Wien entging Desaster

Tagelange U1-Sperre: Mittlerweile sechs Verletzte

Wien
20.11.2024 17:02

Dichter Rauch, verkohlte Trümmer, schwarz verfärbter Lack: Das sind die verheerenden Bilder des Sonderzugs der U-Bahnlinie U1. Die Teilsperre der Linie dürfte tagelang aufrecht bleiben. Aufnahmen, die der „Krone“ zugespielt wurden, zeigen, wie knapp Wien am Dienstag an einem Desaster vorbeigeschlittert ist. Inzwischen ist bekannt: Sechs Mitarbeiter der Wiener Linien wurden verletzt. 

Am Tag nach der Beinahe-Katastrophe sind die Aufräumarbeiten weiterhin in vollem Gang. „Die Feuerwehr unterstützt beim Abtransport des Zuges. Die Gleise, die Stromschiene, die Zugsicherungsanlage und das Bauwerk werden in Folge auf Schäden überprüft“, erklären die Wiener Linien am  Mittwochvormittag. Das Team tue alles, um den Betrieb so schnell wie möglich wieder aufzunehmen.

Brandursache weiter ungeklärt
Die Ursache für den Brand ist weiter unklar: Die Brandermittler des Landeskriminalamtes untersuchten am Ort des Geschehens, was zu dem Feuer in dem U-Bahnwaggon geführt hatte. Auf Fremdverschulden gab es zunächst keinerlei Hinweise, hieß es von der Polizei

Die Aufräumarbeiten der Wiener Linien und Einsatzkräfte laufen derzeit auf Hochtouren. (Bild: Julia Allerding / Wiener Linien )
Die Aufräumarbeiten der Wiener Linien und Einsatzkräfte laufen derzeit auf Hochtouren.

Fahrgäste müssen sich in Geduld üben
Dennoch heißt es Geduld haben: Die Überprüfung der Anlagen und die Behebung von Schäden werden dauern, das Störungsende ist daher derzeit nicht absehbar. Wie die „Krone“ bereits berichtete, dürfte die Teilstreckensperre wohl jedenfalls mehrere Tage andauern. Die Linie U1 verkehrt derzeit nur zwischen Oberlaa und Reumannplatz sowie zwischen Schwedenplatz und Leopoldau. 

Denn erst nach dem Abschleppen des Fahrzeugs könne die Infrastruktur um den Brandort herum zwischen den Stationen Südtiroler Platz und Taubstummengasse begutachtet werden. Der Zug vom alten Typ „Silberpfeil“ war als Sonderzug ohne Fahrgäste Richtung Reumannplatz unterwegs, um dort als Reservezug abgestellt zu werden.

„Das genaue Ausmaß des Schadens muss erst eruiert werden“, erklärt ein Sprecher der Wiener Linien. Der Zug sei jedenfalls nicht fahrfähig und müsse abgeschleppt werden. Fahrzeugteile müssten gesichert werden, und auch das Aufladen auf das Sonderfahrzeug im Tunnel ist „Millimeterarbeit“, betonte er.

Die Horror-Bilder der U1 ... (Bild: zVg)
Die Horror-Bilder der U1 ...
(Bild: zVg)
(Bild: zVg)

Denn Fotos und Videos, die der „Krone“ zugespielt wurden, zeigen nur zu gut, wie knapp die Bundeshauptstadt am Dienstag einer Tragödie entkommen war. Zerbrochene Fenster, verkohlte Trümmer, ein rauchendes Wrack: Es ist ein beängstigendes, chaotisches Schauspiel, das die Auswirkungen des Feuers zeigt.

Schaulustiger Radfahrer donnerte gegen Pfahl
Passagiere wurden zum Glück nicht verletzt, weil es sich bei dem Fahrzeug um einen Sonderzug handelte. Doch die erst 25 Jahre alte Fahrerin musste in ein Spital gebracht werden. Sie erlitt eine leichte Rauchgasvergiftung und wird derzeit psychologisch betreut. Weitere fünf Mitarbeiter wurden ebenfalls leicht verletzt in ein Spital gebracht, konnten inzwischen aber in häusliche Pflege entlassen werden. Blessuren erlitt auch ein Radfahrer, der als Schaulustiger gegen einen Pfahl gedonnert war.

