2,5 Millionen Pensionisten stehen heute fünf Millionen Versicherte gegenüber. 2070 wird dieses Verhältnis bereits 3,4 zu 5,4 Millionen betragen. Die kommende Regierung ist gefordert, Maßnahmen zu setzen. Pensionistenvertreter mahnen allerdings zur Umsicht und stellen einige Zahlen richtig.
Die Zahlen lassen sich gut mit der Pensionsbelastungsquote darstellen: Sie geht von derzeit 584 Pensionen auf 1000 Versicherungsverhältnisse auf 736 im Jahr 2070 nach oben. Die Kosten für die Pensionen steigen von derzeit 11,7 Prozent des BIP auf 16,1 Prozent. Viele Experten fordern angesichts dieser Entwicklung eine Anhebung des Pensionsantrittsalters. Die Pensionistenvertreter warnen allerdings vor Schnellschüssen und räumen mit Mythen auf.
System kann nicht bleiben, wie es ist
„Ich gehöre nicht zu jenen, die sagen, dass alles bleiben soll und bleiben kann, wie es ist“, sagt Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec. Das sei keine langfristige Option, auch nicht beim Pensionssystem. Der jüngste Bericht der Alterssicherungskommission vergangenen Freitag habe gezeigt, dass die wirtschaftliche, gesellschaftliche und demografische Entwicklung mittel- bis langfristig Anpassungen erfordert. Die Prämisse müsse aber „Verlässlichkeit und Gerechtigkeit“ sein.
„Die Durchschnittspension bei Frauen liegt aktuell bei 1409 Euro netto, bei Männern sind es 2374 Euro netto. Wir brauchen keine Ideen, wie man bei den Pensionen kürzen kann, sondern wie man das Pensionssystem so anpasst, dass die Pensionisten eine lebenswerte Pension auch in Zukunft erhalten“, so die Präsidentin. Eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters auf 67 lehnen die Pensionistenvertreter ab. Denn das Problem liege beim tatsächlichen Antrittsalter.
Viele gehen aus der Krankheit in die Pensionen
Derzeit gehen rund 44 Prozent zwischen 55 und 64 Jahren nicht direkt aus der Erwerbstätigkeit, sondern aus dem Krankenstand oder der Arbeitslosigkeit in Pension. Männer arbeiten durchschnittlich nur bis 61,6 Jahre. Würden alle bis zum gesetzlichen Antrittsalter von 65 Jahren arbeiten, würde das 2,8 Milliarden Euro pro Jahr bringen. Und bis zum Jahr 2033 ist das Antrittsalter der Frauen dem der Männer – also 65 - angeglichen. Auch das reduziert die staatlichen Zuschüsse, weil die Frauen länger im Erwerbsleben sind. Das ergibt kumuliert in Summe rund 10 Milliarden Euro, betont Korosec.
Es fehlen altersgerechte Arbeitsplätze
Sie mahnt alle „öffentlichen Diskutanten“ und appelliert an die Regierungsverhandler: „Wir brauchen eine faktenbasierte Diskussion, Verlässlichkeit und Transparenz statt Verunsicherung.“ Der Seniorenbund fordert, dass das faktische an das gesetzliche Pensionsantrittsalter angepasst werde. Dafür brauche es altersgerechte Arbeitsplätze, damit ältere Arbeitnehmer länger im Unternehmen gehalten werden. Freiwillige Arbeit in der Pension müsse attraktiver gemacht werden durch Streichung von Abgaben und Steuern und es brauche Investitionen in Prävention, damit die Menschen gesünder alt werden.
Pensionistenverband warnt vor Altersarmut
Ähnlich äußert sich auch Pensionistenverbands-Präsident Peter Kostelka: „Wir dürfen nicht zulassen, dass weitere Teile der Pensionisten in Österreich in die Armutsgefährdung rutschen.“ Beim Pensionsalter brauchen wir „zuallererst eine altersgerechte Arbeitswelt, um längeres Arbeiten überhaupt erst möglich zu machen – davon sind wir meilenweit entfernt und deshalb schaffen es die wenigsten, bis zum gesetzlichen Pensionsalter zu arbeiten. Daran erkennt man ja, wo angesetzt werden müsste“, heißt es aus dem Pensionistenverband.
„Wifo-Studien nicht unumstritten“
Kostelka zweifelt die Zahlen der Kommission an. Basis für die „Pensions-Kahlschlagvorschläge“ seien Prognosen der Alterssicherungskommission und eine Studie des WIFO, die beide vom gleichen Autor sind. „Unumstritten sind diese Werke nicht. Die Annahme der Berechnungen ist laut Experten der Arbeiterkammer fragwürdig, weil darin die krisenhaften Szenarien der vergangenen Jahre einfach fortgeschrieben wurden“, so Kostelka. In der Langzeitprognose zeige sich dennoch, dass die Kosten für die Pensionsaufwendungen bis 2070 eben nicht exorbitant steigen werden. Das habe bereits der Ageing-Report der EU-Kommission – eine länderübergreifende Prognose der europäischen Pensionssysteme bis 2070 – Anfang des Jahres gezeigt, so Kostelka.
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