In der Vorweihnachtszeit stehen Zustelldienste enorm unter Druck. Die „Krone“ hat sich im Post-Logistikzentrum Kalsdorf umgesehen, wo derzeit täglich 260.000 Pakete sortiert werden.
Im Minutentakt passieren Lkw das Einfahrtstor zum Post-Logistikzentrum Kalsdorf im Gewerbegebiet südlich von Graz. Am zweitgrößten Paketumschlagplatz der Österreichischen Post sorgen derzeit rund 300 Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr dafür, dass Pakete aus aller Welt an ihren Bestimmungsort gelangen.
Drei Millionen Pakete in der Steiermark zugestellt
„Das Weihnachtsgeschäft hat voll an Fahrt aufgenommen“, sagt Martin Kohlmayer, Leiter des Logistikzentrums und setzt nach: „Gestern haben wir rund 260.000 Pakete sortiert. Etwa doppelt so viele wie in Sommermonaten.“ Mehr als drei Millionen Pakete werden laut Post im Dezember in der Steiermark verarbeitet und zugestellt.
Auf einer gigantischen Förderanlage rauschen Packerl durch die 25.000 Quadratmeter große Halle und werden über Rutschen zum Weitertransport verteilt. Der Automatisierungsgrad ist hoch. Die Mitarbeiter sind vorwiegend Hilfskräfte, die Pakete zwischen Förderbändern und Transportfahrzeugen hin und her „schupfen“.
Im Jahr 2020 wurde das Postzentrum Kalsdorf eröffnet. Man startete mit einer Durchsatzrate von 12.000 Paketen pro Stunde. Bis zum Jahr 2030 war der Vollausbau auf 20.000 Sendungen pro Stunde geplant – dieser Wert wurde jedoch schon ein Jahr nach der Eröffnung erreicht. Angesichts des österreichweit seit Jahren zunehmenden Paketaufkommens ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis das Logistikzentrum Kalsdorf weiter ausgebaut wird.
Amazon: Konkurrent, aber auch großer Kunde
Das heuer in Premstätten eröffnete Amazon-Verteilzentrum bekomme man hier im täglichen Geschäft kaum zu spüren: „Amazon ist zwar Konkurrent, zugleich aber auch einer unserer größten Kunden“, sagt Logistik-Chef Kohlmayer.
Von Kalsdorf aus werden sortierte Pakete dann weiter zu Zustellbasen in der ganzen Steiermark transportiert. Die größte Basis ist direkt im Haus angesiedelt und beliefert unter anderem den Großraum Graz. Bis zu 35.000 Pakete werden alleine von hier aus an Haushalte zugestellt. „Derzeit haben die Zusteller hohe Mengen zu bewältigen, von 180 bis zu 300 Paketen“, erklärt Basenleiter Alexander Kosiak. Steiermarkweit sind zur Weihnachtszeit rund 1800 Zusteller im Einsatz.
Franz Doppelhofer, Vorsitzender der Post-Gewerkschaft Steiermark, war selbst 30 Jahre lang Zusteller und kennt die Belastungen des Jobs.
„Krone“: Weihnachten ist für die Post die arbeitsintensivste Zeit des Jahres. Wie sieht die Personallage bei Zustellern aus?
Franz Doppelhofer: Im Großraum Graz ist die Personallage sehr angespannt, punktuell ist es aber auch in der Obersteiermark ein Riesenproblem.
Woran liegt das?
Zunächst einmal am generellen Arbeitskräftemangel. Und wir sind jetzt auch nicht die Top-Zahler, es gibt Kollektivverträge, wo man mehr verdienen kann. Im Großraum Graz und der Obersteiermark hat man in der Industrie mehr Möglichkeiten. Und vor allem junge Mitarbeiter wollen geregelte Arbeitszeiten. Die können wir nicht immer bieten, weil die Mengen immer unterschiedlich sind.
Derzeit geht es für Paketzusteller sehr stressig zu. Was sind die größten Belastungen?
Ich war selbst 30 Jahre lang Zusteller, die größte Belastung ist der Zeitdruck. Man kriegt in der Früh jede Menge Briefe und Pakete, und der Auftrag ist, das zuzustellen. Man will natürlich alles schaffen, und wenn das nicht mehr geht und man Unterstützung braucht, ist es frustrierend. Viele Mitarbeiter kündigen.
Wie hat sich der Beruf des Postzustellers in den letzten Jahren gewandelt?
Früher hatten wir viel mehr „echte“ Briefe zuzustellen. Das hat sich gewandelt zum Paketzusteller, der halt ein bisschen Post mitnimmt. Das wird sich weiter zuspitzen, und da ist auch das Unternehmen gefordert, Arbeitsplätze neu zu definieren, damit die Arbeit wieder in normaler Zeit schaffbar ist.
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