In Rumänien griff Russland offenbar massiv in den Präsidentschaftswahlkampf ein. „Auch in Österreich gab es mehr als 100 Angriffe vor den Nationalratswahlen“, warnt jetzt ein Cyberprofi.
Der rechtsradikale Gewinner der Präsidentenwahl Rumäniens, Călin Georgescu, hatte sich zu früh gefreut. Vergangenen Freitag entschied das Verfassungsgericht des EU-Mitgliedsstaates, dass die Präsidentenwahl wiederholt werden muss. Der Grund waren Enthüllungen des rumänischen Inlandsgeheimdienstes.
Soziale Medien manipuliert
Das Land sei zum Ziel eines, so heißt es, „aggressiven russischen hybriden Angriffs“ geworden. Konkret seien über die Plattform TikTok im Vorfeld der Wahl in großem Stil Konten koordiniert, Empfehlungsalgorithmen manipuliert und Werbung für den Kandidaten massiv gefördert worden.
Das Ergebnis ist bekannt: Der prorussische Kandidat Georgescu gewann mit 23 Prozent, obwohl dem vermeintlichen Außenseiter davor nur einstellige Werte prognostiziert worden waren.
Heimische Wahlen kamen mit blauem Auge davon
Einer, den die Vorgänge in Rumänien nicht wundern, ist „Krone“-Cyberexperte Cornelius Granig. Nach den österreichischen Nationalratswahlen im Herbst habe er mit dem nationalen Cyber Intelligence Direktor Rumäniens gesprochen. Auch er hatte bereits vor bevorstehenden russischen Angriffen gewarnt. Schon in der jüngeren Vergangenheit wurde neben Österreich auch Rumänien häufiger zum Ziel der Hackergruppe „NoName“, die – wie berichtet – immer wieder versucht, die Betriebssysteme österreichischer Behörden und Firmen lahmzulegen.
Ziel der Russen ist, unser Wahlsystem infrage zu stellen, die Bevölkerung mit Desinformation und Cyberattacken schwer zu verunsichern.
„Krone“-Cyberexperte Dr. Cornelius Granig zu Angriffen auf Wahlen
Bild: OTS/Manfred Weis
Österreichische Einrichtungen als Ziel
„Wir sind einigermaßen gut davongekommen“, verweist Granig darauf, wie sich russische Desinformationskampagnen und Hackerangriffe auch auf unsere Wahlen hätten auswirken können. Tatsache ist, dass es zwischen Juni und der Nationalratswahl am 29. September zu mehr als 100 Angriffen auf österreichische Einrichtungen, Firmen und Parteien gekommen ist. Ziel der Russen sei es, die Demokratie zu schwächen.
„Bei uns ist das nicht gelungen, in Rumänien konnte die Wahl eines von den Russen digital herbeigezauberten Kandidaten im letzten Moment verhindert werden“, zeigt sich der Cyber-Experte erleichtert. Nun sei es aber Aufgabe der Medien, der Bevölkerung reinen Wein einzuschenken. Egal, wie die Wahlwiederholung ausgeht – ein schaler Beigeschmack bleibt.
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