Ab nächstem Jahr gehört die blaue Metall-Tonne der Geschichte an – dafür gibt es neue Regelungen in Sachen Verpackungsmüll und Pfand. Aber wie genau sollen Steirer künftig den Müll trennen? Was hat es mit der „gelben Formel“ auf sich? Wir liefern Antworten zu den fünf wichtigsten Fragen.
Leicht- und Metallverpackungen machen zehn Prozent unserer Haushalsabfälle aus. Während der Großteil der Steirer dabei an zwei verschiedene Tonnen denkt, gilt der Bezirk Liezen bereits als Vorreiter. Statt in Blau und Gelb zu trennen, landeten Plastik- und Metallverpackungen dort im gleichen Müll. Und dieses Modell wird ab 1. Jänner 2025 auf die gesamte Steiermark sowie auch österreichweit ausgerollt. Ziel ist es, die Sammlung zu vereinfachen und die Recycling-Quoten zu erhöhen.
Das überarbeitete System ist nicht so neu, wie man vielleicht denkt: Erst seit 1993 werden Leichtverpackungen und Metallmüll getrennt weggeschmissen, erklärt Andreas Pertl von der Verpackungskoordinierungsstelle. Warum man nun zurück zum alten Schema will, hat zweierlei Gründe: Einerseits haben sich die Sortiertechnologien verbessert, und Verpackungen können besser wiederverwertet werden. Andererseits kommt ab 2025 ein Einwegpfand auf Getränkeflaschen und -dosen. Das schafft Platz in der Tonne – und dient als Anlass für eine Vereinheitlichung in ganz Österreich.
Grundsätzlich soll das neue Trennsystem eine Vereinfachung sein. „Der Weg zur Metalltonne entfällt, das Trennen in den eigenen vier Wänden wird dadurch einfacher“, sagt Pertl. Bei Altpapier sowie Weiß- und Buntglassammlung bleibt jedoch alles beim Alten. In die gelbe Tonne oder den gelben Sack gehören künftig etwa Joghurtbecher, Putzmittelflaschen und Folienverpackungen – aber auch Katzenfutterdosen und Senftuben. Nicht jedoch Dinge wie Zahnbürsten, Spielzeuge oder Spraydosen.
„Obwohl die Steiermark beim Recycling österreichweit bereits im absoluten Spitzenfeld liegt, wollen wir uns noch weiter verbessern.“
Simone Schmiedtbauer (ÖVP)
Bild: Pail Sepp
„Die gelbe Formel“ wurde als Kampagne zur Systemumstellung von „Österreich sammelt“ gestartet. Sie besagt, dass Leicht- und Metallverpackungen gemeinsam den Inhalt der gelben Tonne ausmachen – allerdings nach Abzug des Einwegpfands. Eine weitere wichtige Message von Pertl als Sprecher von „Österreich sammelt“: „Verpackungen gehören raus aus dem Restmüll und rein in den gelben Sack!“
Damit Trennung und Recycling überhaupt möglich ist, muss sich jeder Einzelne an der Müllsammlung beteiligen. Aus alten Verpackungen werden unter anderem Produkte wie Rohre, Kanister oder Fleecepullover gemacht. Das ist ressourcenschonend. Außerdem spart es Geld: „Zwölf Millionen Euro Müllgebühr werden in der Steiermark jährlich doppelt gezahlt“, erklärt Christian Schreyer, Geschäftsführer der steirischen Abfallwirtschaftsverbände. So zahlt man beim Kauf von Plastikprodukten Steuern – landen die Verpackungen daraufhin im Restmüll, fällt nochmals eine Müllgebühr an.
Die blauen Tonnen werden nun sukzessive von den Straßen verschwinden. Die Umstellung erfolgt in allen Regionen zwischen November und Jänner – Bürger werden individuell informiert. Landesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP) stellte bereits das neue Abfalltrennblatt vor, das in 23 Sprachen übersetzt wird. Die blauen Tonnen werden wahrscheinlich in Nachbarländern weiterverwendet.
In vielerlei Hinsicht ist die Steiermark in Sachen Mülltrennung vorne mit dabei. So werden bereits 70 Prozent des Siedlungsabfalls recycelt, „auch bei Papier und Glas sind wir im EU-Vergleich Spitzenreiter“, sagt Schreyer. Beim Verpackungsmüll gibt es jedoch Aufholbedarf: Denn die bisherige Recyclingquote von 25 Prozent soll laut EU-Vorgaben bis zum nächsten Jahr verdoppelt werden.
Geschehen soll das durch moderne Technologien und durch die Mithilfe der Bevölkerung, sind sich die Experten einig. Aber bringt das gemeinsame Sammeln nicht mehr Aufwand? „Nein“, sagt Christoph Huber von „Altstoff Recycling Austria“. Für die neuen Anforderungen wurde im oberösterreichischen Ennshafen von „ARA“, „Bernegger“ und „Der Grüne Punkt“ Europas modernste Sortieranlage errichtet.
Handsortierung wird dadurch zur Seltenheit, der Großteil kann maschinell erledigt werden. Das Eisenmetall wird mit einem Magneten herausgezogen, Dosenmüll aus Alu mit einem sogenannten Nichteisen-Metall-Abscheider. Es ist ein wichtiger Beitrag zum Recycling – gerade weil laut „Zero Waste Austria“ in Österreich noch immer 87 Prozent des Mülls verbrannt und thermisch verwertet. Denn die Müllverbrennungsanlagen erzeugen auch ganz ohne Verpackungsmüll genug Energie für Strom und Fernwärme.
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