Diesen Brauch will kein Kind in Salzburg missen: Die Taufpaten bringen Germ-Gebäck mit. Bei Bäckern wird in den Tagen vor Allerheiligen viel vorbestellt. Die Tradition erinnert an einen längst vergangenen Trauerkult.
Bei Alfred Kerschhaggl in St. Michael glüht zu Allerheiligen der Backofen, den er in der hauseigenen Backstube angeworfen hat. Der Bäckerbetrieb verfügt über kein Geschäft mehr. Es wir aber über das ganze Jahr an Gastronomie und ausgewählten Handel geliefert.
Die Backstube bleibt die ganze Nacht über angeworfen, damit die Strutzn alle frisch geliefert und abgeholt werden können. Die Anfrage ist jedes Jahr groß.
Alfred Kerschhaggl
Auftragsbuch ist dieser Tage voll
Allerheiligen gehört zu den stärksten Tagen für ihn: „Es gibt sicher einige hundert Bestellungen“, erzählt der Bäcker. Taufpaten aus dem ganzen Lungau halten an der Tradition fest. Sein eigenes Patenkind ist zwar schon erwachsen, bekommt aber auch immer noch einen traditionellen Strutzn überreicht.
Das traditionelle Germ-Gebäck gibt es in drei Größen. Mit oder ohne Rosinen? An dieser Diskussion will er sich nicht beteiligen.
Vor Allerheiligen bäckt Kerschhaggl die ganze Nacht durch, damit absolute Frische garantiert werden kann. Nach 24 Jahren als Bäcker könnte es für ihn das letzte Flechten von Allerheiligen-Zöpfen gewesen sein. Ein Nachfolger fehlt. Wie lange er noch in der Backstube stehen wird, ist noch nicht fix. Kerschhaggl: „Dann gibt es noch einen Bäcker weniger.“
Auch in anderen Teilen Salzburgs gehört der Strutzn oder Striezel noch zu Allerheiligen dazu. Die Bedeutung nimmt aber zum Teil ab. „Wir verkaufen zu Ostern mittlerweile mehr Germ-Gebäck“, so Bäcker Andreas Unterberger mit Zentrale in Maishofen.
Über die Ursprünge des Brauches ist wenig bekannt. Fest steht, dass die Wurzeln auf die antike Trauerkultur zurückgehen.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.