König Charles III. hat sich am letzten Tag seines Besuchs in Australien mit indigenen Anführern und Überlebenden der „Stolen Generations“ getroffen. So werden die unzähligen Kinder genannt, die im Zuge der Kolonisierung durch die Briten ihren Familien weggenommen und in Zwangseinrichtungen von Weißen „umerzogen“ wurden.
Der König hörte viele der Geschichten der ehemaligen Opfer an. Darunter jene von Onkel James Michael „Widdy“ Welsh, den er umarmte, nachdem dieser ihm gesagt hatte, er sei kein guter Händeschüttler. „Umarmungen sind gut“, habe der König ausgerufen und den 72-Jährigen herzlich in die Arme genommen, wird berichtet.
James wurde seiner Familie in Coonamble, im Zentrum von NSW, weggenommen, als er acht Jahre alt war. Er wurde im Jungenheim Kinchela untergebracht und erhielt die Nummer 36.
Eklat im Parlament
Das Thema ist auch in australischen Medien ins Zentrum des Interesses gerückt. Denn erst am Montag war es im australischen Parlament in Canberra zu einem Eklat gekommen, als eine indigene Senatorin den König verbal attackierte. Die Politikerin Lidia Thorpe hatte nach einer Rede von Charles laut in den Saal gerufen: „Sie sind nicht mein König, Sie sind nicht unser König!“ Bevor sie von Sicherheitsleuten abgeführt wurde, forderte sie: „Geben Sie uns unser Land zurück!“
Eine auf indigene Angelegenheiten spezialisierte Reporterin sagte im ABC-Fernsehen, es sei unvermeidlich, dass der König bei dieser Reise schwierige Gespräche mit Ureinwohnern führe. „Ich denke, er wird sich damit auseinandersetzen und darüber sprechen müssen, um dann zu Hause über die Auswirkungen der Kolonisierung auf die Bevölkerung der First Nations nachzudenken.“ Die rund 980.000 indigenen Australier werden bis heute gegenüber den restlichen 26 Millionen Australiern in vielerlei Hinsicht benachteiligt und leben oft am Rande der Gesellschaft.
Im National Centre of Indigenous Excellence in Sydney wohnte Charles einer indigenen Tanzaufführung bei, die von traditionellen Instrumenten – allen voran dem ikonischen Didgeridoo – untermalt wurde.
„Ich denke, er wird sich damit auseinandersetzen und darüber sprechen müssen, um dann zu Hause über die Auswirkungen der Kolonisierung auf die Bevölkerung der First Nations nachzudenken.
Indigene Reporterin während des Besuchs von König Charles in Australien
Besuch der Oper und der Harbour Bridge
Anschließend stand eine für alle Sydney-Besucher obligatorische Stippvisite auf dem Programm: Zusammen mit seiner Ehefrau Camilla bestaunte Charles das berühmte Opernhaus vor der Kulisse der berühmten Harbour Bridge, wo sich eine große Menschenmenge versammelt hatte. Beide schüttelten viele Hände und begrüßten die royalen Fans. Auch zwei mit Krönchen geschmückte Hunde – Lucy und Larry – warteten geduldig auf den hohen Besuch. Danach bestieg das Paar ein Marineboot für eine Rundfahrt durch den herrlichen Hafen. Damit endete der offizielle Teil der Reise nach Down Under.
Am Mittwoch reisen Charles und Camilla zum Commonwealth-Gipfel in den pazifischen Inselstaat Samoa nordöstlich von Fidschi weiter. Dem Staatenbund gehören vor allem frühere britische Kolonien an. Für den König ist es die erste Fernreise, seit er vor einigen Monaten eine Krebserkrankung öffentlich machte. Seine Behandlung hat er britischen Medien zufolge wegen des Besuchs unterbrochen.
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