Nach dem Brand in einem Sonderzug der U1 am Dienstagabend ist das Verkehrschaos perfekt. Viele Wiener sind verärgert, die Fahrtzeit für eine Kurzstrecke erhöht sich zum Teil auf das Vierfache. Der gestiegene Autoverkehr führt zu Unfällen, die den ohnehin belasteten Schienenersatzverkehr weiter erschweren. Und am Freitag wird in Wien auch noch Schnee erwartet ...
„Die Verkehrssituation ist katastrophal. Normalerweise brauche ich für diese Strecke nur zwölf Minuten, heute habe ich dafür eine Stunde und zehn Minuten gebraucht. Die Linien O, 6 und 11 waren komplett überfüllt“, schildert ein Wiener gegenüber krone.at genervt. Zwecks eines Termins hätte der 50-Jährige den Südtiroler Platz am Wiener Hauptbahnhof aufsuchen müssen, doch zu diesem war er offenbar mit erheblicher Verzögerung erschienen.
Eingeschränkter Betrieb der U1
Denn die Strecke der U1 ist geteilt– wohl auch noch mehrere Tage. Wie lange, ist derzeit noch unklar. Sie fährt derzeit nur zwischen Oberlaa und Reumannplatz sowie zwischen Schwedenplatz und Leopoldau.
Aus derzeit ungeklärter Ursache kam es am späten Dienstagnachmittag bei einem Sonderzug ohne Fahrgäste auf der Strecke der U1 zu einem Brand an einem Waggon. Der Brand wurde von der Feuerwehr gelöscht. Bilder, die der „Krone“ zugespielt wurden, zeigen das verheerende Ausmaß des Brandes – wir haben berichtet. Der Silberpfeil war glücklicherweise ohne Fahrgäste Richtung Reumannplatz unterwegs, um dort als Reservezug abgestellt zu werden. Sechs Mitarbeiter der Wiener Linien und ein Radfahrer wurden durch den Brand verletzt.
Ersatzverkehr derzeit nicht ausreichend
Die Verkehrssituation in Wien spitzte sich am Mittwochabend dramatisch zu. Denn der Brand war nur der Auslöser für ein weitreichendes Chaos. Die von den Wiener Linien bereitgestellten Ersatzstraßenbahnen kamen mit der enormen Anzahl gestrandeter Fahrgäste nur bedingt zurecht.
„Die Menschenmenge war erdrückend, und ich wurde Zeuge zahlreicher Auseinandersetzungen“, schildert etwa Daniel J. gegenüber krone.at die angespannte Lage. Viele Passagiere sahen sich nach 20 bis 30 Minuten Wartezeit in der Kälte mit überfüllten Fahrzeugen konfrontiert. Das Aussteigen gestaltete sich vielerorts als nahezu unmöglich, was die Frustration der ohnehin schon gereizten Wiener weiter steigerte.
Mehr Unfälle durch steigendes Verkehrsaufkommen
Die angespannte Verkehrssituation führte zu einer Kettenreaktion von Problemen. Viele Wiener dürften wegen der U1-Teilsperre auf den Individualverkehr umgestiegen sein. Aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens häuften sich Unfälle und Einsätze auf den Ersatzlinien. Selbst die als Entlastung eingesetzten zusätzlichen Züge der Linien O, 6 und 11 wurden durch Fahrbehinderungen ausgebremst.
Der Verkehrsclub ÖAMTC verzeichnete für einen Mittwoch reges Verkehrsaufkommen auf den Strecken der Südosttangente (A23) und der Donauuferautobahn (A22), aber auch auf der Nordbrücke stadteinwärts und der Wiener Nordrand Schnellstraße (S2). Auch das regnerische Wetter dürfte einen Beitrag dazu geleistet haben.
Die gesamte Fahrzeit für Hin- und Rückfahrt betrug fast zwei Stunden, statt der üblichen 12 Minuten. Plus, ich war im Zug völlig bedrängt von der Menschenmenge und habe Streitereien gesehen.
Der verärgerte Wiener Daniel J. (50)
Der 50-jährige Daniel J. berichtet: „Innerhalb von nur zwei Stunden erlebte ich gleich zwei solche Vorfälle. Auf meiner Hinfahrt musste die Straßenbahn der Linie O vom Hauptbahnhof vorzeitig ihre Fahrt abbrechen. Alle Passagiere wurden zum Aussteigen aufgefordert, ohne das Ziel erreicht zu haben.“ Der Betroffene appelliert an die Wiener Linien, umgehend die Kapazitäten der Ersatzfahrzeuge, insbesondere für die Linie O, zu erweitern.
Erhöhter Ersatzverkehr ab Donnerstag
Die Wiener Linien reagieren prompt: „Ab Donnerstagmorgen soll die Buslinie 13A mit erhöhtem Betrieb für die Fahrgäste bereitgestellt werden“, erklärt eine Sprecherin am Mittwochabend. Diese soll die von Fahrgästen überfüllte Teilstrecke zwischen Zentrum und Südtiroler Platz entlasten. „Auch die Linie D ist bis Reumannplatz verlängert. Sie fährt auf einer geänderten Route, um den Schwedenplatz anzubinden“, heißt es von den Wiener Linien.
Wenn die Sperre der U1 länger dauert, könnte es vor allem am Freitag noch einmal verkehrsbedingt kritisch werden, wenn doch mehr Leute auf ihr Auto umsteigen. „Achten Sie auf die Durchsagen, weichen Sie großräumig aus und vermeiden Sie nicht notwendige Fahrten in den kommenden Tagen“, heißt es von den Wiener Linien.
Schneefall ab Freitag
Denn laut Geosphere Austria beginnt es in der Nacht auf Freitag von Westen und Süden her im Großteil Österreichs zu schneien. In ganz tiefen Lagen wie auch in Wien – aber auch in Eisenstadt und Graz – könnte leichter Schneefall möglich sein. Nach aktuellem Stand der Prognose bildet sich hier aber höchstens vorübergehend eine dünne Schneedecke. Im Laufe des Vormittags werden Schneefälle bzw. Regen seltener.
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