Tag der Entscheidung

Steiermark: ÖVP-Revolte kostet Drexler den Kopf

Steiermark
16.12.2024 12:05

Revolte bei der steirischen ÖVP: Parteichef Christopher Drexler steht vor dem Rückzug – er wird dazu vehement gedrängt, weil seine Unterstützer mittlerweile in der Minderheit sind. Als Nachfolgekandidat hatte zunächst Karlheinz Kornhäusl die besten Karten – doch der Wirtschaftsbund putschte und will nun Manuela Khom (bisher Landtagspräsidentin) als neue Nummer 1 installieren. Sie soll mittlerweile fix die Parteiobmannschaft und den Landeshauptmann-Stellvertreter übernehmen, zumindest für eine Übergangszeit. 

Christopher Drexler (53) steht zwei Tage vor dem Ende seiner Amtszeit als Landeshauptmann der Steiermark vor dem Rücktritt: Noch bevor heute um 15 Uhr das Präsidium der steirischen Volkspartei und um 17 Uhr der Vorstand tagt, soll Drexler „Geschichte“ sein. Schon am Vormittag zeichnete sich ab, dass der Parteiobmann, der diese Funktion im Frühsommer 2022 von Hermann Schützenhöfer übernommen hat, keine Mehrheit mehr findet. Wie die „Steirerkrone“ aus mehreren gut informierten Quellen erfährt, wurde Drexler nach der Wahlschlappe bei der Landtagswahl der Rücktritt nahegelegt. Am Vormittag legten sich die Bezirksparteiobleute gegen ein „Weiter so wie bisher“ quer und entzogen Drexler das Vertrauen. 

Das Wichtigste im Überblick:

  • In der steirischen ÖVP dürfte kein Stein auf dem anderen bleiben. Der Montag ist geprägt von heftigen Personalspekulationen.
  • Es geht nicht zuletzt um den Chefposten: Noch-Landeshauptmann Christopher Drexler wackelt gehörig und dürfte vom parteiinternen Gegenwind verblasen werden.
  • Als potenzielle Nachfolgerin wurde in den vergangenen Stunden ein neuer Name ins Spiel gebracht: Landtagspräsidentin Manuela Khom soll vom Wirtschaftsbund favorisiert werden.
  • Weiters geht es um die Frage, wer die vier schwarzen Posten in der Landesregierung übernehmen soll. Als Fixstarterinnen gelten Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl und Agrar-Ressortchefin Simone Schmiedtbauer.
  • Am Nachmittag tagt zuerst das Landesparteipräsidium, anschließend der Parteivorstand. In den intensiven Verhandlungen sollen die Weichen endgültig gestellt werden.
WKO-Boss Josef Herk sprach sich gegen Drexler und für Khom aus. (Bild: Ripix/Richard Großschädl)
WKO-Boss Josef Herk sprach sich gegen Drexler und für Khom aus.

Wirtschaftsbund putschte Drexler weg
Außerdem bläst ihm aus dem Wirtschafts- und Bauernbund heftiger Wind entgegen. Von Schreiduellen unter den Spitzenfunktionären wird der „Krone“ berichtet. Auf der Habenseite hat Drexler, dass die ÖVP und nicht die ebenfalls um die Gunst der Wahlsiegerpartei FPÖ buhlenden SPÖ zu Koalitionsverhandlungen eingeladen wurde. Ihm gelang dabei auch, der ÖVP vier Regierungssitze zu retten. Aber das Koalitionsprogramm trägt eine sehr deutlich blaue Handschrift, auch bei der Ressortverteilung hat sich die FPÖ deutlich durchgesetzt. Für die ÖVP bleibt nur das ungeliebte Gesundheitsressort, in dem das von der ÖVP so lange forcierte Projekt Leitspital Stainach-Pürgg abgewickelt werden muss.

Wirtschaftsbund will Präsidentin Khom „installieren“. (Bild: Jauschowetz Christian/Christian Jauschowetz)
Wirtschaftsbund will Präsidentin Khom „installieren“.

Um die Position des 2. Landtagspräsidenten, die schon Noch-Landesrat Werner Amon zugedacht gewesen sein soll, kämpft Amon-Freund Drexler laut Stimmen aus den Gremien aber selbst noch vehement – wenn er nicht für diese Position nominiert werde, hieß es, drohe er mit einer Kampfabstimmung, die sich wiederum die meisten Spitzenvertreter der Landespartei nicht wünschen.

Manuela Khom als neue Parteichefin?
Als Favorit auf die Drexler-Nachfolge als Parteiobmann und Landeshauptmann-Stellvertreter galt zunächst der 42-jährige Gesundheits-Landesrat Karlheinz Kornhäusl. Doch in letzter Minute wurde auch noch nach einem neuen Gesicht für die Landesschwarzen gesucht. 

Der Wirtschaftsbund putschte dem Vernehmen nach – und will Landtagspräsidentin Manuela Khom (61) als Parteichefin „installieren“. Treibende Kraft dahinter soll Wirtschaftskammer-Boss Josef Herk sein. Seit Stunden tagen die Gremien, „es geht hoch her“, berichten Funktionäre. Denn gegen Khom regte sich Widerstand, der Partei drohte die Spaltung! Um dieses Worst-case-Szenario zu verhindern, soll man sich am Nachmittag doch auf Khom geeinigt haben. Die bisherige Landtagspräsidentin dürfte für eine Übergangszeit die Parteiobmannschaft und den LH-Stellvertreter übernehmen.

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