Der bekannte Grazer Richter Helmut Wlasak ist seit gut zwei Jahren im „Unruhestand“. Jetzt hat er sein drittes Buch mit einmaligen Einblicken in den Gerichtsalltag veröffentlicht.
Nach 35 Jahren in der Justiz und 7774 Prozessen könnte man meinen, dass ein Strafrichter genug vom Verbrechen hat und sich im Ruhestand den angenehmeren Seiten des Lebens widmet. Doch von einem ruhigen Pensionisten-Dasein will Helmut Wlasak, der wohl bekannteste Richter der Steiermark, auch gut zwei Jahre nach seinem letzten Arbeitstag am Grazer Straflandesgericht nichts wissen. Der rastlose Jurist tourt nach wie vor mit seinen Vorträgen durchs Land, ist in der Vinzenzgemeinschaft engagiert – und erfolgreicher Autor.
Nach „In allen Punkten“ und „Nicht schuldig“ hat Wlasak kürzlich sein drittes Buch vorgelegt. In „Freispruch“ schöpft er erneut aus seinem gewaltigen Erfahrungsschatz aus Tausenden Prozessen – und vor allem den menschlichen Schicksalen dahinter. Es geht wieder um reale Fälle, von „patscherten“ und unfreiwillig komischen Kleinkriminellen über eiskalte Mörder bis hin zu internationalen Drogenbanden, die genug Stoff für Netflix-Serien bieten würden.
„Das echte Motiv findet man nicht so leicht“
„Ich glaube, die Schreiberei ist in Wahrheit nichts anderes, als eine Verarbeitung von dem, was ich erlebt habe“, sagt Wlasak zur „Krone“. Dass die Schilderungen in seinen Büchern sehr detailreich, menschlich und lebhaft sind, ist Wlasaks akribischer Dokumentation während seiner gesamten Laufbahn zu verdanken. „Ich habe immer schon alles gesammelt und mir Notizen gemacht, in meinem Büro sieht’s furchtbar aus.“
Die Fälle in Wlasaks Buch sind weit mehr als nüchterne Prozessprotokolle. Wie schon in seiner Arbeit als Richter bohrt er stets tiefer und ergründet das „Warum“. „Das echte Motiv findet man nicht so leicht. Und wenn man’s genau nimmt, forscht die Justiz auch nicht immer so genau danach.“
Kinderbücher statt Krimis
Wie die Besucher seiner Vorträge will Wlasak auch seine Leser ein Stück weit wachrütteln: „Es soll ja auch was bewirken, viele Leute wissen ja überhaupt nicht, was vor Gericht abgeht und was ein Strafrichter eigentlich macht“, so der dreifache Großvater, der selbst keine Krimis oder True-Crime-Bücher liest. „Derzeit lese ich vor allem das, was meine Enkerln lesen.“
Die tägliche Arbeit als Richter gehe ihm „eigentlich überhaupt nicht ab“. Aber: „Wenn ich über Medien gewisse Dinge mitbekomme, zum Beispiel über Immobilien-Superwuzzis und organisiertes Verbrechen zum Quadrat, dann denke ich mir schon manchmal, das würde ich gerne verhandeln.“
Am 30. Jänner 2025 um 19.30 Uhr liest Helmut Wlasak in der Buchhandlung Moser in Graz aus seinem neuen Buch „Freispruch“.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.