Strenge Maßnahmen

Vogelgrippe: Erhöhtes Risiko in ganz Österreich

Österreich
07.11.2024 14:44

In der Nacht auf Freitag wird ganz Österreich in Bezug auf die Vogelgrippe (Geflügelpest) zum Gebiet mit erhöhtem Risiko erklärt. Österreichweit ist durch die Risikoeinstufung die Fütterung von Tieren im Freien verboten und der Kontakt zwischen Geflügel und Wildvögeln muss durch Netze oder Dächer verhindert werden. 

Das teilte das Gesundheitsministerium am Donnerstagnachmittag mit. 25 Bezirke in Nieder- und Oberösterreich, der Steiermark, Salzburg, Kärnten und im Burgenland werden zudem als Gebiete mit stark erhöhtem Risiko eingestuft. Hier gilt für Betriebe mit mehr als 50 Tieren Stallpflicht.

Bestätigte Fälle in fünf Betrieben
In vier Betrieben mit rund 200.000 Tieren in Ober- und Niederösterreich waren zuletzt neue Vogelgrippe-Fälle festgestellt worden. Ein weiterer Verdachtsfall in einer Putenhaltung im Bezirk Amstetten (NÖ) bestätigte sich indes ebenfalls, teilte Landesrätin Susanne Rosenkranz (FPÖ) am Donnerstagnachmittag mit. Das Bundesheer soll bei der Dekontaminierung helfen.

Kommt es zu einem Ausbruch, sind die betroffenen Tiere in dem Betrieb zu töten, erläuterte Ulrich Herzog, Leiter für das Veterinärwesen im Gesundheitsministerium, bei einem Hintergrundgespräch. Dies geschehe nach bestimmten Standards und ist tierschutzkonform.

Dafür gibt es Firmen mit viel Erfahrung in unseren Nachbarländern, berichtete der Experte aus dem auch für Tierschutz zuständigen Ministerium. Auch wegen der Belastung für alle Beteiligten sei es „wichtig, mit Profis zusammenzuarbeiten“. Finanzielle Entschädigungen für die Halter sind dementsprechend geregelt.

Folgende 25 Bezirke in sechs Bundesländern sind betroffen:

  • Burgenland: Güssing, Jennersdorf, Mattersburg, Oberpullendorf, Oberwart

  • Niederösterreich: Waidhofen an der Ybbs (Stadt), Amstetten, Melk, Scheibbs
  • Oberösterreich: Braunau am Inn, Grieskirchen, Linz-Land, Perg, Ried im Innkreis, Schärding, Wels-Land
  • Salzburg: Salzburg-Stadt und Salzburg-Umgebung
  • Steiermark: Deutschlandsberg, Leibnitz, Hartberg-Fürstenfeld, Südoststeiermark
  • Kärnten: Klagenfurt-Land, Völkermarkt, Wolfsberg

Ansteckungen von Menschen und Todesfälle selten
Die sogenannte Aviäre Influenza oder Geflügelpest wird vor allem zwischen Vögeln übertragen und die Tiere erkranken je nach Subtyp oft schwer und verenden. Besonders betroffen sind Hühner, Puten und zahlreiche Wildvogelarten.

Auch Übertragungen auf Säugetiere sind möglich, Ansteckungen von Menschen und Todesfälle aber selten. Der Subtyp (A)H5N1, der derzeit in Europa auftritt, ist schlecht an den Menschen angepasst und Erkrankungen wurden in Europa bisher nicht beobachtet, betont die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). „Gerade bei den nun kälteren Temperaturen kann das Virus im Kot infizierter Tiere mehr als 30 Tage ansteckend bleiben“, informierte Friedrich Schmoll, Leiter des Geschäftsfelds Tiergesundheit der AGES bei dem Hintergrundgespräch.

Auch die Zahl der Vogelgrippe-Fälle bei Wildvögeln war zuletzt angestiegen. „Um die Ausbreitung einzudämmen, wird nun ganz Österreich zum Gebiet mit erhöhtem Risiko erklärt“, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Eine dementsprechende Verordnung wurde am Donnerstag veröffentlicht und tritt in der Nacht auf Freitag in Kraft.

Bundesheereinsatz startet in Amstetten
In Niederösterreich startet aufgrund des Vogelgrippe-Ausbruchs mit Freitagfrüh ein Assistenzeinsatz des Bundesheeres im Bezirk Amstetten. Soldaten der Dekontaminationsgruppe der ABC-Abwehrkompanie Korneuburg werden ausrücken. Sie sollen Fahrzeuge vor dem Abtransport verendeter Tiere in einer Schleuse desinfizieren und eine weitere Ausbreitung der Krankheit vermeiden. Bestätigt ist der Ausbruch in Niederösterreich mittlerweile in vier Betrieben im Bezirk Amstetten.

Dauern soll der Assistenzeinsatz voraussichtlich bis Sonntag. 18 Soldaten werden Heeresangaben zufolge in den betroffenen Betrieben aufgeboten. In den jeweiligen Schleusen werden vor allem die Radkästen und Unterböden der Fahrzeuge sowie die Container, in denen die verendeten Tiere transportiert werden, desinfiziert, heißt es vonseiten des Bundesheeres. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) strich das „beeindruckende und unermüdliche Engagement des Bundesheeres“ hervor.

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