Erntebilanz 2024
Frost bis Starkregen: Extremwetter fordert Bauern
Die durchwachsene Erntebilanz steirischer Landwirte steht – erneut – im Schatten des Klimawandels. Auch eingeschleppte Schadinsekten setzten Bauern immer stärker zu.
Erst sorgte der wärmste Februar der Messgeschichte bei vielen Pflanzen für einen Frühstart, der Spätfrost im April vernichtete vieles davon wieder. Es folgten nasse Wochen samt Starkregen und Überschwemmungen, der Sommer sorgte für Hitzerekorde und heftige Gewitter – „Wir spüren die Auswirkungen der Klimakrise tagtäglich“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher zur heurigen steirischen Erntebilanz.
Diese ist über weite Strecken durchwachsen. „Rund zwei Drittel weniger Äpfel und ein Viertel weniger Mais“, nennt Titschenbacher zwei steirische Leitkulturen als Beispiel. Auch bei Weizen und Gerste gab es bis zu einem Drittel Einbußen.
Das Jahr 2024 hat Bauern vor große Herausforderungen gestellt. Seien es exotische Schädlinge oder die Klimakrise, die wir tagtäglich spüren.
Franz Titschenbacher, Landwirtschaftskammer
Bild: Sepp Pail
Dauerregen sorgte für durchnässte Böden
Freilich haben Bauern schon immer mit Wetter-Kapriolen zu kämpfen gehabt, doch durch den Klimawandel nimmt die Intensität von Extremwetterereignissen zu und die Erntefenster werden immer schmäler.
Davon berichtet auch die obersteirische Rinderbäurin Heidi Hirn: „Beim zweiten Schnitt war es unmöglich, passend zu silieren. Die Böden waren so durchnässt, wir konnten die Wiesen einfach nicht befahren.“ Durch kurze Zeitfenster bei der Grünlandernte leide die Qualität des Futters für die Milchkühe.
Eingeschleppte Schädlinge breiten sich aus
Neben den unmittelbaren Wetter-Unbillen bereiten den Bauern auch eingeschleppte Schädlinge Kopfzerbrechen, die sich durch den Klimawandel rasant ausbreiten. „Die Raupen des aus den Tropen eingewanderten Baumwollkapselwurms schädigen Gemüse und Zierpflanzen, die aus Ostafrika eingewanderte grüne Reiswanze Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte“, nennt Kammer-Direktor Werner Brugner nur zwei von vielen Beispielen und mahnt vor diesem Hintergrund zu Sachlichkeit in Debatten über Pflanzenschutzmittel.
Nach massiven Ausfällen im Vorjahr ernteten Bauern heuer gute Qualität
Das letzte Jahr war für die steirischen Kürbisbauern ein schwarzes: Vor allem wegen einer fehlenden Beize keimte die Saat auf vielen Äckern nicht, die Ernte fiel wesentlich schmäler aus. Heuer ist die Anbaufläche um ein gutes Viertel angestiegen, und dank der Notfallzulassung einer neuen Beize sind die Pflanzen durch die Bank auch gut gediehen. Dennoch hatten Kürbisbauern in vielen Gegenden mit dem Wetter zu kämpfen, wie etwa Lisa Masser aus Dobl-Zwaring: „Im Frühjahr mussten wir auf die übliche Bodenbearbeitung verzichten, weil die Böden zu nass waren. Im Sommer litten die Pflanzen dann unter extremer Hitze.“ Insgesamt zieht die Kammer heuer positive Bilanz, der Ertrag liegt im Zehn-Jahres-Schnitt, und gleichmäßig gereifte Kerne sorgen für „exzellente Qualität“ des Kernöls.
Wieder ein Dämpfer für Apfelbauern, Land forciert Frostberegnung weiter
Die Steiermark ist Österreichs wichtigstes Apfel-Produktionsland, die knackigen Vitaminspender sind Aushängeschild der weiß-grünen Landwirtschaft. Doch die Apfelbauern leiden – neben dem Preisdruck internationaler Märkte – besonders stark unter dem Klimawandel. So haben heuer Spätfröste im April erneut einen Großteil der Apfelblüten zerstört. Die Ernte fiel entsprechend schmäler aus: Nur rund ein Drittel eines normalen Jahrgangs – wobei es das in den letzten neun Jahren nur zweimal gab.
Ein Großteil der Ernte entfiel auf jene Betriebe, die bereits auf Frostberegnung setzen. Das Land Steiermark stockt daher die Förderung für diese – sehr teure – Maßnahme ab 2025 auf, wie Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP) am Rande der Erntebilanz erneut betonte.
Ein Viertel kleinere Ernte bei der wichtigsten steirischen Ackerkultur
Den richtigen Anbauzeitpunkt für Mais zu finden, wird durch Wetter-Extreme immer schwieriger. Der extrem warme Start in den April veranlasste viele Bauern heuer schon sehr früh zu säen – und ließ sie dann beim Spätfrost einige Wochen später zittern. Die Schäden blieben überschaubar, problematischer waren die überdurchschnittlichen Niederschläge im Mai und Juni. Die anhaltende Feuchtigkeit bremste das Wachstum, am stärksten waren die schweren Böden der Oststeiermark betroffen. Andernorts war es dann im Sommer wiederum zu trocken. Das schlägt sich in Ertragseinbußen von durchschnittlich 25 Prozent nieder.
Mit fast der Hälfte der gesamten Fläche ist Mais immer noch die wichtigste steirische Ackerkultur. Dennoch schrumpft die Fläche langfristig, seit 2013 um 16 Prozent.
Historisch frühe Weinlese: Weniger Menge, aber hervorragende Qualität
Im Vergleich zu anderen Sparten fällt die Erntebilanz für steirische Weinbauern durchaus erfreulich aus – doch ein gewöhnliches Jahr hatten auch die Winzer nicht. Einige waren von Spätfrost betroffen, wenn auch nicht annähernd mit dem Schadensausmaß wie die Apfelbauern. Bemerkenswert war der frühe Start der Lese, die schon Ende August – zwei Wochen früher als üblich – losging.
Viele Sonnenstunden und heiße Sommertage haben es möglich gemacht und auch für perfekt gereifte und gesunde Trauben gesorgt. Die geschätzte Menge wird mit rund 190.000 Hektoliter auf dem Niveau des Vorjahres liegen, im langjährigen Schnitt eher eine kleine Ernte. Dafür erwarten Winzer eine hervorragende Qualität, es fiel sogar schon des Öfteren der Begriff „Jahrhundertjahrgang.“
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