Ein neuer Krankheits-Leitfaden für Patienten als Rezept gegen überfüllte Spitalsambulanzen wurde am Montag von der Ärztekammer präsentiert. Von einer Spitalsgebühr zur Patientenlenkung will Politik in der Steiermark nichts wissen.
„Klassische Kopfschmerzen, chronische Rückenbeschwerden, ein unauffälliger Zeckenbiss: Die Zahl der Patienten, die bei uns Hilfe suchen, obwohl sie alles andere als ein Notfall sind, nimmt kontinuierlich zu“, sagt Gerhard Postl, Leiter der Notaufnahme am LKH Graz II-West.
Gar nicht selten würde dies aus Unwissenheit passieren: „Patienten beschweren sich immer wieder über die langen Wartezeiten. Im Gespräch stellen wir dann fest, dass die Betroffenen gar nicht wissen, dass es in Österreich, anders wie in ihrem Herkunftsland, keine Polikliniken gibt. Viele haben auch keinen Hausarzt“, erzählt der Facharzt für Innere Medizin.
96 Grippe-Fälle in der Steiermark
40.717 Steirer sind aktuell bei der ÖGK krankgemeldet. Der Großteil davon liegt mit grippalem Infekt flach (12.616), 2175 leiden an Corona, 96 Fälle der echten Grippe wurden zuletzt registriert.
Vermutlich niemand der Betroffenen gehört in eine Notfallambulanz. Ein neuer Leitfaden zu den häufigsten Symptomen, der von Ärztekammer und Spitälern gemeinsam erarbeitet und am Montag in Graz der Öffentlichkeit präsentiert wurde, soll Patienten nun Nachhilfe in Gesundheitsbildung geben. „Bei Blutdruck-Werten über 200 zu 110 mmHg, die länger als 30 Minuten andauern, muss man in die Notaufnahme“, wird da unter anderem angeführt. „Zu uns kommen oft Patienten mit einmaligem erhöhten Blutdruck. Messen wir dann im Spital nach, hat sich der Wert längst normalisiert. Auch so jemand gehört nicht in eine Notfallambulanz“, stellt Postl klar.
Hausärzte als richtige Anlaufstellen
Dass es in den meisten Fälle besser wäre, zum Hausarzt zu gehen, betonte Neshat Quitt, Allgemeinmedizinerin in Graz-Liebenau: „Wir kennen die medizinische Vorgeschichte der Patienten und wissen über deren soziales Umfeld Bescheid.“ Ablehnen dürfe sie als Kassenärztin niemanden aus ihrem Bezirk: „Auch nicht in Zeiten großer Infektionswellen, wie wir sie gerade erleben.“
Die Einführung einer Ambulanzgebühr lehnte ÖVP-Landesrat Karlheinz Kornhäusl einmal mehr ab: „Wir setzen auf ein Bündel an Maßnahmen. Ich bin mir sicher, dass dieses Wirkung zeigt.“
Der neue Leitfaden ist unter https://www.leitfaden-krankheiten.at abrufbar.
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