Siedlung unter Wasser

„Müssen zusehen, wie unser Traum zerstört wird“

Niederösterreich
24.10.2024 06:00

Auch einen Monat nach der Megaflut sind in Langenrohr im Tullnerfeld Häuser weiterhin nicht betretbar – und werden es wohl noch lange nicht sein. Denn der Grundwasserspiegel sinkt nur ganz langsam, die Bewohner fürchten um ihr Lebenswerk. 

„Wir haben unser ganzes Leben lang hart gearbeitet, mussten auf vieles verzichten, um uns hier ein Haus zu bauen. Nun können wir nur zusehen, wie unser Traum zerstört wird!“ Wenn Wolfgang (78) und Josefine Niemeck (73) vor ihrem Haus am ehemaligen Schotterteich in Langenrohr im Tullnerfeld stehen, sind sie den Tränen nahe. Denn die schmucke Unterkunft steht einen Monat nach der Flut-Katastrophe weiter unter Wasser.

Die Luftaufnahme einen Monat nach dem Hochwasser verdeutlicht das Ausmaß der Katastrophe. (Bild: Molnar Attila/Attila Molnar)
Die Luftaufnahme einen Monat nach dem Hochwasser verdeutlicht das Ausmaß der Katastrophe.

„Wie bei früheren Überflutungen hatten wir bis zum dritten Tag keine Probleme. Doch dann brachen mehrere Dämme“, erinnert sich Wolfgang. Rasend schnell stieg der Pegel des Teiches, die Pensionisten konnten nur das Nötigste und sich selbst in den ersten Stock retten, wo sie von der Feuerwehr evakuiert wurden.

Seitdem waren sie nicht mehr in ihrem Zweitwohnsitz – und werden es auch länger nicht sein können. Denn der Grundwasserpegel sinkt nur ganz langsam. „Uns wurde gesagt, es könne bis Mai dauern. Spätestens wenn es friert, ist alles kaputt“, so Niemeck. Wie es weitergehen soll, steht für das Ehepaar, das in Wien in einer Wohnung lebt, in den Sternen. „Das hier ist unser Lebenswerk“, erzählen sie beim Lokalaugenschein der „Krone“.

„Die Wahrheit ist nicht angenehm“
Bei Land und Gemeinde beteuert man, bereits eine Reihe von Maßnahmen gesetzt zu haben, um den Pegel zu senken. So werden derzeit rund 50.000 Kubikmeter Wasser pro Stunde in die Donau abgepumpt, um ein rascheres Ausfließen des Grundwassers zu unterstützen. Auch im Hinterland erfolge ein gezieltes Ablassen von Grundwasser in die Perschling. In Vorbereitung seien auch Maßnahmen im Bereich Trasdorf und Moosbierbaum, um dort besonders betroffene Siedlungsbereiche zu entlasten.

Das Haus der Niemecks ist weiterhin nicht betretbar. An der Fassade ist sichtbar, wie hoch das Wasser vor einem Monat gestanden ist. (Bild: Molnar Attila/Attila Molnar)
Das Haus der Niemecks ist weiterhin nicht betretbar. An der Fassade ist sichtbar, wie hoch das Wasser vor einem Monat gestanden ist.

„Punktuelles Abpumpen sinnlos“
„Ein punktuelles Abpumpen am Teich macht aber keinen Sinn, weil es sich rasch wieder ausgleicht“, so Bürgermeister Leopold Figl. Der Ortschef befürchtet, dass es noch längere Zeit dauern wird, bis der Grundwasserstand wieder auf niedrigerem Niveau sein wird. „Die Wahrheit ist in diesem Fall nicht angenehm zu hören, aber ehrlich und zumutbar. Wir können nur um Geduld und Zuversicht ersuchen“, so Figl.

Wolfgang und Josefine Niemeck zeigen dem“Krone“- Reporter am Handy Bilder aus besseren Zeiten. (Bild: Molnar Attila/Attila Molnar)
Wolfgang und Josefine Niemeck zeigen dem“Krone“- Reporter am Handy Bilder aus besseren Zeiten.

Immerhin: Trotz Zweitwohnsitzer-Status können die Niemecks und ihre Nachbarn auf Hilfe aus dem Katastrophenfonds zählen, wird ihnen versichert. Die Schadenskommission kann aber erst aktiv werden, wenn sie das Haus betreten kann. Für die Rettung der Häuser ist es dann aber wohl zu spät …

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