Gewaltprävention

„Mannsbilder“: Innsbrucker Beratung wird erweitert

Tirol
06.12.2024 16:00

Der Verein „Mannsbilder“ geriet in der Coronazeit an seine Grenzen.  Die Zahl der benötigten Beratungen explodierte. Jetzt hat der Verein mehr Platz bekommen und kann damit noch mehr tun, um Gewalt zu verhindern. 

Eine Anlaufstelle für Burschen und Männer gibt es in Innsbruck mit dem Verein „Mannsbilder“. Egal ob Gewalt, eine Lebenskrise oder das Thema Partnerschaft: Mannsbilder bietet kostenfreie und vertrauliche Beratungen an. Dieses Angebot wird auch von den Betroffenen gut angenommen, denn allein in Tirol fanden im Jahr 2023 über 5100 Beratungen statt und die Zahl steigt stark. Um diese Menge an Beratungen überhaupt anbieten zu können, mussten neue Berater eingestellt werden. Diese konnten aber keinen Platz in der Innsbrucker Beratungsstelle finden, weshalb die neuen Mitarbeiter in ein in der Nähe gelegenes Ausweichquartier einziehen mussten. Jenes war aber überhaupt nicht an die Bedürfnisse des Vereins angepasst und dementsprechend nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Jetzt ist dieses Problem jedoch Geschichte. Denn gemeinsam mit Landesrätin Eva Pawlata (SPÖ) und dem Vizebürgermeister der Stadt Innsbruck Georg Willi (GRÜNE) wurde ein gesamtes neues Stockwerk in der Beratungsstelle in Innsbruck feierlich eröffnet. Das Land Tirol förderte die Umbauarbeiten mit 30.000 Euro. Zudem ist im Jahr 2024 eine Fördersumme von 260.000 Euro für den Verein vorgesehen.

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Wir müssen Raum schaffen für Gewaltschutz und Gewaltprävention. Das heißt auch für die Arbeit mit Tätern.

 Georg Willi, Vize-BM Innsbruck


Männerberatung als Akt des Gewaltschutzes
Mannsbilder setzt sich stark für die Gewaltprävention ein. Diese Prävention gelingt durch Workshops an den Schulen oder regelmäßig stattfindenden Reflexionsgruppen, welche von Männern für Männer angeboten werden. Hierbei geht es um den Austausch über jegliche Männerthemen, welche von Psychologen und Beratern begleitet werden. Aber auch die Beratung und Gespräche mit Gewalttätern wird angeboten. 80 Prozent jener nehmen dieses Angebot sogar freiwillig an. Der Wille zur Besserung und ein Eingeständnis des Fehlverhaltens ist also offensichtlich bei den meisten gegeben. 

„Effektiver Gewaltschutz umfasst sowohl den Schutz der von Gewalt Betroffenen als auch die Arbeit mit Tätern sowie mit Männern und Burschen. Durch die Erweiterung des Angebots von ,Mannsbilder' sollen Männer und Burschen in akuten Krisen und nach aktuellen Gewaltvorfällen zeitnahe beraten werden können. Ziel ist es, sie auf dem Weg zu einem gewaltfreien und verantwortungsvollen Leben zu unterstützen. Dabei geht es darum, eine Kultur der Gleichberechtigung zu fördern, von der alle Geschlechter profitieren“, betont die Landesrätin. „Gewalt kann keine Antwort sein, Gewalt – egal gegen wen gerichtet – kann und darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben – Deshalb haben wir uns auch entschlossen, die Förderung für den Verein ‚Mannsbilder‘ im Jahr 2025 auf 67.000 Euro jährlich zu erhöhen“, ergänzt Willi. 

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Die Entwicklung der Gewalt in Österreich ist schockierend!

Martin Christandl, Obmann Verein „Mannsbilder“


Gewalt nimmt wieder zu
Der Anstieg der benötigten Beratungsplätze hat nicht nur mit der immer mehr reflektierten Denkweise der Männer zu tun, sondern auch damit, dass es zuletzt wieder mehr Gewalttaten in Österreich gegeben hat.

„Die Gewalt von Männern gegenüber Frauen hat sich erhöht. So merkt man auch in den Schulen, wo vor zehn Jahren das Schlagen von Frauen noch ein absolutes No-Go war, ist es heute ein Bild der Alltäglichkeit. Dieses Problem hat aber nichts mit der Migration zu tun, vielmehr mit den Krisen und Unsicherheiten, welchen wir alle in der letzten Zeit ausgesetzt sind. Denn in solchen Zeiten orientieren sich Männer gerne an vertrauten, aber längst überholten klassischen Rollenbildern“, so der Obmann des Vereins „Mannsbilder“ Martin Christandl. Umso wichtiger ist es nun, die Aufmerksamkeit auf die Möglichkeiten der Mannsbilder zu setzen, um dem Trend so schnell wie möglich entgegenzuwirken. Mit den neuen Räumlichkeiten ist der Verein gegen diese und neuen Herausforderungen auch gewappnet.

Lorenz Kanzian, Kronenzeitung

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