Sie soll die erste NS-Straße sein, die umbenannt wird. Aber nicht jeder Bewohner der Heinrich-Damisch-Straße ist glücklich über die Änderung der Anschrift. Einige fühlen sich vor den Kopf gestoßen, manche gar entwurzelt.
Aus der kleinen Heinrich-Damisch-Straße in Salzburg-Parsch soll 2025 die Helene-Thimig-Straße werden. Heute wird Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) den Amtsbericht dafür unterschreiben. Damisch war frühes NSDAP-Mitglied und Antisemit. War die Umbenennung von NS-belasteten Straßen in der Stadt bisher Tabu, soll jetzt endlich Bewegung in die Sache kommen – die „Krone“ hat berichtet. Die Straße mit nur acht Adressen soll zum Pilotprojekt werden.
Ein neuer Name für ihre Heimatadresse, das schmeckt nicht jedem. „Ich fühle mich massiv überrumpelt“, erklärt Anwohner Gerald Jarosch. Erfahren hat er von der Namensänderung nämlich erst aus der „Krone“. „Warum informiert die Stadt uns nicht vorab persönlich? Das ärgert mich.“
Jarosch wohnt seit mehr als 40 Jahren hier. Auch seine Firma ist betroffen. Er muss vom Stempel bis zur Autobeschriftung alles ändern lassen. Der Magistrat wird die Ausgaben der Bewohner wegen der Umbenennung übernehmen. „Aber wer ersetzt mit den zeitlichen Aufwand, den ich durch und Telefonate habe?“
„Das bereitet mir Kopfzerbrechen“
„Für mich kommt die Änderung einer Entwurzelung gleich“, beklagt Jarosch’ Schwiegermutter Sylvia Krögner. Ähnlich sieht das ihre Nachbarin, die 97-jährige Ruth Krahmer. Beide Frauen wohnen seit den frühen 1960er Jahren hier in Parsch. Die resolute Krahmer, der man das Alter nicht anmerkt, lehnt die Umbenennung ihrer Straße ab.
„Ich habe in meinem Leben schon sehr viel ertragen und mitmachen müssen. Jetzt auch noch das“, klagt die Pensionistin, die auf Hilfe im Alltag angewiesen ist. Wer ihr die Amtswege erledigt, die Adresse ändert? „Das bereitet mir Kopfzerbrechen.“
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