Mehr als 500 Vertreterinnen und Vertreter der steirischen Kulturszene schlagen Alarm: Durch die von der FPÖ angekündigten Kürzungen im Kulturbudget sehen sie die Freiheit der Kunst gefährdet. In einem offenen Brief wenden sie sich nun an ÖVP-Chefverhandler Christopher Drexler.
Am kommenden Dienstag stehen im Zuge der Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP die Themen Kultur und Volkskultur auf der Agenda. Noch vor dieser Verhandlung meldet sich nun eine breite Front der heimischen Kulturszene zu Wort, die um ihre Existenz zittert. Hintergrund: Die Blauen hatten im Wahlkampf ja unter anderem gegen „Fair Pay“ und „kulturelle Experimente wie das Bruseum“ gewettert und ausreichend „Einsparungspotenzial“ im Kultursektor gewittert.
„Strukturell und finanziell absichern“
In einem offenen Brief richten rund 500 Vertreterinnen und Vertreter der heimischen Kulturszene nun einen Appell an Christopher Drexler als Chefverhandler der ÖVP: „Wir haben Sie als engagierten Kulturreferenten kennengelernt und appellieren nun an Sie, dafür Sorge zu tragen, dass im Koalitionsabkommen Rahmenbedingungen festgeschrieben werden, die das Feld der Kunst und Kultur auch in Zukunft strukturell und finanziell absichern.“
„Wir haben allen Anlass zu befürchten, dass die Kraft freier Kunstausübung abgeschafft werden soll, um einen Kunst- und Kulturbegriff einer „homogenen Leitkultur“ zu etablieren. Wir können an Entwicklungen in Ungarn und der Slowakei ablesen, welch fatale Folgen das für den Zustand von Gesellschaft hat. Die Geschichte zeigt: autoritäre politische Bewegungen schränken zuerst das vielfältige Kunst- und Kulturfeld ein.“
So fordern sie in dem Schreiben unter anderem den Erhalt der ORF-Haushaltsabgabe in der Verwendung für das Kulturbudget, die Absicherung der Arbeit von Beteiligungsgesellschaften (UMJ, Bühnen Graz, etc.), Institutionen und Vereinen durch mehrjährige Verträge, die Weiterentwicklung von Fair Pay, die Valorisierung des Kulturbudgets, die Unterstützung von innovativen Ansätzen und die Umsetzung der Kulturstrategie 2030.
„Ungewissheit strapaziert prekäre Lage“
Vor allem die Verzögerung bei den mehrjährigen Förderverträgen ist für viele Kulturinstitutionen ein großes Thema. So warnte etwa die IG Kultur Steiermark zuletzt, dass es seitens des Landes noch immer keine Ausschreibungen für die mehrjährigen Fördervereinbarungen für 2026-2028 gäbe: „Während die Stadt Graz hier trotz der angespannten budgetären Situation ihre Verantwortung erkannt und den Kulturinitiativen Planungssicherheit ermöglicht hat, bleibt das Land Steiermark diese schuldig. Diese Ungewissheit strapaziert die ohnehin prekäre Lage der steirischen Kulturinitiativen“, sagt deren Geschäftsführerin Lidija Krienzer-Radojevic.
Und sie unterstreicht einmal mehr, dass die Branche nicht nur ein geistig und gesellschaftlich relevanter Faktor sei, sondern auch von wirtschaftlicher Bedeutung: „Über 11.600 erwerbstätige Personen sind in der Steiermark im Kunst- und Kultursektor beschäftigt. Sie erzielen jährlich eine Wertschöpfung von über 625 Millionen Euro.“
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