Der 3. Dezember ist internationaler Tag für Menschen mit Behinderung. Wie steht es um ihre Rechte und Versorgung in der Steiermark? Wir haben nachgefragt bei Elke Lujansky-Lammer, die seit kurzem neue Präsidentin der Lebenshilfe Steiermark ist.
Frau Lujanksy-Lammer, warum haben Sie sich entschieden, Präsidentin der Lebenshilfe Steiermark, einer der größten Verbände in der Steiermark, der sich um die Begleitung von rund 2500 Menschen mit Behinderungen kümmert, zu werden?
Ich war 24 Jahre lang Gleichbehandlungsanwältin für die Steiermark und bin seit Oktober in Ruhestand. Ich wollte aber nicht nur am Strand liegen und Bücher lesen, sondern mich mit meinem Wissen und meinen Erfahrungen einsetzen für Menschen, die benachteiligt sind in unserer Gesellschaft.
Wie steht es um Menschen mit Behinderungen in der Steiermark?
Im Vergleich zu anderen Bundesländern und mit Blick auf das steirische Behindertengesetz ist die Lage nicht schlecht. Aber es gibt natürlich auch einige Baustellen und man kann immer etwas verbessern, beziehungsweise gilt es, das Niveau auch zu halten. Das Ziel ist ja immer, bessere Inklusion und mehr Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung.
Was sind die größten Baustellen?
Eine Baustelle ist sicher der Bildungsbereich. Es gibt immer noch 24 Sonderschulen in der Steiermark, die man nicht von heute auf morgen auflösen kann. Aber wir wissen auch, dass die Inklusion in normalen Klassen für alle Seiten förderlich ist – wenn sie pädagogisch gut begleitet wird. Ähnlich ist es auch am ersten Arbeitsmarkt, wo Menschen mit Behinderungen es immer noch schwer haben. Und auch, wenn sie in betreuten Werkstätten arbeiten, bekommen sie oft keinen Lohn, bei dem sie auch sozial- und pensionsversichert werden, sondern nur ein Taschengeld.
Wie steht es um die Barrierefreiheit?
Barrierefreiheit bedeutet ja nicht nur bauliche Maßnahmen, die wichtig sind, sondern viel mehr. Zum Beispiel geht es da auch um verständliche Sprache auf Behörden und in medizinischen Einrichtungen. Aber es geht auch um die Frage, wie selbstbestimmt Menschen mit Behinderung wohnen und mit wem sie gemeinsam leben – da braucht es auch in der Begleitung individuellere Modelle.
Aber lässt ein gesetzlicher Rahmen wie das Behindertengesetz diese Individualität überhaupt zu?
Ich glaube, da würde es auch eine neue Form der Kreativität und Flexibilität brauchen. Mir ist schon klar, dass es definierte Rahmenbedingungen braucht, weil es da auch um viel Geld geht. Aber wenn Menschen mit Behinderungen das Geld, das ihnen zusteht, flexibler und besser auf ihre Bedürfnisse abgestimmt verwenden könnten, wäre uns ja allen geholfen.
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