Auch einen Monat nach der Megaflut sind in Langenrohr im Tullnerfeld Häuser weiterhin nicht betretbar – und werden es wohl noch lange nicht sein. Denn der Grundwasserspiegel sinkt nur ganz langsam, die Bewohner fürchten um ihr Lebenswerk.
„Wir haben unser ganzes Leben lang hart gearbeitet, mussten auf vieles verzichten, um uns hier ein Haus zu bauen. Nun können wir nur zusehen, wie unser Traum zerstört wird!“ Wenn Wolfgang (78) und Josefine Niemeck (73) vor ihrem Haus am ehemaligen Schotterteich in Langenrohr im Tullnerfeld stehen, sind sie den Tränen nahe. Denn die schmucke Unterkunft steht einen Monat nach der Flut-Katastrophe weiter unter Wasser.
„Wie bei früheren Überflutungen hatten wir bis zum dritten Tag keine Probleme. Doch dann brachen mehrere Dämme“, erinnert sich Wolfgang. Rasend schnell stieg der Pegel des Teiches, die Pensionisten konnten nur das Nötigste und sich selbst in den ersten Stock retten, wo sie von der Feuerwehr evakuiert wurden.
Seitdem waren sie nicht mehr in ihrem Zweitwohnsitz – und werden es auch länger nicht sein können. Denn der Grundwasserpegel sinkt nur ganz langsam. „Uns wurde gesagt, es könne bis Mai dauern. Spätestens wenn es friert, ist alles kaputt“, so Niemeck. Wie es weitergehen soll, steht für das Ehepaar, das in Wien in einer Wohnung lebt, in den Sternen. „Das hier ist unser Lebenswerk“, erzählen sie beim Lokalaugenschein der „Krone“.
„Die Wahrheit ist nicht angenehm“
Bei Land und Gemeinde beteuert man, bereits eine Reihe von Maßnahmen gesetzt zu haben, um den Pegel zu senken. So werden derzeit rund 50.000 Kubikmeter Wasser pro Stunde in die Donau abgepumpt, um ein rascheres Ausfließen des Grundwassers zu unterstützen. Auch im Hinterland erfolge ein gezieltes Ablassen von Grundwasser in die Perschling. In Vorbereitung seien auch Maßnahmen im Bereich Trasdorf und Moosbierbaum, um dort besonders betroffene Siedlungsbereiche zu entlasten.
„Punktuelles Abpumpen sinnlos“
„Ein punktuelles Abpumpen am Teich macht aber keinen Sinn, weil es sich rasch wieder ausgleicht“, so Bürgermeister Leopold Figl. Der Ortschef befürchtet, dass es noch längere Zeit dauern wird, bis der Grundwasserstand wieder auf niedrigerem Niveau sein wird. „Die Wahrheit ist in diesem Fall nicht angenehm zu hören, aber ehrlich und zumutbar. Wir können nur um Geduld und Zuversicht ersuchen“, so Figl.
Immerhin: Trotz Zweitwohnsitzer-Status können die Niemecks und ihre Nachbarn auf Hilfe aus dem Katastrophenfonds zählen, wird ihnen versichert. Die Schadenskommission kann aber erst aktiv werden, wenn sie das Haus betreten kann. Für die Rettung der Häuser ist es dann aber wohl zu spät …
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.