Freitagabend feierte der Circus Roncalli am Grazer Messegelände Premiere. Für Direktor Bernhard Paul ist es eine Rückkehr zu den Wurzeln. Er spricht über das bevorstehende 50-Jahre-Jubiläum, den einstigen Start in der Steiermark und warum der Zirkus ein multikulturelles Vorbild ist.
„Es war wunderbar“, sagt Bernhard Paul Samstagmittag im Rückblick auf die Graz-Premiere am Abend zuvor. Für den legendären Zirkusdirektor war es wie eine Heimkehr. „Roncalli wurde in Graz geboren. 1975 haben wir im Rahmen des steirischen herbst bei einer Pressekonferenz vor dem Schauspielhaus bekannt gegeben, den Zirkus zu gründen.“ Die erste Premiere fand dann 1976 im deutschen Bonn statt.
Generell betont Paul, „ein Österreicher durch und durch“ zu sein – und immer wieder gerne in die Heimat zurückzukehren. Mit Roncalli ist er ja weltweit unterwegs, im vergangenen Winter sogar zwei Monate lang in New York: „Die Idee dazu stammte von Andy Warhol, der mir sagte: ,Die New Yorker werden euch lieben.“ Ich habe jahrelang darüber nachgedacht und es dann gewagt. Es war ein großer Erfolg.“ Stars wie Robert De Niro waren zu Gast, Roncalli war auch Thema in den bekannten Late-Night-Talkshows.
Von Graz nach Berlin
Nun macht Roncalli bis zum 8. Dezember in Graz Station, dann geht es weiter nach Berlin. Bei der umjubelten ersten Vorstellung des Programms „ARTistART“ mischten sich auch prominente Gäste unters Publikum, darunter die Junglandwirte und TV-Stars Cheyenne Ochsenknecht und Nino Sifkovits, Sängerin Iva Schell, Kabarettistin Sigrid Spörk, Starfriseur Dieter Ferschinger, Bürgermeisterin Elke Kahr und Vizebürgermeisterin Judith Schwentner.
Bilder von den prominenten Premierengästen:
Für einen Abend lang konnten sich alle vom derzeit oft tristen Weltgeschehen abkoppeln. „Der Zirkus ist unpolitisch und schon gar nicht parteipolitisch“, betont Paul, der einige aktuelle Entwicklungen in der Welt als „schwer genießbar“ bezeichnet. Der Zirkus könne ein Vorbild sein, „von dem sich die Politik eine Scheibe abschneiden kann“. Er sei die älteste multikulturelle Kultur-Institution, er vereine seit jeher „ein Gemisch von Menschen mit unterschiedlichem Geschlecht, Religionsbekenntnis, unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe“. Das funktioniere seit Jahrhunderten.
„Wir haben immer eine Telefonzelle gesucht“
Auch wenn der Zirkus viel Tradition hat, geht er mit der Zeit. Die Technik spielt eine immer größere Rolle. „In unseren ersten Jahren mussten wir immer eine Telefonzelle suchen, die dann meistens nicht funktioniert hat oder lange besetzt war“, erinnert sich Paul zurück. In den Städten musste man bei der Post um einen temporären Telefonanschluss ansuchen, um Tickets verkaufen zu können.
Das Handy war dann eine Errungenschaft, welche das artistische Volk von der ersten Sekunde an nutzte. Mittlerweile setzt man auf Holografien, um Tiere in 3D darstellen zu können (Roncalli war ja der erste tierfreie Zirkus), die Leucht- und Tontechnik wird immer ausgetüftelter. Im Mittelpunkt der Show steht aber immer noch der Mensch, von Illusionistin Alexandra Saabel über Slapstick-Künstler Professor Wacko und Clowns bis zur Luftring-Virtuosin Alisah Shehter.
Bernhard Paul und sein Team stehen längst in den Vorbereitungen zum 50-Jahre-Jubiläum im Jahr 2026. Dann wird es – neben einem riesigen Bildband und einer dreiteiligen TV-Dokumentation – auch ein neues Jubiläumsprogramm geben. „Es wird kein Best-of werden, sondern in die Zukunft gerichtet sein“, verspricht Paul.
Karten für die Shows am Grazer Messegelände stehen unter anderem für „Krone“-BonusCard-Besitzer ermäßigt unter ticketkrone.at zur Verfügung.
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