Die erste Hochrechnung der steirischen Landtagswahlen am Sonntag sehen die FPÖ mit 35,3 Prozent auf dem ersten Platz – ein noch deutlicheres Ergebnis, als durch die Umfragen zu erwarten gewesen war. Die Blauen feiern ein „historisches Ergebnis, das es seit Jörg Haider nie gab“.
So viele Journalisten hat das Alexander-Götz-Haus, die – für solche Anlässe – recht kleine Parteizentrale der FPÖ, nie gesehen. Es ist eng und heiß, an der Decke kleben blaue Ballons, „Kunibär“ steht darauf – das Maskottchen von Spitzenkandidaten Mario Kunasek. Die FPÖ erwartet zwar einen Wahlsieg, doch die Anspannung ist groß. Stefan Hermann, Wahlkampfleiter und die Nummer zwei hinter Kunasek, tänzelt von Bein zu Bein, Hannes Amesbauer, Nationalratsabgeordneter, kratzt sich nervös am Hals.
Einen Moment später liegen sich die beiden Männer in den Armen, brüllen, schwingen im Siegestaumel die Fäuste, klatschen. 35,3 Prozent steht über dem blauen Balken auf der Leinwand – es ist das beste Wahlergebnis, das die Freiheitlichen jemals in der Steiermark errungen haben.
FPÖ verdoppelt sich
Nach dem Absturz 2019 auf 17,5 Prozent ist es das große Comeback für die Freiheitlichen, die die ÖVP, die vor fünf Jahren mit 36 Prozent die Wahl gewonnen hatte, vom ersten Platz verdrängt.
„Ich habe ein gutes Ergebnis erwartet, aber dass es über 35 Prozent werden, das ist eine gewaltige Geschichte. Wir haben mit Mario Kunasek auf den richtigen Spitzenkandidaten gesetzt und die richtigen Themen gehabt“, sagt Hannes Amesbauer. Der Rückenwind aus der Bundespartei sei auch da gewesen. „Schöner kann‘s nicht sein.“
Vergleiche mit Parteilegenden sind da naheliegend. Marco Triller, Abgeordneter im Landtag, spricht den Namen als erster aus: „Das gab es seit Jörg Haider noch nie.“
Das Ergebnis verändert die FPÖ Steiermark nicht. Es geht nicht um Ämter und Posten, sondern um ein Programm für die Steiermark.
Stefan Hermann, FPÖ
Ein Spital, das alles verändert
Was hat die Wahl entscheiden? „Die Gesundheitspolitik“, sagt Amesbauer, aber auch die Teuerungen und Asylpolitik. Das Thema Leitspital Liezen, das seit Jahren Regierung und Opposition entzweit, hat der FPÖ am meisten in die Karten gespielt: In Rottenmann, wo das Krankenhaus geschlossen werden soll, erreichte die FPÖ 63 Prozent, die ÖVP nur fünf Prozent.
„Mit dem Tag heute wurde nicht nur die Landesregierung abgewählt, sondern auch einzelne Projekte, und da gehört das Leitspital sicher dazu“, sagt Hermann. „Das ist eine deutliche Sprache und ein deutlicher Auftrag der Wähler. Die Menschen wollen das Leitspital schlichtweg nicht.“
Kunasek ist dem Landeshauptmann nah wie nie
Wie geht es weiter? Dazu gibt sich die FPÖ zurückhaltend. Man wolle zuerst das Endergebnis abwarten, dann tagen die Parteigremien. Mario Kunasek werde ab Montag „sehr besonnen“ die Gespräche mit den anderen Parteien aufnehmen. Auf die Frage, ob Kunasek Landeshauptmann werden solle, gibt es unter den Kunibär-Luftballons nur eine Antwort: „Selbstverständlich.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.