27 E-Mails verfasst

Bombendrohungen: Schweizer (20) ausgeforscht

Österreich
14.10.2024 12:31

Nach einem europäischen Haftbefehl konnte ein 20-jähriger Eidgenosse in der Schweiz lokalisiert worden. Er soll für die zahlreichen Bombendrohungen in ganz Österreich verantwortlich sein. Diese sorgten in den vergangenen Wochen immer wieder für großräumige Evakuierungen.

In den letzten Wochen wurde Österreich von einer Serie von Bombendrohungen erschüttert, die das öffentliche Leben an verschiedenen Orten des Landes beeinträchtigten. Die Sicherheitsbehörden haben den mutmaßlichen Urheber der Droh-E-Mails in der Schweiz lokalisiert. Gegen ihn wurde ein europäischer Haftbefehl erlassen.

27 verfasste Droh-Mails in ganz Österreich
Die Drohungen richteten sich gegen eine Vielzahl von Einrichtungen, darunter Bahnhöfe, Schulen, ein Einkaufszentrum, eine Bank und ein Behördengebäude. Die betroffenen Städte erstreckten sich über das ganze Land, von St. Pölten und Klagenfurt bis hin zu Bregenz, Graz, Linz und Eisenstadt. Die Behörden ermitteln seit 30. September wegen insgesamt österreichweit 27 anonymen Bombendrohungen. Am Sonntag war zuletzt der Bahnhof Leoben in der Steiermark betroffen.

Das Schema war immer das gleiche: Bei der Landespolizeidirektion des jeweiligen Bundeslandes geht eine Drohung ein, wonach Sprengsätze deponiert worden seien – alle wurden per E-Mail versandt. Für wie viele Drohungen der Schweizer konkret verantwortlich sein soll, wollte ein Sprecher des Innenministeriums am Montag nicht näher kommentieren. Da sich der Verdächtige noch in seiner Heimat auf freiem Fuß befinde, könne man noch nicht näher auf den derzeitigen Ermittlungsstand eingehen.

Zuerst war eine Bombendrohung bei der Grazer Polizei eingegangen. (Bild: Jauschowetz Christian)
Zuerst war eine Bombendrohung bei der Grazer Polizei eingegangen.

Aufgrund des Inhalts des Schreibens ging die Polizei davon aus, dass in allen Fällen derselbe Verfasser am Werk war. Der bereits erlassene europäische Haftbefehl sei indessen zur Prüfung und Vollziehung an die Schweizer Behörden übermittelt worden. „Dies kann einige Wochen in Anspruch nehmen“, hieß es vom Innenministerium. Die Hintergründe müssten zudem noch weiter aufgeklärt werden, betonte das Ministerium am Montag.

Ermittelt wurde nun weitestgehend von den Landesämtern für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) in Verbindung mit der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN). Auch Schweizer Sicherheits- und Justizbehörden sind miteingebunden. Aus ermittlungstaktischen Gründen sind Details bisher spärlich preisgegeben worden. 

Beginn der Drohserie in Graz
Den Beginn der Serie verzeichnete die steirische Landeshauptstadt Graz. Laut Polizeisprecher Heimo Kohlbacher langte eine E-Mail bei der Polizei ein, wonach am Hauptbahnhof Sprengsätze explodieren würden. Am Abend kam endlich die Entwarnung der Polizei. Kurz darauf war der Zugverkehr und Zugang wieder freigegeben.

Das Versenden der Nachricht an die Polizei per Mail zog sich auch durch alle weiteren Fälle. Der Linzer Hauptbahnhof wurde großräumig geräumt und gesperrt. Fahrgäste, die zunächst noch am Bahnhofsgelände waren, lasen auf digitalen Anzeigen die Warnung: „Alarm. Bitte verlassen Sie sofort das Gebäude.“ Nach zwei Stunden gab auch hier die Polizei Entwarnung.

Die Bombendrohung in Linz führte zu großflächigen Absperrungen. (Bild: Kerschbaummayr)
Die Bombendrohung in Linz führte zu großflächigen Absperrungen.

Hunderte Pendler waren in Salzburg betroffen, Tausende in mehr als 50 Zügen aus allen Richtungen. Der Zugverkehr musste eingestellt werden. Züge, die nach Salzburg gefahren wären, blieben in Bahnhöfen stehen. 

Hohe Kosten der Polizeieinsätze
Die Bombendrohungen führten zu erheblichen Störungen des öffentlichen Lebens. Laut ÖBB waren allein von den ersten fünf Bombendrohungen an Bahnhöfen rund 450 Züge sowie Tausende Fahrgäste betroffen. Insgesamt sei es dabei zu Unterbrechungen des Zugverkehrs im Ausmaß von rund acht Stunden gekommen, erklärten die Bundesbahnen vergangene Woche.

Derartig aufwendige Polizeieinsätze sind teuer. Eine Bombendrohung kann unterschiedliche Tatbestände erfüllen, etwa den einer gefährlichen Drohung. Die Anzahl der bedrohten Personen ist dabei entscheidend: Bei einer geringeren Personenzahl liegt der Tatbestand der gefährlichen Drohung vor, der mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden kann.

Wird jedoch die Allgemeinheit oder eine größere Gruppe bedroht, greift der Tatbestand des Landzwangs, der mit sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft wird. Droht dabei der Tod mehrerer Menschen, kann die Strafe sogar bis zu zehn Jahre betragen. Einsätze mit Spürhunden und Bombensuch- bzw. Entschärfungsgeräten können je nach Aufwand mehrere Zehntausend Euro kosten.

Bereits im Mai musste die Exekutive in Linz den Bahnhof aufgrund einer Bombendrohung evakuieren. Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um einen jungen Schweizer gehandelt haben, welcher zu diesem Zeitpunkt in psychiatrischer Behandlung war. Ob es sich hierbei um denselben Täter wie bei den Bombendrohungen im September und Oktober handelt, ist derzeit noch nicht bekannt.

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