„Sind nicht schuld“

Bauern-Aufstand nach Hochwasser-Vorwürfen

Niederösterreich
22.10.2024 05:55

Für reichlich Wirbel sorgte die Aussage von St. Pöltens Vizebürgermeister Harald Ludwig (SPÖ), die moderne Landwirtschaft trage Mitschuld an überfluteten Häusern. Nun gehen die Bauern in die Gegenoffensive.

„Die Landwirtschaft für die Hochwasserschäden verantwortlich zu machen, ist nicht nur eine Frechheit, sondern fachlich schlichtweg falsch“, ärgert sich Landwirtschaftskammer-NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager. Er reagiert damit – wie viele Bauern zwischen Enns und Leitha – auf die Kritik des St. Pöltner Vizebürgermeisters und Baustadtrats Harald Ludwig.

„Kaum Möglichkeit zur Versickerung“
Dieser hatte in der „Krone“ behauptet, die moderne Landwirtschaft trage eine Teilschuld an überfluteten Gärten und Häusern. Beim SPÖ-Politiker läutete daher tags darauf das Handy Sturm, von seiner Meinung weicht er aber nicht ab: „Die durch die moderne Bewirtschaftung verdichteten Äcker haben dem Wasser kaum Möglichkeit zur Versickerung gegeben.“

Laut Schmuckenschlager sei es aber gerade die moderne Landwirtschaft, die wesentlich dazu beigetragen habe, dass die extremen Niederschlagsmengen überhaupt versickern konnten. „Doch bei diesen abnormalen Regenmengen sind selbst die besten Böden irgendwann gesättigt“, weiß der Kammerpräsident.

200 Liter wurden aufgenommen
„Gerade in St. Pölten begrünen viele Bauernfamilien die Äcker – eine Maßnahme, die Sturzbäche reduziert“, betont zudem Bauernbunddirektor Paul Nemecek.  Dem pflichtet auch der ehemalige Bezirksbauernkammerobmann Anton Hieger bei: „Es gibt in der Region viele Begrünungsfelder. Auch meine Felder haben 200 Liter aufnehmen können, erst darüber ist es rausgeronnen.“ 

Zitat Icon

Während viele Gemeinden den Landwirten danken, dass sie in der Krise als Helfer in der Not einsprangen, übt man sich in St. Pölten im Klassenkampf.

(Bild: krone.tv)

Paul Nemecek, NÖ Bauernbunddirektor

Nemecek kritisiert Ludwig zudem für die Aussage, moderne Traktoren würden Monstertrucks gleichen: „Wir werden sicher nicht wieder mit Ochsen pflügen! Die St. Pöltner SPÖ sollte sich ein Vorbild an ihren Wiener Genossen nehmen, diese sind stolz auf ihre ,Stadtlandwirtschaft‘ und ihre Leistungen.“

„Das ist reine Bequemlichkeit“
Der Bauernbunddirektor bekommt dabei Unterstützung von Ruth Boßmann, Obfrau der Landwirte-Vereinigung „Land schafft Verbindung“: „Jedem Wirtschaftszweig gesteht man gesellschaftlich Modernisierung zu, nur bei der Landwirtschaft vertritt man scheinbar, die Meinung, dass diese noch wirtschaften soll wie in den Heimatfilmen.“ Laut Boßmann wurden in den letzten 50 Jahren derart viele Flächen versiegelt, wodurch immer weniger Äcker immer mehr Wasser aufnehmen müssen. „Selbst aktuell werden neu sanierte Plätze in St. Pölten vollflächig versiegelt. Dass jetzt der Landwirtschaft die Schuld zugeschoben wird für städtebauliche Fehler, ist reine Bequemlichkeit“, so Boßmann.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Niederösterreich



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt