LH Anton Mattle hat sich mit seinem strikten Nein zur FPÖ als Partner quasi an die SPÖ gefesselt. Aber nun will er vielleicht lieber ein Ende mit Schrecken als einen Schrecken ohne Ende. Ein Kommentar von Claus Meinert, Chefredakteur der „Tiroler Krone“.
„Schorschi-Porschi“ Georg Dornauer ist das, was man ein politisches Ausnahmetalent nennt. Wobei an dieser Stelle gleich klargestellt werden muss, dass bis heute nicht genau definiert ist, was ein politisches Talent wirklich ausmacht. Aber bleiben wir beim Tiroler SPÖ-Chef. Der gebürtige Sellrainer ist jener Typ, der zwar im feschen Anzug daherkommt, aber doch hemdsärmelig wirkt. Er gibt den Menschen das Gefühl, dass er ihnen zuhört – ohne dass freilich bewiesen ist, dass dem auch so ist. Aber – das ist wissenschaftlich erforscht – wenn Menschen das Gefühl bekommen, dass ihnen jemand zuhört, geht es ihnen umgehend besser, mag man diesen Zuhörer. Da ist die Parteizugehörigkeit sekundär.
Georg Dornauer kommt auch nicht einfach zu einer Veranstaltung und betritt sie, nein, er erscheint geradezu. Saugt die Blicke, den Applaus der Menge auf, um im gleichen Atemzug aber zu signalisieren, dass es nicht um ihn geht, sondern ihm um die Anwesenden. Dass die Sorgen und Ängste der Menschen für ihn an vorderster Stelle stehen. Ob er dabei mit seinen Gedanken in Wahrheit oft woanders ist (beispielsweise auf einer Jagd), ist naturgemäß ebenfalls nicht klar.
Innerparteilich strenges Regiment
Fazit aber ist, und das zeigen viele Veranstaltungen eindeutig: Den „Schorschi-Porschi“ mag man. Fast überall, wo er auftaucht. Betonung auf fast. Immer weniger ist das jedoch in seiner eigenen Partei der Fall. Da steht es manchen Genossen, aber wesentlich mehr noch den Genossinnen, bis ganz nach oben hin. Vor allem wegen seiner ständigen Eskapaden und all den Fettnäpfchen, die er treffsicher betritt. Die meisten seiner Parteikollegen getrauen sich freilich nicht, gegen „ihren Chef“ aufzumucken. Aus Angst, ihre Posten zu verlieren. Dornauer soll ja dem Vernehmen nach innerparteilich ein sehr strenges Regiment führen, was kein Alleinstellungsmerkmal der Politik ist. Das ist in der Wirtschaft vielfach der Fall und muss auch nicht wissenschaftlich bewiesen werden.
FPÖ als Koalitionspartner ausgeschlossen
Tirols Landeshauptmann Anton Mattle mag seinen 1. Vize wohl auch. Wie sonst ist zu erklären, dass er in den vergangenen zwei Jahren bei einigen „unglücklichen“ Auftritten und Aussagen seines Koalitionspartners – zumindest nach außen hin – immer brav wegschaute? Eine Antwort könnte aber auch sein, dass Mattle Dornauer ganz einfach mögen MUSS. Denn er hatte im Vorfeld der Landtagswahl vor zwei Jahren die Freiheitliche Partei als Koalitionspartner ausgeschlossen und sich dadurch für etwaige Verhandlungen nach der Wahl so viel Spielraum gegeben, wie ein Fußballer mit dem Ball in einer Telefonzelle hat, der dort aber jonglieren und dribbeln soll.
Mattle platzte der Kragen
Am Montag jedoch passierte etwas, das man von Mattle längst erwartet hatte. Ihm platzte der Kragen. Selten bis gar nicht soll man Mattle so erbost und auch lautstark gesehen und gehört haben. „Was zu viel ist, ist zu viel“, wird sich der Landeshauptmann gedacht haben, als er das „Krone“-Foto von Dornauer sah. Posierend mit dem größten Pleitier der Zweiten Republik, mit René Benko, vor einem erlegten Hirsch.
Staatsanwaltschaft Graz ermittelt
Ob und wie es mit dem Koalitionspartner und 1. Vize Georg Dornauer in Tirol weitergeht, werden aber möglicherweise gar nicht mehr Mattle und schon gar nicht Dornauer entscheiden. Denn wenn die Staatsanwaltschaft Graz zu Ergebnissen kommt, die mit den bisherigen (teilweise eher kuriosen) Aussagen der an der Pirsch Beteiligten nicht zusammenpassen, war es das. Zumindest für Georg Dornauer. Somit wäre ein weiteres Multitalent ähnlich Sebastian Kurz relativ rasch wieder von der Politbühne verschwunden ...
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