Fordernder Einsatz für die Berufsfeuerwehr
Mit 28 Fahrzeugen und 80 Personen rückte die Wiener Berufsfeuerwehr am Dienstag an, um den Brand im U-Bahn-Tunnel zu löschen. Derartige Szenen werden natürlich trainiert, vor Ort gestaltet sich so ein Einsatz natürlich dennoch als besonders fordernd, erklärt Sprecher Christian Feiler gegenüber der „Krone“.

„Gefahrenzone schnell verlassen“
Die größten Probleme sind starker Rauch und die enorme Hitze, die im Tunnel rasant entsteht. In Tunneln gibt es zwar Rauchmelder und Rauchabzüge, allerdings keine Sprinkleranlagen. Die wären in vielen Fällen auch unbrauchbar für solch eine Situation, so Feiler. Mit Wasser und Schaum wurde das Feuer bekämpft. Nach einer Stunde wurde „Brand aus“ gemeldet, erstaunlich kurz für so einen großen Brand. Keiner der Einsatzkräfte wurde verletzt. Die Aufräumarbeiten dauern aber noch länger an. 

Christian Feiler, Sprecher der Wiener Berufsfeuerwehr (Bild: Schiel Andreas)
Christian Feiler, Sprecher der Wiener Berufsfeuerwehr

Auf die Frage, wie sich Passagiere in so einem Fall verhalten sollen, antwortet Feiler: „Möglichst schnell die Gefahrenzone verlassen.“ Den Mund mit einem Schal oder Ähnlichem abzudecken, bringe eigentlich nichts. Raus ins Freie sei die Devise. 

In den nächsten Tagen droht Öffi-Kollaps
In Wien heißt es vorerst jedenfalls Warten. Vor allem in den Morgenstunden auf dem Weg in die Arbeit. „Die Wiener Linien bitten die Fahrgäste, auf die Durchsagen zu achten, großräumig auszuweiten und nicht notwendige Fahrten in den kommenden Tagen zu vermeiden. Wir informieren laufend auf allen Kanälen“, versichert der städtische Verkehrsbetrieb.

Menschenmassen Mittwochmorgen auf dem Weg in die Arbeit. (Bild: Christoph Engelmaier, Krone KREATIV)
Menschenmassen Mittwochmorgen auf dem Weg in die Arbeit.
(Bild: Christoph Engelmaier, Krone KREATIV)

Denn die Auswirkungen der aktuellen Teilstreckensperren und Bauarbeiten waren Mittwochmorgen bereits deutlich spürbar. Es kam zu zahlreichen Verspätungen bei Bim und U-Bahnen. Hektisches Treiben und Menschenmassen gab es besonders bei den Stationen U4 und U3. 

Schienenersatzverkehr ab Donnerstag
Die U1 kann vorerst zwischen Keplerplatz und Stephansplatz nicht fahren. Züge verkehren nur zwischen Oberlaa und Reumannplatz sowie von Schwedenplatz bis Leopoldau, teilten die Wiener Linien mit. Die Straßenbahnen 1 und O wurden verstärkt und die Linie D sowie U3, U4 und Schnellbahnen werden ebenfalls als Ausweichmöglichkeiten empfohlen. 

Ab Donnerstagfrüh wird die Bim-Linie D als Schienenersatzverkehr für die U1 bis Reumannplatz verlängert. Auf die Linien 1 und O könne dann ebenfalls weiterhin ausgewichen werden, wurde betont. Der Nachtverkehr U2Z endet nicht bei Oper/Karlsplatz, sondern wird ebenfalls bis Reumannplatz geführt.

Mit diesen Maßnahmen werden die Stationen Karlsplatz, Schwedenplatz und Reumannplatz verbunden, heißt es von den Wiener Linien. Die Überprüfung der Anlagen und die Behebung von Schäden werden jedoch dauern, die U1 könnte mehrere Tage lang geteilt geführt werden müssen.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt