Revolte bei der steirischen ÖVP: Parteichef Christopher Drexler tritt ab, er wurde vehement dazu gedrängt, weil seine Unterstützer in der Minderheit waren. Als Nachfolgekandidat hatte zunächst Karlheinz Kornhäusl die besten Karten – doch der Wirtschaftsbund putschte und installiert nun Manuela Khom (bisher Landtagspräsidentin) als neue Nummer eins. Sie übernimmt fix die Parteiobmannschaft und den Landeshauptmann-Stellvertreter, zumindest für eine Übergangszeit.
Christopher Drexler (53) wurde zwei Tage vor dem Ende seiner Amtszeit als Landeshauptmann der Steiermark abmontiert: Noch bevor das Präsidium der steirischen Volkspartei und der Vorstand tagten, war Drexler „Geschichte“. Schon am Vormittag hatte sich abgezeichnet, dass der Parteiobmann, der diese Funktion im Frühsommer 2022 von Hermann Schützenhöfer übernommen hatte, keine Mehrheit mehr fand.
Wie die „Steirerkrone“ aus mehreren gut informierten Quellen erfuhr, wurde Drexler nach der Wahlschlappe bei der Landtagswahl der Rücktritt nahegelegt. Die Bezirksparteiobleute legten sich gegen ein „Weiter so wie bisher“ quer und entzogen Drexler das Vertrauen.
Das Wichtigste im Überblick:
Wirtschaftsbund putschte Drexler weg
Drexler blies vor allem aus dem Wirtschafts- und Bauernbund heftiger Wind entgegen. Von Schreiduellen unter den Spitzenfunktionären wurde der „Krone“ berichtet. Auf der Habenseite hat Drexler allerdings, dass die ÖVP und nicht die ebenfalls um die Gunst der Wahlsiegerpartei FPÖ buhlende SPÖ zu Koalitionsverhandlungen eingeladen wurde. Ihm gelang es auch, der ÖVP vier Regierungssitze zu retten.
Aber das Koalitionsprogramm trägt eine sehr blaue Handschrift, auch bei der Ressortverteilung hat sich die FPÖ deutlich durchgesetzt. Für die ÖVP bleibt nur das ungeliebte Gesundheitsressort, in dem das von der ÖVP so lange forcierte Projekt Leitspital Stainach-Pürgg abgewickelt werden muss.
Um die Position des Zweiten Landtagspräsidenten, die schon Noch-Landesrat Werner Amon zugedacht gewesen sein soll, kämpfte Amon-Freund Drexler laut Stimmen aus den Gremien aber selbst noch vehement – wenn er nicht für diese Position nominiert werde, hieß es, drohe er mit einer Kampfabstimmung, die sich wiederum die meisten Spitzenvertreter der Landespartei nicht wünschen.
Treibende Kraft hinter dem „Putsch“ soll Wirtschaftskammer-Boss Josef Herk sein. Die Gremien tagten Stunden, „es ging hoch her“, berichten Funktionäre. Denn gegen Khom regte sich Widerstand, der ÖVP drohte gar die Spaltung. Um dieses Worst-case-Szenario zu verhindern, fixierte man schließlich die Personalie: Die bisherige Landtagspräsidentin übernimmt für eine Übergangszeit die Parteiobmannschaft und den LH-Stellvertreter.
„FPÖ-Veto“ gegen Khom
Vor dieser Entscheidung verlautete aus dem direkten Umfeld des künftigen Landeshauptmanns Mario Kunasek (FPÖ), dass man zum einen sehr irritiert über die Vorgänge in der ÖVP sei. Und zum anderen, dass man sich als Parteichef und LH-Stellvertreter nur jemanden vorstellen könne, mit dem man auch am Verhandlungstisch gesessen sei.
Im Klartext heißt das, Manuela Khom findet nicht die Zustimmung der Freiheitlichen. Was freilich nichts bringt. Die ÖVP deponierte umgehend, über Personalfragen entscheide sie selbst.
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