld: Laut Hergovichs Informant liegt das Durchschnittseinkommen der LGA-Mitarbeiter in der Zentrale jenseits der 100.000-Euro-Grenze. Jene 78 „Häuptlinge“ verdienen im Schnitt mehr als 140.000 Euro im Jahr – und somit deutlich mehr als ein Assistenzarzt in einer der Landeskliniken. Er bereitet nun eine Anfrage im Landtag vor: „Wir wollen wissen, wie die Mitarbeiter ihre viele Tagesfreizeit füllen.“

Zitat Icon

Wenn wir die Landesgesundheitsagentur zerschlagen, würden wir sofort 30 Millionen Euro im Jahr an Verwaltungskosten sparen.

(Bild: Krone KREATIV/Attila Molnar, Daniel Schalhas, zVg)

Sven Hergovich, SPÖ-Obmann in Niederösterreich

Eine Vermutung hat der SPÖ-Chef schon: Denn Spitalsmitarbeiter kritisieren eine deutliche Zunahme der Bürokratie. „Die Ärzte und Pfleger sollen sich um die Patienten kümmern und nicht sinnlose Check-Listen für die Verwaltung ausfüllen“, so Hergovich. Es sei kein Wunder, wenn vor allem viele Ärzte lieber in anderen Bundesländern anheuern würden: „In Wien, Oberösterreich, dem Burgenland und der Steiermark werden höhere Gehälter gezahlt.“

Keine Angst vor weiteren Klagen
Dass sich Hergovich mit seinen Aussagen erneut ins juristische Visier der LGA begibt, nimmt er gerne hin: „Ich lasse mich nicht einschüchtern. Die letzte Klage hatte sogar den gegenteiligen Effekt. Wir werden weiterhin ganz genau hinschauen, wie es unter Schwarz-Blau mit unserem Gesundheitssystem weitergeht.“

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