Das beliebte Kultlokal in Siegendorf, das vor einem Jahr zusperrte, soll, wenn es nach dem Plänen der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft geht, wieder eröffnet werden. Auch neuer leistbarer Wohnraum soll 2025 auf dem Areal entstehen.
20 Jahre lang war das „Charly‘s“ in Siegendorf eine angesagte Diskothek. Danach wurde es zehn Jahre als Frühstückslokal und Restaurant geführt. Bis zum 30. September des Vorjahres. Da sperrte Kult-Wirt Hans Kruisz den beliebten Treffpunkt zum Bedauern vieler Gäste zu. „Meine jüngste Schwester Beate, die mit mir den Laden geschupft hatte, war einige Monate zuvor in Pension gegangen. Außerdem wurde sie Großmutter und wurde fürs Enkelhüten gebraucht. Der Betrieb lief aber weiter und auch die Anfragen für Veranstaltungen wurden nicht weniger. Ich huschte nur noch zwischen Küche, Bar und Gastgarten hin und her und hatte gar keine Zeit mehr für ein Tratscherl mit den Menschen. Irgendwann gestand ich mir schweren Herzens ein, dass ich die viele Arbeit alleine einfach nicht bewerkstelligen kann. Ich bin ja auch nimmer der Jüngste“, sagt der 69-Jährige.
Keine Moschee
Prompt klopften schon die ersten Interessanten an. Doch der Plan eines Wiener Imams, der auf dem rund 2800 m² großen Grundstück eine Moschee aus dem Boden stampfen wollte, missfiel Kruisz ebenso wie die Vorstellung eines Projektentwicklers und Immobilienmaklers, der ausschließlich den Bau von höherpreisigen Wohnungen im Sinn hatte. Deshalb lehnte er beide Kaufangebote ab. Erst als Alfred Kollar, Geschäftsführer der Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG), ihm im vergangenen Sommer seine Idee unterbreitete, hatte Kruisz „ein gutes Bauchgefühl“ und ließ sich auf Verhandlungsgespräche ein. Vor kurzem wurde der Kaufvertrag unterzeichnet.
Generationenwohnen mitten im Ort
„Wir werden das Charly‘s mit dem bestehenden Mobiliar wieder aufsperren und suchen ab sofort einen Pächter für das Lokal. Außerdem werden wir aufstocken und im Obergeschoß zwei Wohnungen errichten. Die ehemaligen Disco-Räumlichkeiten dahinter, die zuletzt als Veranstaltungssäle dienten, werden abgetragen, damit wir zum Hof hin zehn zweigeschossige barrierefreie Senioren-, Starter- und Familienwohnungen in der Größenordnung von 55 bis 70 m² bauen können. Ältere Herrschaften können sich so auch von der Volkshilfe, die einen Steinwurf entfernt, betreutes Wohnen anbietet, mitversorgen zu lassen“, erklärt Kollar.
Dahinter sollen, angrenzend an den Nodbach, zusätzlich zwei 100 m² große Bungalows mit Garten errichtet werden. So schaffe man nicht nur die optimalen Rahmenbedingungen für den Fortbestand und Erhalt des Gastronomiebetriebes, sondern gewährleiste auch die Schaffung von leistbarem Wohnraum mitten im Ortszentrum.
Gute Perspektive
Kult-Wirt Kruisz ist mit dem Deal jedenfalls mehr als zufrieden: „Schon Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dieses Haus hier als Gemeindewirtshaus geführt. Meine Großmutter Agnes Barislovits hatte das Objekt 1941 mitten im Zweiten Weltkrieg erworben. Schließlich übernahm mein Onkel Karl alias Charly das Lokal und übergab es 1985 vertrauensvoll an mich. Diese Tradition wollte ich fortsetzen. Nächstes Jahr beginnt hier nach 40 Jahren also eine weitere neue Ära.“
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