Steinbacher-Chef

„Kosten in Tirol jetzt höher als in Deutschland“

Tirol
18.10.2024 11:00

Roland Hebbel, Chef des Dämmstoffherstellers Steinbacher, spricht über die aktuelle Baukrise, den Standort Erpfendorf, den Sinn bei der Arbeit und seine Wünsche an die Politik.

„Krone“:  Die Zahl der genehmigten Neubauten in Tirol sank 2023 auf rund 1100, die Hälfte des langjährigen Niveaus. Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?
Roland Hebbel: Das trifft uns mit zwei oder drei Jahren Verzögerung voll, da logischerweise weniger Gebäude eine Dämmung brauchen. Schon derzeit ist die Situation schwierig. Im Geschäftsjahr 2023/24 sank der Umsatz von 128 auf 97 Millionen Euro, aber wir sind immer noch besser als der Markt.

Das klingt einschneidend und ließe einen Personalabbau und einen Investitionsstopp befürchten?
Wir haben es geschafft, es bei natürlichen Abgängen zu belassen und haben nach wie vor rund 260 Beschäftigte hier in Erpfendorf. Angebote wie die Altersteilzeit drängen die Leute ja fast in Pension, dabei sind viele heutzutage mit 60 Jahren topfit und bringen die nötige Erfahrung mit. Auch sind wir ein Saisonbetrieb mit Anpassungen im Winter.

Wie sehen Sie den Steinbacher-Standort Erpfendorf im Vergleich zu den beiden in Deutschland und Polen?
Die Lohnstückkosten waren in Österreich immer um etwa 5 Prozent günstiger als in Deutschland. Jetzt liegen wir rund 25 Prozent darüber! Das liegt vor allem an hohen Lohnabschlüssen, basierend auf einer Inflation, die wiederum von fragwürdigen Zuckerln wie dem Klimabonus befeuert wurde. Trotzdem haben wir in den vergangenen fünf Jahren in den Standort Tirol rund 30 Millionen Euro investiert, etwa in eine Fotovoltaikanlage mit insgesamt 3,2 Megawatt Peak.

Roland Hebbel, Geschäftsführer des Unterländer Unternehmens mit Standorten auch in Deutschland und Polen. (Bild: Florian Mitterer)
Roland Hebbel, Geschäftsführer des Unterländer Unternehmens mit Standorten auch in Deutschland und Polen.

Was erwarten Sie sich von der neuen Bundesregierung?
Vollzeitarbeit muss attraktiver werden als Teilzeitarbeit. Es gibt mehrere Möglichkeiten wie eine Art Flat Tax, damit nicht jene bestraft werden, die mehr Stunden leisten. Die Schweiz ist hier ein gutes Beispiel.

Der Rückgang im Bausektor liegt auch an Regeln, die Zugang zu Krediten erschwerten – ein Problem?
Ja, die KIM-Verordnung (Anm.: Kreditimmobilienmaßnahmen) erzeugte eine Schockstarre, die sich nun hoffentlich wieder legt. In Italien kann man Kosten für die Sanierung bei der Steuererklärung absetzen.

Die ganze Wirtschaft beklagt die schwierige Mitarbeitersuche. Wie geht es Ihnen?
Wir gehen in Schulen, bieten Schnuppertage und wollen vor allem den Sinn der Arbeit vermitteln. Ich glaube, als Familienbetrieb tun wir uns da leichter als mancher Konzern.

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Aber ich glaube, jetzt ist die Talsohle auf dem Bausektor erreicht, die Sanierungswelle wird 2025 wieder langsam losgehen.

Roland Hebbel

Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit sind gefragt – Ihre Pluspunkte?
Neben den nachwachsenden Rohstoffen geht der Trend zu einer Kreislaufwirtschaft, heuer konnten wir als Vorreiter in diesem Bereich etwa 15.000 Kilo Dämmmaterial zur Wiederaufbereitung an Spezialisten zurückführen.

Wie sieht Ihr Ausblick für die nächsten Jahre aus?
Wir hatten nach Corona ein herausforderndes Jahr nach dem anderen. Aber ich glaube, jetzt ist die Talsohle auf dem Bausektor erreicht, die Sanierungswelle wird 2025 wieder langsam losgehen. Generell muss man aber festhalten, dass die EU bis 2050 eine Sanierungsquote von 3 Prozent vorgibt, Österreich war nie über 1,5 Prozent.

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