Die weiß-grünen Wirtschaftskapitäne schlagen Alarm: Industriellenvereinigung und WKO richten jetzt insgesamt 190 Forderungen an die neue Landesregierung – und die haben es in sich.
Seit gut zwei Jahren befindet sich die heimische Wirtschaft in einer Rezession – die Zeichen dafür sind unübersehbar. Exakt einen Monat vor der Landtagswahl schlagen deshalb nun Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer Schulter an Schulter Alarm.
Die IV erarbeitete dafür gemeinsam mit Mitgliedsunternehmen und Stakeholdern 90 Maßnahmen, die seitens des Landes umgesetzt werden können, um das Ruder herumzureißen. Die WKO erstellte mit Joanneum Research und der Uni Graz ein Zukunftsprogramm mit 100 Maßnahmen für eine „leistungsfreundliche Steiermark“. Zwar wurden beide Programme gestern unabhängig voneinander präsentiert, doch sind Überschneidungen unverkennbar.
Arbeitsmarkt: Trotz steigender Arbeitslosenzahlen ist der Fachkräftemangel in der Steiermark omnipräsent. „Der demografische Wandel wird immer mehr zu einer zentralen Herausforderung. Die noch vorhandenen Erwerbspotenziale sind weitgehend ausgeschöpft“, bringt es Erich Kirschner, Ökonom bei Joanneum Research auf den Punkt. Die Lösung sehen die Experten in qualifizierter Zuwanderung. So fordert die IV etwa ein schnelleres Zulassungsverfahren für internationale Fachkräfte durch ein Kompetenzzentrum für die Rot-Weiß-Rot-Card.
Politik: Die weitgehendste Forderung kommt hier von der Industrie: Sie plädiert für eine neue Ressortverteilung in der künftigen Landesregierung. In Zukunft soll es ein Standortressort (Energie, Infrastruktur, Klima & Umwelt) sowie ein Zukunftsressort (Arbeit, Bildung, Forschung & Wissenschaft und Wirtschaft) geben.
Verwaltung: Neben einer Senkung der Lohnnebenkosten nach Vorbild Deutschland auf 23 Prozent, fordern Industrie und Wirtschaft ein Ende des EU-Regulierungswahns und des österreichischen „Gold Platings“.
Infrastruktur: Das zentrale Thema bleibt hier der dreispurige Ausbau der A 9 im Süden von Graz und die Anbindung des Flughafens an die Koralmbahn. Diese müsse generell besser genutzt werden.
Kinderbetreuung: Um die hohe Teilzeitquote, vor allem bei Frauen, zu verringern, wird ein Ausbau der Kinderbetreuung gefordert. Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei die Steiermark österreichweites Schlusslicht.
„Entscheidender Wendepunkt“
IV-Boss Kurt Maier will jedenfalls aufrütteln, „Lösungen aufzeigen und wieder Optimismus reinbringen“. „Wir stehen an einem entscheidenden Wendepunkt und ohne einen Kurswechsel droht eine lange Phase der Stagnation.“ Ähnlich sieht es sein WKO-Pendant Josef Herk: „Die historisch erhärtete Krisenfestigkeit und Krisenlösungskompetenz auf wirtschaftlicher und politischer Ebene ist eine durch und durch steirische Eigenschaft, die es wiederzuentdecken gilt, wenn wir den Standort Steiermark erfolgreich in die kommende Dekade bringen wollen.“ Bleibt nur abzuwarten, was davon bei der neuen Landesregierung ankommt.
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