„Neues Innsbruck“

1,1 Millionen Euro für bitterste ÖVP-Niederlage

Tirol
09.11.2024 08:00

Die Wahlkampfkosten für die Fraktion „Neues Innsbruck“ im April sind rekordverdächtig. Rund 1,1 Millionen Euro wurden ausgegeben. ÖVP-Mitglieder fragen sich, was Florian Tursky mit der Stadt-VP jetzt vorhat.

Genau 6073 Stimmen erhielt die Gruppierung „Florian Tursky – Das Neue Innsbruck“ am 14. April, also vor knapp sieben Monaten, bei der Gemeinderatswahl in Innsbruck. Im Vorfeld glaubte man, die Landeshauptstadt mit dem Zusammenschluss der viele Jahre zerstrittenen Gruppierungen „Für Innsbruck“, Volkspartei und Seniorenbund zurückerobern zu können.

Doch die eingangs genannten knapp 6000 Stimmen bedeuteten das schlechteste Ergebnis in der Geschichte der ÖVP in Innsbruck. Rang fünf hinter den Grünen (11.286 Stimmen), „Ja – Jetzt Innsbruck – Johannes Anzengruber“ (10.067), „FPÖ – Rudi Federspiel“ (9096) sowie der SPÖ (8122).

„Tursky-Macher“ Günther Platter (links) mit LH Anton Mattle (Mitte) sowie Florian Tursky nach der bitteren Wahlniederlage. (Bild: Birbaumer Christof)
„Tursky-Macher“ Günther Platter (links) mit LH Anton Mattle (Mitte) sowie Florian Tursky nach der bitteren Wahlniederlage.

Schlechtes Ergebnis auch bei Bürgermeisterdirektwahl
Nicht viel besser sah es für Florian Tursky bei der Bürgermeisterdirektwahl aus. Er erhielt auch da nur 6156 Kreuzerl. Was ebenso Rang fünf hinter Georg Willi (13.543), Johannes Anzengruber (11.455), Markus Lassenberger (9418) und Elisabeth Mayr (9000) bedeutete.

Dementsprechend waren die langen Gesichter bei den Schwarzen an diesem denkwürdigen Wahlabend des 14. April, als man in einem Innsbrucker Lokal zusammenstand. Wobei „Zusammenstehen“ nur wörtlich genommen werden darf, sinnbildlich für den Zustand der neuen Gruppierung aber sicher nicht. Heute ähnelt die neu geschmiedete Allianz mit nur mehr vier Mandaten im Gemeinderat mehr einem Scherbenhaufen als einer starken Gruppierung.

Beim Wahlkampf saß die Geldtasche der Liste „Neues Innsbruck“ locker. (Bild: vegefox.com - stock.adobe.com)
Beim Wahlkampf saß die Geldtasche der Liste „Neues Innsbruck“ locker.

60 Prozent über dem geplanten Budget
Den Vogel in dieser leidigen ÖVP-Causa schoss aber dieser Tage die bekanntgewordene Wahlkampfsumme ab, die das Tursky-Bündnis ausgab, wie die „Tiroler Tageszeitung“ berichtete. Unglaubliche 1,1 Millionen Euro. Damit lag das Budget um 60 Prozent (!) über dem ursprünglich geplanten von 690.000 Euro. Umgerechnet wurden pro Stimme 181 Euro ausgegeben. Eine Zahl, die sich sehen lassen kann, die außerordentlich ist im Vergleich zu den anderen Parteien und deren finanziellem „Aufwand“ pro Stimme.

Johannes Anzengruber (rechts) wurde Bürgermeister, Florian Tursky verschwand nach Wien. (Bild: APA/Hans Punz/Robert Parigger/Christof Birbaumer/Krone Kreativ)
Johannes Anzengruber (rechts) wurde Bürgermeister, Florian Tursky verschwand nach Wien.

Ausgaben der anderen Parteien gut gehütetes Geheimnis
Freilich sind die Wahlkampfausgaben der anderen Parteien ein gut gehütetes Geheimnis, aber weit nicht so hoch wie jene vom Tursky-Bündnis. Die Kosten seien aber gedeckt, heißt es aus der Innsbrucker ÖVP. Man sei in keinerlei finanziellen Schwierigkeiten. Schön zu hören. Somit muss man sich zumindest in dieser Hinsicht keine Sorgen um die Innsbrucker Volkspartei machen.

Wahrscheinlich gilt das auch für die aktuelle Führungslosigkeit dieser Partei. Denn völlig unklar ist, wer eigentlich im „Bündnis Tursky“ das Sagen hat. Tursky selbst mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jedenfalls nicht. Außer er beherrscht es, von Wien aus eine Partei zu führen, denn dort soll er schwerpunktmäßig ja sein, sich in Innsbruck eher selten aufhalten.

Kritik aus den eigenen Reihen
Auf der offiziellen Homepage der Tiroler Volkspartei ist er freilich nach wie vor als Stadtparteiobmann angeführt. Doch nicht nur Insider fragen sich: „Wie kann das funktionieren?“ Auch hört man immer wieder – interessanterweise aus den eigenen schwarzen Reihen – Kritik daran, dass Tursky hoch und heilig ankündigte, seine politische Zukunft in Innsbruck zu sehen, sich aber nach der Wahlniederlage quasi „aus dem Staub gemacht“ hat in Richtung Wien, wo er nun wieder seine Zukunft sieht. Tursky habe die Wähler getäuscht und „einen Sauhaufen“ hinterlassen.

Er soll zumindest ehestmöglich die Stadtpartei ordentlich übergeben, damit der Rest der Partei auch wieder „handlungsfähiger“ werde.

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