Zu viele Überstunden

„Bei der Polizei ist Work-Life-Balance unmöglich“

Brandstätter, Kainrath und Köllner (v. li.): „Zu den Überstunden kommen noch viel mehr Journaldienststunden dazu.“

(Bild: Grammer Karl)

Zu wenig Beamte, zu viele Überstunden – geht es nach den Anliegen von Bürgermeistern der SPÖ, sei das Arbeitssystem und Gehaltsschema der Exekutive veraltet und neu zu verhandeln.

Überfall auf die Trafik in Gols, Einbruch über das Dach im Wasserleitungsverband und ein dreister Coup, bei dem die Täter über das WC-Fenster in ein Domizil in Parndorf eingestiegen sind, als die Bewohner auf einem Event waren – mehrere dieser Kriminalfälle sorgten in kurzer Zeit im Bezirk Neusiedl am See für Aufregung, illegale Migration inbegriffen.

Die Sorge wächst
„Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung leidet darunter. Die Exekutive müsste mehr Präsenz zeigen, doch dafür stehen zu wenig Beamte tatsächlich zur Verfügung“, beklagt SPÖ-Mandatar Roman Kainrath, Mitglied des Fachausschusses der Polizei. Das Personalproblem ziehe sich wie ein roter Faden durch das gesamte Bundesgebiet.

200 Beamte fehlen laut Kainrath im Burgenland: „Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist undenkbar.“ Um den Betrieb aufrecht halten zu können, seien mehr als 212.000 Überstunden zu leisten – das heißt, jeder Polizist muss umgerechnet fast einen Monat pro Jahr mehr arbeiten – Tendenz steigend!„Diese Zahlen gehen aus einer parlamentarischen Anfrage hervor“, erklärt Maximilian Köllner, SPÖ-Nationalrat und Bürgermeister von Illmitz.

Exekutive hält dagegen
Sowohl die Bewerbungen, als auch die Aufnahmen im Polizeidienst haben sich demnach heuer im Vergleich zu 2023 fast verdoppelt, teilte die Landespolizeidirektion im November mit. Knapp 100 Polizisten werden 2025 aufgenommen. „Dank eines starken Personalstamms sind Pensionsabgänge kein Thema“, heißt es.

Aus Sicht der SPÖ ist das System überlastet: „Wer fragt nach den unnötigen Mehrkosten?“

(Bild: stock.adobe, Krone KREATIV)

„Die Polizei leistet großartige Arbeit, doch die Aufgaben werden mehr. Darüber hinaus verabschieden sich derzeit viele Beamte in den Ruhestand“, sagt Kilian Brandstätter, SPÖ-Bürgermeister in Gols. Er, Köllner und Kainrath erachten das System aus den 1980er-Jahren längst als überholt: „Es ist an der Zeit, dass sich alle Verantwortlichen an einen Tisch setzen, ehrlich über das Thema Sicherheit reden und ein modernes Konzept finden.“