Nach 26 Jahren Bauzeit

Koralmtunnel ist fertig, jetzt starten Testfahrten

Steiermark
28.11.2024 15:52

Es war ein historischer Donnerstagvormittag am Bahnhof Weststeiermark in Groß St. Florian: Der Koralmtunnel ist nach 26 Jahren Bauzeit endlich fertig. In genau einem Jahr startet der reguläre Betrieb, bis dahin laufen Tests und Schulungen. Die „Krone“ war bei einer Testfahrt mit dabei.

Es ist kein gewöhnlicher Arbeitstag für Triebfahrzeugführer Florian Rettensteiner aus Gnas. Heute sitzt er am Steuer eines Sonderzugs am fast fertig gebauten Bahnhof Weststeiermark. Im Zug sitzen ÖBB-CEO Andreas Matthä, Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne), Landesregierer aus Kärnten und der Steiermark und ganz viele Journalisten. „Es ist schon etwas Besonderes und fühlt sich ein bisschen seltsam an“, sagt der junge Mann, der zum ersten Mal in den Koralmtunnel fährt. „Jetzt kann man es noch genießen. Mit 250 km/h ist das dann anders.“

Diese Fahrt ist ein Gänsehautmoment, sagt Projektleiter Klaus Schneider. „Zehntausende Menschen haben an diesem Projekt mitgearbeitet. Jede Schraube hier wurde von einem Menschen geplant und verbaut. Diese Ingenieursleistung ist großartig.“

Lokführer Florian Rettensteiner und Michael Reitberger (li.) (Bild: Juergen Fuchs)
Lokführer Florian Rettensteiner und Michael Reitberger (li.)

Letzte Meter für Jahrhundert-Projekt
33 Kilometer Länge, zwei Röhren, 70 Querschläge, in denen der Großteil der Technik verarbeitet ist: In weniger als zehn Minuten Fahrzeit werden etwa 180 Züge am Tag Tausende Passagiere und viele wichtige Güter auf der Strecke zwischen dem Lavanttal und Deutschlandsberg transportieren. „Ich bin seit fast 30 Jahren an der Bahn beteiligt“, sagt Schneider. In einem Jahr wird das Jahrhundert-Projekt fertig sein. Dann steigt man in Graz ein und 45 Minuten später in Klagenfurt wieder aus.

Was passiert bis dahin? „Zuerst werden wir diese Infrastruktur mit dem Rest der ÖBB-Welt verbinden. Im zweiten Quartal folgen Testfahrten, dann müssen wir die Mitarbeiter, die Feuerwehren und die Instandhalter schulen. Im vierten Quartal startet dann der Güterverkehr“, fasst der Projektleiter zusammen. Die Kosten für das gesamte Projekt belaufen sich auf 6,1 Milliarden Euro.

Landesrätin Ursula Lackner, Projektleiter Klaus Schneider, Ministerin Leonore Gewessler, Landeshauptmann-Stv. Gaby Schaunig, ÖBB-CEO Andreas Matthä (Bild: Juergen Fuchs)
Landesrätin Ursula Lackner, Projektleiter Klaus Schneider, Ministerin Leonore Gewessler, Landeshauptmann-Stv. Gaby Schaunig, ÖBB-CEO Andreas Matthä

Ein neuer Wirtschaftsraum entsteht
Der Dezember 2025 wird das Leben von rund zwei Millionen Anrainern verändern, einen neuen Wirtschaftsraum schaffen und Kärnten und die Steiermark enger verbinden. „Der Zug wird konkurrenzlos, man wird das Auto stehen lassen“, sagt Ministerin Leonore Gewessler.

„Diese Bahnstrecke verändert die Lebensrealität der Menschen, sie verändert die Mobilität, die Arbeits- und Freizeitmöglichkeiten“, sagt ÖBB-Boss Matthä, aber sie verknüpft auch die Ostsee mit der Adria. „Die Verbindung zwischen Danzig und Bologna führt dann durch Österreich. Das ist für die Wirtschaft ein wesentlicher Faktor.“

ÖBB-Chef Andreas Matthä im Zug in Richtung des Koralmtunnels (Bild: Juergen Fuchs)
ÖBB-Chef Andreas Matthä im Zug in Richtung des Koralmtunnels
Stolzer Tag für Projektleiter Klaus Schneider (Bild: Juergen Fuchs)
Stolzer Tag für Projektleiter Klaus Schneider

Gaby Schaunig, Landeshauptmann-Stellvertreterin (SPÖ) in Kärnten, vergleicht die Auswirkungen der Koralmbahn sogar mit jenen des EU-Beitritts: „Man rückt in die Mitte Europas, und das verändert ausgesprochen viel. Ein neuer Zentralraum entsteht. Das Wirtschaftswachstum strahlt von Graz nach Villach und darüber hinaus.“ 

Zitat Icon

Wir haben eine gute Zukunft.

Ursula Lackner, Landesrätin (SPÖ)

In der Steiermark gehe es jetzt noch darum, den Bahnhof Weststeiermark öffentlich gut anzubinden, sagen die beiden Landesräte Werner Amon (ÖVP) und Ursula Lackner (SPÖ). „Diese Achse ist eine kleine Sensation“, so Amon. „Die Dynamik, die sich entwickeln wird, können wir uns noch gar nicht vorstellen.“ Lackner fasst es zusammen: „Wir haben eine gute Zukunft.“

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