Erdbeben in der SPÖ: Schon am Freitagabend hatten sich Hinweise verdichtet, wonach der oberösterreichische Parteivorsitzende Michael Lindner (41) vor dem Rücktritt steht. Noch vor dem eigentlichen Pressetermin wurde am Samstag auch eine Videobotschaft veröffentlicht, in der der Politiker seine Gründe für den Rücktritt darlegt.
Oberösterreichs SPÖ-Vorsitzender Michael Lindner zieht sich aus der Politik zurück. Warum er das tut, darüber sprach er am Samstag bei einer Pressekonferenz in der Zentrale der Sozialdemokraten in Linz. Schon Stunden zuvor, konkret am Freitagabend, hatten sich die Meldungen überschlagen, ehe die „Krone“ eine inoffizielle Bestätigung aus Parteikreisen bekam.
Der Politiker wandte sich Samstagmittag schließlich per Videobotschaft an die Öffentlichkeit:
Roman war ausschlaggebend
So geht es Lindner in erster Linie um seine beiden Söhne, für die er da sein wolle. Ausschlaggebend für seine Entscheidung sei allerdings auch ein Buch gewesen, das er bereits Anfang des Jahres gelesen habe: „Die Wut, die bleibt“ von Mareike Fallwickl – ein Roman über die Last, die auf Frauen abgeladen wird. Das Buch habe bei ihm ein Umdenken bewirkt.
Lindner habe die Entscheidung gemeinsam mit seiner Frau getroffen, betonte er. Er habe noch die Nationalratswahl abwarten wollen – es sei aber keine Entscheidung gegen die Politik, sondern für seine Kinder.
Stöger übernimmt Geschäfte
Lindner geht Ende des Monats als SPÖ-Chef, bleibt vorerst noch Landesrat – bis die Partei eine Entscheidung getroffen hat. Dem Vernehmen nach soll der ehemalige Nationalratsabgeordnete Alois Stöger dann die Partei übernehmen, allerdings nur als Zwischenlösung.
Immerhin gilt es, 2027 eine Landtagswahl zu schlagen. Der 64-Jährige wäre hier sicher nicht eine Ansage für eine Erneuerung der Partei. Allerdings: SPÖ-Routinier Stöger gilt als höchst versiert, hatte höchste Ämter im Staat – etwa als Verkehrs-, Gesundheits- und Sozialminister.
Wer dann als Spitzenkandidat in der ersten Reihe der SPÖ steht, wird parteiintern jetzt intensiv diskutiert. Ganz konkret schon am Montag, wo regulär der Landesparteivorstand einberufen ist – „nur dürfte sich jetzt die Tagesordnung entsprechend ändern“, sagte ein Mitglied dieses Gremiums am Samstagvormittag zur „Krone“.
Mit engsten Freunden aus der Partei in den USA
Offenbar spielte der 41-Jährige schon länger mit dem Gedanken eines Rückzugs, was letztlich der ausschlaggebende Grund dafür war, war am Samstagvormittag noch unklar. Inoffiziell hieß es, dass familiäre Gründe den Ausschlag für seine Entscheidung gegeben hätten. Kenner der oberösterreichischen SPÖ wissen allerdings auch, dass Lindner keine große Freude mit dem Kurs des SPÖ-Vorsitzenden Andreas Babler hatte. Er sicherte ihm zwar Unterstützung zu, allerdings auch erst, als Hans-Peter Doskozil damit aufhörte, massiv gegen die Spitzen der Bundes-SPÖ zu schießen.
Der Abgang Lindners ist innerhalb kurzer Zeit der zweite Rücktritt prominentester Sozialdemokraten in Oberösterreich: Erst Ende August gab der auch in der Landespartei mächtige und einflussreiche Linzer Bürgermeister Klaus Luger seinen Rücktritt bekannt. Er war bekanntlich über Chats mit dem ehemaligen Brucknerhaus-Intendanten Dietmar Kerschbaum gestolpert, dem er vorab Fragen für ein Hearing zukommen ließ.
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