Die „Salzburg Krone“ feiert heuer ihr 50-jähriges Bestehen. Der langjährige Chefredakteur Hans Peter Hasenöhrl blickt auf bewegende Geschichten zurück. Teil 3 der Serie/1994-2004: Tauerntunnel. Kaprun. Hochwasser, die versunkene „Amadeus“. Sepp Forchers Feuerwehr und der Sieg der „roten Gabi“.
SEGNUNG
Es ist eine gespenstische Szenerie. Das Jahrhundert-Hochwasser erfasst Salzburg. Im August 2002 schwappen die Wellen bis auf die Terrasse vom Kaffeehaus „Bazar“, die Feuerwehr bereitet sich vor, die Altstadt komplett zu evakuieren. Im Fluss sinkt die „Amadeus“, das Schiff für die Touristen. Ein Mann im dunklen Mantel kämpft sich im Regen durch die Absperrungen der Polizei. Die meisten kennen ihn: Erzbischof Dr. Georg Eder. Der Geistliche ist nun bei der Staatsbrücke angekommen, deren Unterseite bereits vom reißenden Fluss erfasst ist. Das Bauwerk vibriert. Mutig geht er ein paar Schritte weiter. Niemand hält ihn auf. Dann öffnet Eder seinen Mantel, holt die goldene Monstranz mit dem Allerheiligsten heraus und segnet die Salzach. „Die Kirche würde es natürlich nicht als Wunder anerkennen,“ diagnostizierte der Moraltheologe Weihbischof Dr. Andreas Laun. „Aber die Tatsache, dass nach der Segnung das Hochwasser zurückgegangen ist und die Altstadt verschont hat, lässt sich nicht leugnen.“
GRÜNDUNG
Am legendären Haustisch des TV-Stars und „Krone“-Kolumnisten Sepp Forcher wird diskutiert: Die Stadt Salzburg braucht mehr Herzensmenschen, die Teile ihrer Freizeit der Feuerwehr opfern. Mit Unterstützung der „Salzburg Krone“ gelingt es tatsächlich, die Freiwillige Feuerwehr Liefering wiederzugründen. Heute sind so viele Helfer dabei, dass die Wache ausgebaut werden muss.
BAUHERR
Haslauer sen.-Nachfolger Hans Katschthaler wirkt oft wie ein Politiker vom alten Schlag. „Geht zurück in Eure Dörfer!“, ruft er einmal empörten Demonstranten zu. Da betritt der flotte Macher Franz Schausberger forsch die Politbühne, mutige Projekte kennzeichnen seine Periode: Neubau der Universität Mozarteum, Haus der Natur, Salzburg Museum in der Residenz, Stadion für Red Bull und das Museum auf dem Berg, das die elitäre Stadt-Gesellschaft aber nicht mag: Sie hätte lieber eine weltstädtische Guggenheim-Schau im ausgehöhlten Felsen und verachtet den Landeschef. Schausberger muss zwei verheerende Katastrophen mit aller Kraft managen: Der Brand im Tauerntunnel mit 12 Toten, worauf er den Ausbau der Röhren samt Lärmschutz einleitet. Und dann Kaprun: 155 Tote. Das größte Unglück der Nachkriegszeit.
FREISPRUCH
Doch eine von Spin-Doktoren ausgeheckte Lügen-Kampagne bricht über Schausbergers Privatleben herein (er ist bis heute glücklich verheiratet) und verursacht parteipolitische Metastasen. Schon steht ein Nachfolger bereit, Rechtsanwalt Wilfried Haslauer jun. Aber der ist gerade fix engagiert. Denn er hat den beruflichen Auftrag, den Betriebsleiter der Gletscherbahnen Kaprun vor Gericht zu verteidigen, dann erst kann der Jurist präsentiert werden. Das Kaprun-Urteil fällt: 155 Tote und keiner ist schuld. Alle Angeklagten und der in den Unglückszug „Kitzssteingams“ eingebaute Heizlüfter „Fakir“ werden freigesprochen. Die ÖVP entscheidet sich zu spät und taktisch unmöglich: Sie geht mit einem Spitzenkandidaten-Duo in die Wahl. Auf der einen Seite der Plakatständer lacht Haslauer, auf der anderen klebt Schausberger.
GEHEIMAKTION
Es kommt zum großen Wechsel. Die „rote Gabi“ Burgstaller verspricht mitten im kalten Winter 2004 alles, vor allem einen neuen Frühling und gewinnt klar. Haslauer wird nur Vize. „Wie unsere Tag und Werk auf Erden vergänglich sind und hinfällig gar!“, ruft der Spielansager im „Jedermann“: Schausberger tritt verbittert ab. Alles paletti im erstmals roten Jahr? Schon 2003 ist hinter den dicken Mauern der neuen Residenz etwas geschehen, das in wenigen Jahren die aufstrebende Karriere von Gabi Burgstaller und ihres Kronprinzen spektakulär crashen wird. Der damalige ÖVP-Wirtschaftslandesrat erteilt der Leiterin eines Referats in der Finanzabteilung die „Vollmacht für Handelsgeschäfte mit Firmen und Institutionen“. Geld sprudelt in Unmengen herein, das Budget scheint gerettet, aber wie das so ist beim Pokerspiel: Es geht auf und ab. Unberechenbar. Nur keine Miene verziehen.
MONOPOLY
An einem schönen Vormittag überweist das Land 40 Millionen Euro Steuergeld an eine Bank am gegenüber liegenden Residenzplatz und erhält dafür türkische Lira, eine höchst unsichere Währung, aber es ist alles wie ein Spiel. Waghalsige Zinswetten werden abschlossen. Sogar erfahrene Broker in der Börsenmetropole Frankfurt wundern sich über das Salzburg-Monopoly mit Steuergeld. Aber sie pokern mit und kassieren ihre Provisionen. Doch die Spekulationsgeschäfte haben damit ihren Höhepunkt nicht erreicht. Salzburg schlittert mit 1,8 Milliarden Euro Verbindlichkeiten dem theoretischen Bankrott entgegen.
AUFDECKER
Die Öffentlichkeit ahnt zunächst gar nichts davon. Alles bleibt verborgen. Die „Krone“-Redakteure Pichler und Redtenbacher werden später schonungslos alle Hintergründe aufdecken, mit dem Linzer Uni-Rektor und Experten für Zivilrecht, Professor Meinhard Lukas als wissenschaftlichen Berater.
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