Nach 38 Jahren

„Ich bleibe dem Lentos treu – mit Werkvertrag“

Oberösterreich
10.11.2024 17:00

„Es war nie langweilig“, sagt Elisabeth Nowak-Thaller, Vizedirektorin des Linzer Lentos. Sie betreute 38 Jahre lang die städtische Kunstsammlung – nun geht sie in Pension. Im „Krone“-Talk plaudert sie über Peter Baum, ihren ersten Chef, über Highlights und warum Publikumsmagneten zu teuer geworden sind.

Das Linzer Kunstmuseum Lentos hat eine lange Vorgeschichte und die ist nicht nur mit Peter Baum, erster Lentos-Direktor, verbunden, sondern auch mit der Kunsthistorikerin Elisabeth Nowak-Thaller.

Sie betreute 38 Jahre lang die Kunstsammlung der Stadt Linz, half bei der Raumkonzeption und Planung des Lentos mit und kuratierte bedeutende Ausstellungen wie zuletzt die „Reise der Bilder“. Seit 1. November ist sie in Pension.

„Krone“: Sie haben 1986 in der Neuen Galerie der Stadt Linz – die Vorgänger-Institution des Lentos – als Kunsthistorikerin den Dienst aufgenommen. Können Sie sich noch an die ersten Tage erinnern?
Elisabeth Nowak-Thaller: Ich habe gleich einen Berg von Büchern inventarisieren müssen, einen Nachlass, den wir bekommen hatten.

Peter Baum und Elisabeth Nowak-Thaller um 1986 in der Neuen Galerie (Bild: ZVg)
Peter Baum und Elisabeth Nowak-Thaller um 1986 in der Neuen Galerie
Elisabeth Nowak-Thaller im Depot des Lentos (Bild: Markus Wenzel)
Elisabeth Nowak-Thaller im Depot des Lentos

Wie war es, mit Peter Baum zusammenzuarbeiten?
Er war immer recht streng, aber er hat auch gesehen, dass ich sehr praktisch veranlagt bin. Wir haben uns gut ergänzt. Die Arbeitsteilung ging so weit, dass wir im Magistrat immer als ‘Bruder Baum und Schwester Thaller‘ firmierten, die Neue Galerie war ja eine Magistratsdienststelle.

Wann machten Sie Ihre erste eigene Ausstellung?
Das war „Paulas Home“ im Jahr 2004 im Lentos unter Stella Rollig, bei der ich das selbstständige Kuratieren lernte.

Sie haben rund 70 Ausstellungen kuratiert. Kann man heutzutage noch Künstlerinnen oder Künstler entdecken?
Ja, ich habe Helene Funke (1869 – 1957) entdeckt, darum liegt sie mir sehr am Herzen. Ich habe 2007 die erste Einzelausstellung mit ihren Werken kuratiert. Und ihr Schicksal berührt mich sehr, weil es zeigt, wie schwer es die Frauen in der Kunst hatten.

(Bild: Horst Einöder/Flashpictures)

Es gab mit Gottfried Helnwein (2006) oder Gilbert & George (2011) im Lentos richtige Publikumsheuler. So starke Magneten fehlen in den letzten Jahren. Woran liegt es?
Für wirklich große internationale Ausstellungen haben wir das Geld nicht. Die ’Reise der Bilder’ war eine Ausnahme, wir konnten dank der Kulturhauptstadt Sonderbudgets lukrieren.

Was ist so teuer geworden?
Die Transporte. Früher sind nur die tollsten Masterpieces mit Kurier gereist, jetzt reist schon fast jedes Werk mit Kurier. Und viele Bilder brauchen eine Klimakiste, früher sind die Werke oft in Kartonverpackungen gekommen. Aber auch die Versicherungssummen sind gestiegen.

Sie waren auch bei Restituierungen – Rückgaben von in der Nazi-Zeit enteigneten Werken – federführend.
Restitution war von Anfang an einer meiner Betreuungsschwerpunkte, der letztlich in der Ausstellung ’Reise der Bilder’ gipfelte. Das Lentos restituierte 12 Werke aus der Sammlung Gurlitt, und 13 insgesamt. Es ist ein schmerzvoller Vorgang, weil man die Bilder teils lange kennt und bewahrt. Aber natürlich ist es völlig gerechtfertigt, dass Werke, die einst Verfolgten gehörten, restituiert werden.

Verraten Sie uns noch: Was wird Sie vor dem Pensionsschock retten?
Ich mache eine Kulturreise in Mexiko – ein langgehegter Wunsch. Dann bin ich freie Kuratorin im Lentos und werde die Sammlung Hauser bearbeiten. Ich habe das erste Mal in meinem Leben einen Werkvertrag!

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