„Oh, Männer sind so verletzlich. Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich“ – diese sanft ironischen Liedzeilen, die Herbert Grönemeyer bereits 1984 ins Mikrofon knödelte, trifft 40 Jahre später einen Nerv. Und genau das passiert auch beim Rücktritt von SPÖ-Landesparteichef Michael Lindner, wie Richard Schneebauer bestätigt, Leiter des Zentrums für Familientherapie und Männerberatung des Landes OÖ in Linz.
Die Männerberatung besteht aus acht Mitarbeitern und wickelt pro Jahr rund 6000 Beratungen ab. Landesrat Linder hatte, wie berichtet, am Wochenende an gekündigt, sich aus allen politischen Ämtern zurück zu ziehen um mehr Zeit für seine Familie zu haben. „Ganz viele Männer, eigentlich fast jeden, beschäftigt, wie kann ich ein guter Papa sein. Wunsch und Realität klaffen aber oft weit auseinander“, sagt Schneebauer.
Väter als „Hilfsarbeiter“
Klar ist, dass Väter hier geordert sind, aktiver zu werden. „Viele Väter sind quasi nur die Hilfsarbeiter der Frau. Sie helfen, übernehmen aber wenig Verantwortung. Das ist oft gegenseitig bedingt. Vielen Müttern fällt es schwer, Kontrolle über das Kind abzugeben. Das geht oft im Kreis herum. Sie sagt, sie kann nur loslassen, wenn er mehr Aufgaben beim Kind übernimmt und er glaubt, er kann nur mehr übernehmen, wenn sie loslässt.“
Klassische Rollenverteilung ändert sich nur langsam
Schneebauer sieht vor allem auch, dass die klassische Rollenverteilung zwar bei vielen Paaren diskutiert wird, letztlich aber der höhere Verdienst des Mannes dann dafür sorgt, dass er weiter hin der Hauptverdiener bleibt. Man(n) merke immer wieder, wie stark die traditionellen Rollenbilder in unserer Gesellschaft verankert seien. Etwas skeptisch ist Schneebauer bei jungen Vätern, die zwar kurz in Karenz gehen, zuhause dann aber die Frau kaum entlasten und wenig tatsächliche Verantwortung übernehmen.
Allein mit dem Kleinkind als „Nagelprobe“
„Ich halte seit Jahren Vorträge für werdende Eltern und ich sage immer wieder: Die Nagelprobe ist, wenn das Kind ein Jahr alt ist und der Vater schafft es zumindest einen ganzen Tag alleine mit ihm zu verbringen. Dann klappt die Aufgabenverteilung besser.“ Auch interessant: Während früher Männer erst am letzten Abdruck wegen Beziehungs- oder Trennungsproblemen die Beratung aufsuchten, wird dieses Angebot heutzutage schon vor der Eskalation genutzt.
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