Hohe Energiepreise, hohe Mieten, Inflation, Rezession, Arbeitslosigkeit, Negativwachstum: Viele Begriffe, die nichts Gutes verheißen, sind präsent. Die Konjunkturumfrage der Kärntner Arbeiterkammer ergibt ebenfalls eine düstere Prognose für die Wirtschaft – und Forderungen an die Politik.
Düstere Aussichten für die Kärntner Industrie sieht die Industriellenvereininung in ihrer Konjukturumfrage, ebenso trüb fällt die Einschätzung laut der Umfrage der Arbeiterkammer aus.
„Wir haben seit über zwei Jahren eine Rezession, die in die Verlängerung geht“, so Eric Kirschner, der Forschungsgruppenleiter vom Joanneum Research, der die Konjunkturumfrage wissenschaftlich begleitet und ausgewertet hat. Europa verliere Anteile am Weltmarkt, mit Jänner, mit der Angelobung des neuen US-Präsidenten dürfte sich zudem einiges verändern. Trump hatte ja bereits im Wahlkampf hohe Zölle auf in die USA eingeführte Waren angekündigt; und die USA sind für Kärnten immerhin der fünftgrößte Handelspartner. „Innovation sorgt für Wettbewerbsfähigkeit, also muss es Forschung und Entwicklung geben“, so Kirschner.
In der aktuellen Konjunkturumfrage wird die Auftragslage in allen Branchen negativ vorhergesehen; nicht nur wie bisher schon oft in Industrie und Handel, sondern auch in bislang optimistischen Feldern wie Informations- und Kommunikationstechnologie sowie in der Gastronomie.
Die Wahl des US-Präsidenten dürfte für Kärnten Folgen haben: Donald Trump kündigte bereits an, Zölle erhöhen zu wollen. „Die USA sind der fünftgrößte Handelspartner für Kärnten, für Österreich der drittgrößte“, so AK-Wirtschaftsexperte Hans Pucker.
Allein in der öffentlichen Verwaltung, in Schulen und im Gesundheitswesen, wo man ja nicht direkt von Aufträgen abhängig ist, steht das Konjunkturbarometer bei Null.
Den zweitschlechtesten Wert seit 2009 (damals: minus 24) ergibt die aktuelle AK-Konjunkturumfrage, die von wirtschaftlicher Verschlechterung spricht.
Die „starke Eintrübung der Konjunktur“ scheint laut Kirschner nicht bald von einem Aufschwung abgelöst zu werden. „Und wenn, dann ist der Aufschwung schwächer als erhofft. Die Zahl der Arbeitslosen steigt noch nicht – noch. Denn mit jedem Monat länger in der Rezession, gibt es mehr Arbeitslose“, so Kirschner.
Mehr Bundesmittel für die Gemeinden, um den Ausbau erneuerbarer Energien, die thermische Sanierung von Gebäuden, die Energieeffizienz, den Ausbau des öffentlichen Verkehrs voranzutreiben.
Verstärkte Förderung des gemeinnützigen Wohnbaues, um leistbaren Wohnraum zu gewährleisten und die Baukonjunktur zu stützten.
Keine weitere Kürzung der Lohnnebenkosten zu Lasten der Arbeitnehmer.
Ein personell und finanziell top ausgestattetes AMS, um Arbeitssuchenden rasche Vermittlung zu gewährleisten. Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen sollen weitergeführt, erweitert und budgetär abgesichert werden.
Eine Qualifizierungsoffensive mit Schwerpunkt Digitalisierung und Green Jobs soll den Fachkräftemangel bekämpfen, Arbeitslose fit für den Arbeitsmarkt machen.
Hebung der Frauenerwerbsquote durch flächendeckende Kinderbetreuung und Pflegeinfrastruktur.
Betriebe, die keine Lehrlinge ausbilden, sollen in einen Weiterbildungsfonds einzahlen, der Ausbildungsbetriebe unterstützt.
Anpassung der Raumplanung an die Potenziale der Koralmbahn.
Forcierung von überregionalen, interkommunalen Projekten wie Forschungseinrichtungen, Logistik- und Gewerbe sowie Industrieparks.
Fachkräfte mit speziellen Fähigkeiten würden dennoch laufend gesucht, doch durch den demographischen Wandle kommen immer wenige junge Leute nach, die derart ausgebildet werden könnten.
Ein weiteres Problem, das in Krisenzeiten vor allem in Österreich zu beobachten ist: Es wird zu viel gespart. Das Geld fehlt im Wirtschaftskreislauf. Kirschner: „Die Löhne sind gestiegen, die Kaufkraft wäre da, aber es wird viel gespart und nur wenig konsumiert.“ Vertrauen fehle, Vertrauen in die Zukunft, Vertrauen in die Regierung. Steigt aber der Konsum nicht, wird die Situation für Unternehmen immer instabiler.
Steigt der Konsum nicht wieder, kommen weite Teile der Kärntner Wirtschaft nicht aus der Rezession heraus.
Eric Kirschner, Joanneum Research
„Österreich steuert auf die wohl längste Rezession der Nachkriegsjahre zu! Eine zielgerichtete Industrie- und Wirtschaftspolitik ist der Schlüssel, um den Wachstumsrückgang zu bewältigen und Kärnten nachhaltig wettbewerbsfähig aufzustellen“, ist sich Arbeiterkammerpräsident Günther Goach sicher. Untermauert wird dies mit der Konjunkturumfrage (siehe oben), welche die Arbeiterkammer seit gut 30 Jahren in Auftrag gibt. „Sie ist ein verlässlicher Gradmesser“, so Günther Goach. Betriebsräte von 226 Kärntner Unternehmen, die rund 66.000 Arbeitnehmer und damit 30 Prozent aller Beschäftigten Kärntens repräsentieren, haben an der Konjunkturumfrage teilgenommen, welche die Forschungsgesellschaft Joanneum Research wissenschaftlich begleitet hat.
Diesmal seien auch bisher optimistische Branchen von der schwächelnden Konjunktur betroffen, die noch nie derartige Probleme hatten, wie die Informations- und Kommunikationstechnologie und die Gastronomie.
„In Kärnten ist die Situation am Arbeitsmarkt aber noch vernünftig: 224.000 Beschäftigte mit 31. Oktober, 19.884 Arbeitslose, 391 Lehrstellensuchende“, meint Goach. Ein großes Problem sei trotz verschobener Neueinstellungen der Fachkräftemangel: „Immer weniger Betriebe bilden Lehrlinge aus. Aber Facharbeiter sind auch eine Standortfrage.“
Wolle Kärnten ein attraktiver Wirtschaftsstandort sein, sei auch ein „vernünftiger Energiemix“ unabdingbar. „Strom muss günstig und verfügbar sein“, betont der AK-Chef.
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