Die „Salzburg Krone“ feiert heuer ihr 50-jähriges Bestehen. Der langjährige Chefredakteur Hans Peter Hasenöhrl blickt auf bewegende Geschichten zurück. Teil 5 der Serie, 2014-2024: Rettung für Mur und die Weltlandschaft. Grün-Politiker droht „Krone“-Chef mit dem „Jüngsten Gericht“.
WELTWUNDER
Nur 220 Meter Luftlinie sind es zwischen der „Krone“-Redaktion und dem Red Bull-Hangar 7. Das Eintauchen in die Welt von Dietrich Mateschitz wirkt belebend. Da war eine Persönlichkeit, welche eine überirdische Sicht der Dinge hatte, voll von Optimismus und Ideen, die aus Fantasien Realität machte, etwa mit dem Sprung von Felix Baumgartner aus dem Weltall. In dem elliptischen H 7-Bau weist jede Scheibe eine andere Geometrie auf. Ein Weltwunder ohne Probleme mit der Statik.
ROSTSCHÜSSEL
Doch steigen wir in die Niederungen der Stadt hinab. Rost ist teuflisch und entsteht durch die Oxidation von Sauerstoff und Wasser. Synonyme dafür sind Verrotten. Verfall. Zersetzung. Dieser chemische Vorgang spielt in der Kommunalpolitik in Salzburg gelegentlich eine bedeutende Rolle. 7.700 rostige Schrauben in der Decke des neuen Paracelsus-Hallenbades im Mirabellgarten verwandeln das sauteure Prestigeprojekt zu einem einsturzgefährdeten Problembau. Die „Krone“ deckt die O-Bus-Misere auf: Sogar Vehikel aus dem Oldtimer-Museum müssen herangeschafft werden, um Ersatz für die dahin rostenden fahrunfähigen Exemplare zu schaffen. Viele Lenker senden Bilder ihrer kaputten Blechschüsseln an die Redaktion.
AUSTROCKNUNG
Es entsteht der abstruse Plan, die Mur bei Ramingstein für ein Kraftwerk im Berg auszutrocknen. Prominente Mitstreiter der „Krone“ stellen sich demonstrativ ans Wasser des Flusses: Umwelt-Ikone Prof. Dr. Eberhard Stüber und TV-Star Sepp Forcher. Mit Erfolg: Die Mur fließt unversehrt dahin Aber die Begehrlichkeiten sind groß. Im Biosphärenpark Lungau will ein Unternehmer riesige Windräder errichten, er bewirbt sich auch bei den Grünen als Kandidat für die Nationalratswahl. Doch alle Bürgermeister und der Alpenverein sind gegen die Stahlmonster.
VERWÜNSCHUNG
Da trudelt ein Mail von Landesvize Heinrich Schellhorn ein. So irre, dass wir zur Vorsicht den Absender checken. Tatsächlich: Schellhorn kündigt dem „Krone“-Chef an, dieser werde sich als gläubiger Mensch wegen der Berichterstattung über die Windräder vor einer höheren Instanz, vor dem „Jüngsten Gericht“ im Jenseits verantworten müssen und im Fegefeuer Buße leisten.Doch schon auf Erden ereilt den jähzornigen Spitzenpolitiker sein Schicksal: Nachdem es im Seniorenheim Lehen zu entsetzlichen Missständen gekommen ist und Schellhorn als Verantwortlicher schriftliche Warnungen negiert hat, setzen ihn seine Grünen ab.
WECHSEL
In der „Salzburg Krone“ findet der schon lange fixierte Generationen-Wechsel statt: Hans Peter Hasenöhrl verlässt nach 32 Jahren über die Drehleiter der Feuerwehr die Redaktion im 4. Stock. Der Neue ist ein echter „Krone“-Mann: Claus Pándi, eine „Edelfeder“, beinhart, internationale Erfahrung im Außen-Ressort, Chef der Österreich-Chronik, bei allen Parteien gefürchteter Leiter der Innenpolitik, Profi im TV und auf allen Social-Media-Plattformen, die immer wichtiger werden. Der Neue beginnt mit einem Wirtschaftsempfang im „Sacher“, zu dem Kanzler, ÖGB-Chef und Top-Unternehmer anreisen.
WELTLANDSCHAFT
Eines Tages radelt Pándi hinaus aufs Land und hält beim Krauthügel im Nonntal inne: Begeistert blickt der Chef auf die Weltlandschaft, auf die kleinen Tümpel, den Almkanal und die Tiere im hohen Gras. Hier soll eine riesige Baustelle für die Erweiterung der Mönchsberggarage eingerichtet werden und alles zerstören? Pándi entscheidet: Die „Krone“ ist gegen den Ausbau. Die Volksbefragung gibt seiner Linie Recht: Eine massive Mehrheit stimmt mit Nein. Bürgermeister Harald Preuner versenkt das Projekt noch am selben Abend.
VERHABERT
Neue Mitarbeiter decken neue Unvereinbarkeiten auf: ÖVP-Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf will die Ikone Helga Rabl-Stadler als Festspielpräsidentin beerben, doch ihr Mann arbeitet in jener Kanzlei, welche das Unternehmen Festspiele gegen wohlfeiles Honorar juristisch vertritt. Wilfried Haslauer rotiert nach dem „Krone“-Aufmacher am Stand und beruft eine Krisensitzung im Chiemseehof ein. Pallauf ist als Präsidentin unmöglich-die Zweitgereihte wird es: Kristina Hammer, internationale Managerin.
VERSCHIMMELT
„Krone“-Redakteure enthüllen weitere Affären: So bei der Wohnbaugesellschaft GSWB, die zu ihren Mietern in den schimmelnden Behausungen gemein, zu den Direktoren nützig ist. Gemeinnützig benennt sie sich. Vor einer Prüfung des Kontrollamtes lässt der Direktor (natürlich Mitglied des CV) auf Knopfdruck hunderte Beschwerden in Mail-Ordnern verschwinden.
GLOCKENSPIEL
Wenn Wilfried Haslauer senior einst über sein geliebtes Salzburg sprach, klang seine Stimme wie ein verrauchtes Glockenspiel. Jeder kennt diesen einen historischen Satz, der so etwas wie das Vermächtnis des beliebten Landeshauptmanns ist: „Passt mir auf mein Salzburg auf!“ Die Worte haben heute, zum Jubiläum „50 Jahre Salzburg Krone“, besondere Bedeutung. Sie sind uns ein Auftrag.
VERSPRECHEN
Viel Positives ist mutigen Redakteuren in Zusammenarbeit mit vielen Lesern in all den Jahren gelungen. Doch die Gier nach Profit scheint unstillbar. Der Flächenfraß breitet sich ungebremst wie ein Krebsgeschwür in wertvollen Landschaften aus. Chalet-Dörfer wachsen wie wild, für deren Bau lassen willfährige Bürgermeister sogar Straßen verlegen. Jene Käufer, die sich den millionenteuren Zweitwohnsitz leisten können, bekommen einen Porsche als Draufgabe. Dies alles geschieht in einer Zeit von Wohnungsnot und Teuerung, da Innenstädte und Ortszentren regelrecht austrocknen. Wenn die starre, schwerfällige Politik auf vielen Linien versagt, braucht es deshalb mehr denn je eine unabhängige, parteifreie und unbestechliche „Krone“, die sich 7 Tage in der Woche für die Menschen in diesem wunderbaren Salzburg einsetzt. Auch weiterhin.
Wie seit 50 Jahren.
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