Mit dem Konkurs der maroden Möbelkette Kika/Leiner schließen auch die letzten zwei verbliebenen steirischen Filialen in Graz, 160 Mitarbeiter sind betroffen. Vor allem der Leiner-Standort beim Hauptbahnhof ist legendär. Für das ohnehin kriselnde Viertel ist es ein schwerer Rückschlag.
Es sind längst vergangene Glanzzeiten, als die Grazer Annenstraße in den 1970er-Jahren zu den wichtigsten Einkaufsstraßen Österreichs gehörte. In diese goldene Dekade fiel auch die Eröffnung des Leiner-Möbelhauses 1971, in dieser Größenordnung ein Novum in der Landeshauptstadt. Drei Jahre später sperrte dann Kika eine Filiale in Graz-Webling auf.
Jetzt ist das endgültige Aus dieser Möbelhaus-Ära in Graz besiegelt. Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat die seit Jahren strauchelnde Möbelkette Kika/Leiner den im November eingebrachten Sanierungsplan zurückgezogen und Konkurs angemeldet. Nachdem bereits im Zuge der ersten Insolvenz im letzten Jahr vier Kika/Leiner-Filialen in der Steiermark geschlossen wurden, werden nun die letzten zwei verbliebenen in Graz folgen.
Wir stehen Gewehr bei Fuß und werden natürlich wieder Versammlungen abhalten und die Betroffenen über ihre Ansprüche informieren
Gewerkschafter Norbert Schunko
Bild: Jörg Schwaiger
160 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs
„Damit war leider zu rechnen, das war von der Grundstruktur her absehbar“, zeigt sich Norbert Schunko, Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft GPA, wenig überrascht. Rund 160 Mitarbeiter sind betroffen. „Wir stehen Gewehr bei Fuß und werden natürlich wieder Versammlungen abhalten und die Betroffenen über ihre Ansprüche informieren“, sagt Schunko.
Bei den letzten Schließungen in der Steiermark waren über 280 Mitarbeiter betroffen. „Davon sind jetzt noch 19 arbeitslos. Viele wurden auch von XXXLutz übernommen“, erklärt der Gewerkschafter. Für die nun betroffenen Mitarbeiter dürfte die Jobsuche schon schwieriger werden.
Was passiert mit den Gebäuden?
Spannend wird auch, was mit den riesigen Immobilien in der Annenstraße und beim Weblinger Kreis passieren soll. Die Kika-Filiale mit rund 20.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche wurde erst 2020 groß umgebaut. Leiner, mit rund 15.500 Quadratmetern, feierte im Jahr 2016 große Neueröffnung nach umfassender Modernisierung. Im Jahr 2013 hatte ein Großbrand samt Explosionen im Zuge der Bauarbeiten am Leiner-Dach für Aufsehen gesorgt.
Nun, gut zehn Jahre später, ist bei Kika/Leiner erneut Feuer am Dach – wenn auch nur sprichwörtlich. Wann genau die Filialen schließen werden, entscheidet der Masseverwalter. Zunächst wird man aber noch versuchen, im Abverkauf so viel Ware wie möglich wegzukriegen.
Vor allem das Aus für Leiner ist ein schwerer Schlag, ist doch die einst florierende Annenstraße seit Jahren in der Krise. Gleich gegenüber hat die Annenpassage seit Jahren geschlossen, ihre Nachnutzung ist völlig unklar.
XXXLutz kauft zwei steirische Filialen
Bereits im Vorjahr, im Zuge der ersten Insolvenz, wurden vier steirische Filialen von Kika/Leiner zugesperrt. Was wurde aus ihnen? Nun, den früheren Kika-Standort in Liezen und die Leiner-Filiale in Judenburg hat der Möbelriese XXXLutz übernommen, wie Sprecher Thomas Saliger der „Krone“ bestätigte. Was mit den beiden Liegenschaften passieren soll, werde gerade evaluiert.
In Leoben gab es ein Kika-Haus. Das wurde vom umtriebigen Online-Auktionshaus Aurena aus dem benachbarten Niklasdorf erworben, derzeit wird es als Lager genutzt. Viel getan hat sich auch in Feldbach, wo der lokale Unternehmer Erwin Teller den Kika gekauft hat. Hier befindet sich nun unter anderem eine Hervis-Abverkaufsfiliale.
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