Der Wahlsonntag brachte ein politisches Erdbeben – mit einem klaren Sieger und vielen Verlierern. Letztere sehen allerdings keinen Grund für einen Rücktritt. Der große Josef Krainer war da ganz anders.
Zwei Sätze von steirischen ÖVP-Landeshauptmännern bleiben. „Ich bin das Bauernopfer der Republik“ von Christopher Drexler, Sonntagabend wütend dem Bundespräsidenten und Bundeskanzler entgegengeschleudert (könnte übrigens auch zum Spruch des Jahres werden).
Und jener von Josef „Joschi“ Krainer am 17. Dezember 1995: „Sie werden verstehen, dass ich bei diesem Ergebnis als Landeshauptmann zurücktrete.“ Acht Prozent hatte seine ÖVP bei der Landtagswahl verloren und war auf 36,2 Prozent abgestürzt. Krainer zog die Konsequenzen, ohne sich auch nur den Spalt eines Hintertürls offenzulassen.
Rücktritte mit Rückgrat wie dieser sind selten geworden in der Politik. Weder Drexler noch sein SPÖ-Regierungskollege Anton Lang oder Grünen-Chefin Sandra Krautwaschl hatten die Größe, nach ihren krachenden Niederlagen den Hut zu nehmen. Vielmehr machen sie jetzt das, was in der Politik zur berühmt-berüchtigten Usance geworden ist: pokern und taktieren, um möglichst lange an der Macht zu bleiben.
Freilich: Oft greifen die Mechanismen der Parteien erst nach Tagen. Und dann entscheiden andere, ob Wahlverlierer im Amt bleiben (dürfen) oder nicht...
Und wie geht es nun weiter nach dem steirischen Polit-Beben vom Sonntag? Nun, sowohl Rot als auch Schwarz werden bereits morgen beim blauen Triumphator Mario Kunasek vorstellig, um Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten. Wobei SPÖ-Chef Anton Lang die besseren Karten zu haben scheint, seit er das Leitspital Liezen nicht zur Koalitionsbedingung erklärt hat. Kommt tatsächlich erstmals Blau-Rot in der Steiermark und fliegt die ÖVP aus der Regierung? Dann wären die tektonischen Verschiebungen noch dramatischer als am Sonntag. „Vielleicht sind wir sogar schneller als der Bund“, machte Kunasek am Vormittag Tempo.
Es bleibt spannend – einen spannenden Dienstag mit Ihrer „Steirerkrone“!
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